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Augsburg: Weihnachtsansturm: Müssen Kunden draußen Schlange stehen?

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Weihnachtsansturm: Müssen Kunden draußen Schlange stehen?

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    In der City-Galerie bildeten sich bereits bevor die verschärften Corona-Regeln galten teils schon lange Schlangen vor Geschäften. Jetzt wird die Zahl der zugelassenen Kunden noch weiter reduziert.
    In der City-Galerie bildeten sich bereits bevor die verschärften Corona-Regeln galten teils schon lange Schlangen vor Geschäften. Jetzt wird die Zahl der zugelassenen Kunden noch weiter reduziert. Foto: Michael Hochgemuth

    Der erste Adventssamstag ist für den Handel traditionell der Start ins Weihnachtsgeschäft. Für viele beginnt dann die Hauptsaison mit guten Umsätzen. Bürger machen sich auf und besorgen in einer schön geschmückten Stadt Geschenke. Oft herrscht dichtes Gedränge. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Wegen Corona gelten strenge Hygienevorgaben wie die Maskenpflicht und Abstandsregelungen, die Kunden schon bislang vom Bummel durch die Stadt abgehalten haben. Jetzt kommt eine weitere Verschärfung hinzu. Ab Samstag dürfen Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern nur noch einen Kunden pro 20 statt bisher zehn Quadratmetern einlassen. Die Zahl der bislang zugelassenen Kunden wird damit halbiert. Das hat Konsequenzen: Der Handel rechnet für die Adventszeit mit wieder steigenden Kundenzahlen. Kunden müssen davon ausgehen, dass sie wie im Frühjahr vor Geschäften Schlange stehen - auch vor der City-Galerie.

    Corona-Regeln im Advent: In der City-Galerie muss man womöglich doppelt anstehen

    Besonders treffen wird dieses Dilemma neben Bau- und Supermärkten vor allem große Kaufhäuser sowie Einkaufscenter wie die City-Galerie. In der Ladenpassage dürfen sich fortan nur noch 1250 Personen plus Personal gleichzeitig aufhalten. Ein Problem, wie Center-Manager Axel Haug beschreibt, denn die City-Galerie kam schon vor der Verschärfung der Regeln insbesondere an den Wochenenden an ihre Grenzen und musste kurzzeitig schließen. "Wir müssen daher gerade mit dem bevorstehenden Weihnachtsgeschäft damit rechnen, dass dies nun auch unter der Woche zum Tragen kommt."

    Wer die City-Galerie besucht, muss darüber hinaus damit rechnen, dass er doppelt ansteht. Die Zulassungsbeschränkungen gelten nämlich zusätzlich für die dort angesiedelten Geschäfte. Zwar dürfen diese - sofern sie weniger als 800 Quadratmeter messen - gleich viele Kunden einlassen wie bisher, aber wie erwähnt rechnet man in der Adventszeit mit steigenden Frequenzen. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass auch die bisher gültigen Beschränkungen schnell erreicht sind. Registriert wird die Anzahl der Kunden in der City-Galerie über eine Zählanlage. Ist die Maximal-Kundenzahl erreicht, wird die Passage geschlossen. An den Eingängen übernehmen die Aufgabe Ordner, am Parkhaus zeigt eine rote Ampel die Schließung an.

    Ähnlich wollen es im Übrigen auch Baumärkte regeln. Wie ein Sprecher von Bauhaus wissen lässt, wird ein Ampelsystem installiert, dass anzeigt, wann die Maximalzahl an Kunden erreicht ist. Gegebenenfalls müsse vor Ort mit entsprechenden Maßnahmen reagiert werden. Das Unternehmen appelliert deshalb an Kunden, den Aufenthalt auf das zeitlich Nötigste zu reduzieren und die Einkäufe über die komplette Woche zu verteilen, um so eine Ballung an den Wochenenden zu vermeiden. Auch City-Galerie-Chef Haug empfiehlt einen Weihnachtseinkauf unter der Woche und am Vormittag. So könne man sich den Spaß am Shoppen auch während Corona bewahren.

    Glückskekse und Verkauf im Freien sollen das Warten angenehmer machen

    Und wie gehen die kleineren Händler in der Innenstadt mit der Lage um? Sie sind zwar von den Verschärfungen der Quadratmeter-Regel ausgenommen, rechnen aber ebenso mit steigendem Kundenaufkommen. Das bringe auch die bisher gültigen Zulassungsbeschränkungen ins Wanken. Wartezeiten werden also auch hier nicht ausgeschlossen, so der Tenor. Manuela Rampserger, die in der Steingasse Tee Gschwendner betreibt, will daher in der Zeit vor Weihnachten auch vor dem Laden einen Verkauf anbieten. "Wir müssen es irgendwie schaffen, die Kunden ohne große Wartezeit zu bedienen", erklärt sie. Wer bei kalten Temperaturen anstehen muss, werde weitergehen.

    Das sehen auch Kollegen so und haben sich ebenfalls vorbereitet. Milana Reitmayer vom Ideenreich in der Altstadt hat 1000 Glückskekse bestellt, die sie an Kunden verteilen will, die womöglich kurz vor der Tür warten müssen. Auch über einen Heizpilz denkt sie nach. Ina Gantenbein von Kokett Dessous hält unterdessen an ihrem Lieferservice fest. Auch zur Ansicht kann man sich Ware bestellen. Auch das entzerre.

    Marcus Vorwohlt, Chef des Modehauses Rübsamen, hat neapolititanische Weihnachtskrippen in den Schaufenstern ausgestellt.
    Marcus Vorwohlt, Chef des Modehauses Rübsamen, hat neapolititanische Weihnachtskrippen in den Schaufenstern ausgestellt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Keine Sorgen, dass ihre Läden zu voll werden könnten, machen sich dagegen viele Modehändler. "Wir haben so schlimme Frequenzprobleme, dass uns die Beschränkung von nur einem Kunden pro 20 Quadratmeter kaum betreffen", sagt Marcus Vorwohlt vom Modehaus Rübsamen. Man wäre eher froh, würde man die trotz Verschärfung erlaubte Maximalzahl an Kunden überhaupt erreichen. "Die Umsatzeinbußen in diesem Lockdown light schlagen härter zu Buche als im Frühjahr", sagt der Händler. Zwar habe man im Vergleich zum ersten Mal überhaupt Umsatz, aber dafür auch höhere laufende Kosten.

    Unmut über die Corona-Maßnahmen unter Augsburger Händlern wächst

    Auch in schwierigen Zeiten wolle er sich kreativ zeigen, sagt der Geschäftsmann. Auf Mode, die im Schaufenster gezeigt wird, wird verzichtet. Stattdessen sind jetzt acht neapolitanische Weihnachtskrippen zu sehen. "Wir wollen ein wenig weihnachtlichen Glanz in die Innenstadt bekommen", sagt Vorwohlt. Denn natürlich sei es sehr bedauerlich, dass der Christkindlesmarkt wegen der Corona-Pandemie ausfallen müsse. Dem Weihnachtsmarkthändler Werner Rödel hat Vorwohlt eine Fläche im Modehaus zur Verfügung gestellt.

    Bei den Verantwortlichen im Handel ist die Hoffnung, ein gutes Weihnachtsgeschäft könnte die Verluste aus dem Frühjahr in Teilen kompensieren, also getrübt. Aufgeben wollen sie aber nicht: "Wir tun alles, dass der Einkauf sicher ist und auch in dieser Zeit Spaß macht", sagt Milana Reitmayer. Das sei man den Kunden schuldig und irgendwo auch sich selbst. "Das Weihnachtsgeschäft und das Zusammensein mit den Kunden in dieser Zeit sei immer etwas Besonderes". Das wolle sie sich bewahren.

    Wie trifft die Corona-Krise die Gastronomie? Hören Sie sich dazu unseren Podcast von Juni 2020 aus der Reihe "Augsburg, meine Stadt" an:

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