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Foto: Silvio Wyszengrad
Foto: Silvio Wyszengrad

Vanessa Kerst bereitet den Abend im Bayerischen Herzl vor. Im Außenbereich, der weihnachtlich dekoriert ist und an eine Skihütte erinnert, gilt bereits sei mehr als einer Woche 2G.

Augsburg
30.11.2021

Wegen Partys am Wochenende gilt draußen jetzt 2G: Das sagen Gastronomen

Von Miriam Zissler

Die Stadt Augsburg verschärft wie in München die Corona-Regeln im Außenbereich von Lokalen. Gastronom Spielberger will nun wohl gegen die Stadt vorgehen.

Im Lokal „Zum Bayerischen Herzl“ in der Spitalgasse gilt schon seit über einer Woche 2G – drinnen wie draußen. Denn als im Innenbereich auf 2G – also nur für geimpfte und genesene Personen – umgestellt wurde, hatte Wirtin Regine Schaller lange recherchiert, aber keine eindeutigen Angaben gefunden. Damit sie, ihre Mitarbeiter und Gäste auf der sicheren Seite sind, hat sie 2G in ihrem weihnachtlich dekorierten Innenhof gleich mit eingeführt – und war ihrer Zeit so voraus. Denn nun führt die Stadt Augsburg die 2G-Regel im Außenbereich von Lokalen ein. Das gilt bereits ab diesem Mittwoch. Eine Regelung, die laut Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bald auch im ganzen Freistaat gelten soll.

Die Gäste des „Bayerischen Herzl“ tragen auf den Wegen zum Platz, zum Ausschank und zur Toilette Maske, es gibt keine Stehtische, lediglich wer sitzt, darf auch Speisen und Getränke konsumieren. Die Stadt München führt ebenfalls am Mittwoch, 1. Dezember, die 2G-Regelung für die Außengastronomie ein. Der Grund sind „Auswüchse, wie wir sie dieses Wochenende leider an verschiedenen Stellen in der Stadt beobachten mussten“, so Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Auswüchse, die sich nicht wiederholen dürften. Auch Augsburg erließ noch am Dienstagabend eine entsprechende Allgemeinverfügung.

Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber wählt deutliche Worte

Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) wählte am Montag bereits deutliche Worte: „Leider hat das vergangene Wochenende die Notwendigkeit stärkerer Schutzmaßnahmen zu Tage gebracht. Das Fehlverhalten einiger weniger könnte nun ein weiteres Mal zu Verschärfungen für alle führen.“ ’Die Stadt Augsburg habe daraufhin mit der Prüfung für die Erweiterung der Regelung für die Außengastronomie begonnen, so Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU). Die aktuelle Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung sehe zwar Beschränkungen in der Außengastronomie nicht vor, dennoch könne eine weitergehende Beschränkung von der Kreisverwaltungsbehörde angeordnet werden, wenn sie dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz genüge.

Eine solche Beschränkung wurde nun erlassen: Sie diene dazu, die Gefahr einer Übertragung von Covid-19 in der Außengastronomie zu reduzieren. „Es sollen weitere Infektionen und ein Fortbestehen des Inzidenzwerts auf hohem Niveau verhindert werden. Zugleich soll einer weiteren Überlastung der Kliniken entgegengewirkt werden“, heißt es in der Mitteilung. Vor diesem Hintergrund ist ein Zugang zur Augsburger Außengastronomie ab Mittwoch nur noch mit einem 2G-Nachweis (Geimpft, Genesen) zulässig. Außerdem müsse eine FFP2-Maske getragen werden.

