Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Weniger Autos, mehr Radler? So hat Corona den Verkehr verändert

Augsburg

Weniger Autos, mehr Radler? So hat Corona den Verkehr verändert

    • |
    Corona hat im städtischen Verkehr einiges durcheinander gewirbelt, doch für genaue Aussagen ist es noch zu früh.
    Corona hat im städtischen Verkehr einiges durcheinander gewirbelt, doch für genaue Aussagen ist es noch zu früh. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Die Corona-Pandemie hat auch in den Monaten nach den strengen Ausgangsbeschränkungen dafür gesorgt, dass in Augsburg weniger Menschen unterwegs waren und der Verkehr zurückging. Das legt die Auswertung verschiedener Verkehrsstatistiken nahe. Inzwischen scheint sich das Verkehrsaufkommen beim Autoverkehr wieder der Vor-Corona-Zeit anzugleichen.

    Exakte Zahlen dazu, wie sich die Beliebtheit einzelner Verkehrsmittel in der Corona-Krise entwickelt hat, gibt es bislang nicht. Man kann davon ausgehen, dass auch die Kurzarbeit - etwa 40 Prozent der Betriebe in der Region waren davon betroffen - und die Arbeit im Homeoffice größere Auswirkungen hatten. Wer nicht zur Arbeit muss, verzichtet auch auf Fahrten mit Auto, Rad oder Nahverkehr. Manches, so die Einschätzung der Verkehrsplaner im städtischen Tiefbauamt, hänge bei eher kurzfristigen Betrachtungen auch vom Wetter ab, etwa was den Radleranteil betrifft. Für grundsätzliche Aussagen sei es insofern noch zu früh. Grundsätzlich habe Corona Verkehrsprognosen schwieriger gemacht, weil weder klar sei, wie verbreitet Homeoffice künftig sein werde noch wie sich der Lkw- und Wirtschaftsverkehr entwickle.

    In Augsburg waren während des Corona-Lockdowns weniger Autos unterwegs

    Autoverkehr: Während des Lockdowns im Frühjahr gingen die Verkehrszahlen deutlich nach unten. Das ergeben auch Daten des Navigationsgeräte-Herstellers TomTom, der über Satellitensignale seiner Geräte Auswertungen zum Staugeschehen macht. Während des Lockdowns im März/April gab es in Augsburg deutlich weniger Staus und Verzögerungen als im Vorjahresvergleichszeitraum.

    Das war tendenziell auch im Juni, Juli und August zu beobachten. Seit dem Ende der Sommerferien hat sich die Stausituation aber wieder dem üblichen Zustand angenähert. Die TomTom-Daten korrespondieren auch mit Zahlen des Tiefbauamts. Seit dem Beginn der Corona-Epidemie werden zwar keine Verkehrszählungen an Kreuzungen mehr durchgeführt, die automatische Erfassung an den Ampeln läuft aber im Hintergrund weiter. Stellenweise wurde Mitte September an einigen Stellen sogar etwas mehr Verkehr registriert als im Vorjahr. Interessant: Im August gab es laut TomTom-Auswertung an den Sonntagen mehr Verkehr als vor einem Jahr. Möglicherweise verbrachten mehr Augsburger die Ferien im Hinblick auf Corona zu Hause.

    Der Fahrradboom blieb in Augsburg aus

    Fahrrad: Die städtischen Radzählstationen haben in diesem Jahr in absoluten Zahlen keinen Fahrradboom registriert, aber immerhin leichte Steigerungen. Beispiel Konrad-Adenauer-Allee und Ulrichsbrücke: 2019 wurden dort zwischen Januar und Mitte September 683.000 beziehungsweise 558.000 Radler registriert, im sehr warmen und trockenen Jahr 2018 etwas mehr. Heuer wurden 691.000 beziehungsweise 614.000 Radler gezählt. Speziell seit dem Schulbeginn sind die Zahlen nach oben gegangen. Gemessen daran, dass Mitte des Jahres viele Schüler wochenweise im Zuhause waren, sprechen die trotzdem gestiegenen Zahlen dafür, dass der Anteil des Rads am Verkehrsgeschehen insgesamt zugenommen hat. Allerdings sieht das Tiefbauamt die Zahlen differenziert: Man vermute, dass unter den Radlern viele Nahverkehrsnutzer sind, die jetzt einen Bogen um Bus und Straßenbahn machen. Dies sei aber ausdrücklich nicht das Ziel des Projekts Fahrradstadt, heißt es. Ob der Ausweicheffekt sich im Herbst mit kühlerem und regnerischem Wetter fortsetzt, ist unklar.

    Der Nahverkehr hat in Augsburg immer noch weniger Fahrgäste

    Nahverkehr: Bei den Stadtwerken ist man aktuell wieder bei etwa 60 Prozent der Fahrgäste im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Krise angelangt. Wie berichtet kamen andere Städte auf teils deutlich höhere Werte von 80 oder 90 Prozent. Allerdings, so die Stadtwerke, sei dafür wohl die Zählweise maßgeblich. Rechne man die Fahrgastzahlen wie sonst üblich aufgrund der verkauften Fahrkarten (für Abos wird eine bestimmte fixe Nutzungshäufigkeit veranschlagt, egal ob gefahren wird oder nicht) hoch, lägen die Stadtwerke auch in dieser Größenordnung, so Sprecher Jürgen Fergg. Bei den 60 Prozent handle es sich aber um „echte“ Zahlen aufgrund von Zählungen durch Personal oder elektronischer Erfassung an den Fahrzeugtüren und daraus folgenden Hochrechnungen.

    Die Zahl der Abo-Kündigungen sei im Zuge der Corona-Krise bisher nicht spürbar nach oben gegangen, etwa weil Fahrgäste den Nahverkehr generell meiden oder sich ein Abo aufgrund von Kurzarbeit oder Heim-Büro nicht mehr lohnt. Mit dem nach wie vor etwas reduzierten Angebot (bei Trams gilt der 7,5-Minuten-Takt statt des sonst üblichen Fünf-Minuten-Takts) habe der Fahrgastschwund jedenfalls nichts zu tun, sind die Stadtwerke überzeugt Mit 7,5 Minuten liege Augsburg im Städtevergleich immer noch sehr gut beim Angebot, so Fergg. 90 Prozent der sonst üblichen Verkehrsleistung werde gefahren. Die Stadtwerke betonen, dass das Infektionsrisiko im Nahverkehr von Experten als sehr gering eingeschätzt wird.

    Fußgänger: Zum Fußgängerverkehr gibt es grundsätzlich keine Zahlen außer den regelmäßigen Haushaltsbefragungen, die die TU Dresden alle fünf Jahre im Auftrag der Stadt für alle Verkehrsmittel macht. Demnach werden 31 Prozent aller Wege in der Stadt zu Fuß zurückgelegt. Ob dieser Anteil zuletzt gestiegen ist, ist ungewiss.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Corona: Nahverkehr in Augsburg ist der Verlierer

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden