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Augsburg: Was passiert, wenn die Tagesmutter ausfällt? Augsburg sucht neue Lösungen

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Was passiert, wenn die Tagesmutter ausfällt? Augsburg sucht neue Lösungen

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    600 Kinder werden in Augsburg von Tagesmüttern und -vätern betreut. Im Krankheitsfall springen die Eltern meist selber als Betreuung ein.
    600 Kinder werden in Augsburg von Tagesmüttern und -vätern betreut. Im Krankheitsfall springen die Eltern meist selber als Betreuung ein. Foto: Julian Leitenstorfer (Symbolbild)

    Über 600 Kinder werden in Augsburg inzwischen von Tagesmüttern und -vätern betreut, rund 170 Kinder besuchen eine Großtagespflege. Gerade die flexiblen Betreuungszeiten werden von vielen Eltern geschätzt. Doch die Art der Kinderbetreuung hat auch einen entscheidenden Nachteil. Wenn eine Tagespflegeperson etwa durch Krankheit oder Schwangerschaft ausfalle, sei es schwer, einen Ersatz zu finden, stellen Prof. Eva Matthes und Silke Antoni vom Lehrstuhl für Pädagogik der Universität Augsburg fest, sie begleiteten den Ausbau der Tagespflege in Augsburg wissenschaftlich. Die Stadt will nun handeln.

    In Augsburg arbeiten über 80 Prozent in der Tagespflege als Selbstständige

    In Augsburg dominiere laut den Wissenschaftlern nach wie vor die "klassische Form" der Kindertagespflege. Demnach kümmern sich über 80 Prozent aller Tagesmütter und -väter als Selbstständige um die ihnen anvertrauten Kinder. Nur rund 13 Prozent befinden sich in einem Angestelltenverhältnis. Weiterhin werde die Mehrzahl der Kinder im Haushalt der Tagespflegeperson betreut, die Anzahl von Großtagespflegen hätten jedoch - auch aufgrund einer entsprechenden Förderung - in den vergangenen Jahren zugenommen.

    Matthes und Antoni von der Uni Augsburg fanden in ihrer wissenschaftlichen Erhebung heraus, dass ein großer Teil der Tagespflegepersonen mit einem zum Teil erheblichen Zeitaufwand und größtmöglicher Flexibilität auf die individuellen Bedürfnislagen und Betreuungswünsche von Müttern und Vätern eingingen. Nahezu jede zweite Tagesmutter und -vater würden mehr arbeiten als die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit von 39 Stunden. Beinahe jede zehnte Tagespflegeperson habe angegeben, sogar über 50 Stunden in der Woche zu arbeiten.

    Tagespflege: Eltern in Augsburg geben die Schulnote 1,5

    Diese Flexibilität komme bei den Eltern gut an. "Bei der Elternbefragung kam heraus, dass sie sehr zufrieden mit der Betreuung ihrer Kinder in der Tagespflege sind. Im Durchschnitt wurde die Schulnote 1,5 vergeben", teilte Silke Antoni den Stadträten in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses mit. Die beiden Wissenschaftlerinnen des Lehrstuhls für Pädagogik begleiten seit Oktober 2019 den Ausbau der Kindertagespflege in Augsburg. Ihr Auftrag: Die aktuelle Situation der Kindertagespflege aufzuzeigen und die Zufriedenheit von Tagespflegepersonen und Eltern zu ermitteln.

    Ein Punkt, der von beiden Seiten kritisiert wird, ist die Situation der Ersatzbetreuung. Das Modell der gegenseitigen Vertretung wurde von den Tagespflegepersonen oft als einzige Option genannt. Dass die Eltern neben dieser Möglichkeit im Verhinderungsfall aber beinahe so oft ihre Kinder selber betreuten ist für Matthes und Antoni ein Indiz, dass das Vertretungsmodell in der Praxis entweder nicht funktioniere oder von den Eltern nicht genutzt werde. 60 Prozent der befragten Tagespflegepersonen gaben an, mit den Möglichkeiten der Ersatzbetreuung "weniger zufrieden" oder "nicht zufrieden" zu sein. Jede dritte Familie, die sich zu dieser Frage äußerte, kreuzte dieselben Antworten an.

    Mini-Kitas übernehmen die Ersatzbetreuung in Augsburg

    Die Stadt will nun auf den Missstand reagieren. Susanne Puhle vom Amt für Kindertagespflege stellte das angedachte Konzept vor. Bislang hätten sich Tagespflegepersonen gegenseitig vertreten. Daneben sei noch eine Springerin im Einsatz gewesen. "Das Problem ist, dass eine Tagepflegeperson im Schnitt ohnehin schon vier Kinder betreut und dann nur noch ein zusätzliches Kind aufnehmen könnte. Eine Springerin ist für 600 Kinder zu wenig", sagte sie im Ausschuss. Nun sollen Mini-Kitas zu Ersatzbetreuungsstützpunkten werden. An vier Standorten soll das neue Konzept vorbehaltlich der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel gestartet werden. Damit die Kinder an die neue Vertretungssituation gewöhnt werden, soll es eine regelmäßige Kontaktpflege geben. Dem Konzept wurde ohne Gegenstimme zugestimmt.

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