In Augsburg hatte es am Wochenende Auswüchse in Außengastronomien gegeben. Oberbürgermeisterin Eva Weber: "Der Freistaat hat es hier versäumt, klare Verhältnisse zu schaffen. Die Weihnachtsmärkte abzusagen, aber die Möglichkeit für Gastronomen offen zu lassen, in Außenbereichen hunderte Menschen zu bewirten, wurde leider ausgenutzt." Stein des Anstoßes dürfte unter anderem auch der vorweihnachtliche Imbissbetrieb auf der Terrasse des Restaurants Palladio in Kriegshaber gewesen sein. Inhaber Bernhard Spielberger hatte den Lokalbetrieb schon vor Wochen aus Protest gegen die Corona-Regeln eingestellt, weil er keine ungeimpften Gäste ausschließen wollte. Deshalb öffnete er nun seinen Imbissbetrieb explizit "für alle" und warb um das Erscheinen von geimpften und ungeimpften Gästen. Zum "Sündenbock" wolle er deshalb aber nicht hergenommen werden, betont er im Gespräch mit unserer Redaktion.

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Er sei auch kein "Corona-Leugner, sondern ein "Maßnahmen-Kritiker". In Spielbergers Augen werde das Coronavirus vor allem im privaten Umfeld und innerhalb geschlossener Räume übertragen und nicht im Freien. Eine Verschärfung der Corona-Regeln im Außenbereich von Gastronomien gebe seiner Meinung nach die aktuelle Infektionsschutzmaßnahmenverordnung auch gar nicht her. Spielberger würde "natürlich" dagegen vorgehen, wenn 2G in der Außengastronomie in Augsburg eingeführt wird, meinte er bereits, bevor die Stadt die Verschärfung offiziell bekanntgab. "Wenn dann in ganz Bayern und nicht nur in Augsburg. Dann fahren doch alle nach Steppach, Friedberg oder Königsbrunn. Das ist wie eine Wirtschaftsförderung für das Umland", sagt er. Den To-Go-Verkauf könne ihm letztlich niemand nehmen.

Die Stadt kontrolliere regelmäßig die Außengastronomieflächen, erläutert Ordnungsreferent Frank Pintsch. Hierbei gehe es um eventuelle Überschreitungen der genehmigten Flächen auf öffentlichen Verkehrsflächen oder Ruhestörungen. „Im Übrigen werden die Einhaltung der Corona-Regeln sowohl seitens der Polizei als auch des städtischen Ordnungsdienstes mit Nachdruck kontrolliert, um die vierte Welle der Pandemie schnellstmöglich zu brechen.“ Im vorliegenden Fall von Auswüchsen in Außengastronomien könne auf Grundlage des Infektionsschutzes eine Allgemeinverfügung durch das Gesundheitsreferat in Abstimmung mit anderen städtischen Dienststellen erarbeitet werden. Das ist nun geschehen.

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Foto: Annette Zoepf
Foto: Annette Zoepf

So ging es am Wochenende auf der Terrasse des Restaurants Palladio zu.

Viele Gastronomen haben sich bereits vor diesem Wochenende Gedanken über den Betrieb ihres Lokals gemacht. Stefan "Bob" Meitinger hat einen Winterbiergarten auf dem Helmut-Haller-Platz eröffnet. Dort wird von Vornherein die 2G-Regel angewandt. "Weil wir das gut finden", sagt Meitinger. An der Kulperhütte gehen Gäste laut Wirt verantwortungsvoll mit der derzeitigen Situation um, viele Personen tragen in der Schlange vor dem Verkaufsfenster Maske und verteilen sich anschließend auf dem weitläufigen Areal an der Wertach. "Wir haben den Innenraum ohnehin schon geschlossen. Dort finden nur noch kleinere, geschlossene Veranstaltungen statt", sagt Wirt Oliver Hüttenmüller. Er wartet ab, wie eine mögliche Verschärfung in Augsburg aussehen würde. "Wir müssen dann sehen, ob wir das Konzept auf die Kulperhütte umsetzen können, ob es wirtschaftlich ist oder ob wir zumachen müssen."

Herzl-Wirtin Regine Schaller übrigens hat neben 2G in ihrem Außenbereich auch gleich noch einen Lieferservice für Ungeimpfte eingeführt. "Wir wollen niemanden ausschließen und haben schon viele Anfragen erhalten."

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