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Augsburg: Was passiert mit dem Fujitsu-Gelände?

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Was passiert mit dem Fujitsu-Gelände?

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    Das Fujitsu-Gelände an der Bürgermeister-Ulrich-Straße braucht nach dem Rückzug des Computerbauers eine neue Nutzung. Ideen gibt es verschiedene.
    Das Fujitsu-Gelände an der Bürgermeister-Ulrich-Straße braucht nach dem Rückzug des Computerbauers eine neue Nutzung. Ideen gibt es verschiedene. Foto: Silvio Wyszengrad

    Ein knappes Jahr, nachdem Fujitsu das weitgehende Aus für den Augsburger Standort zum Ende 2020 verkündet hat, läuft die Suche nach einem neuen Eigentümer für das Areal nahe der B17. „Fujitsu beabsichtigt, Gelände und Gebäude vorzugsweise als Ganzes zu verkaufen. Es gibt schon mehrere Interessenten, aber noch keine Entscheidung“, sagt Fujitsu-Sprecher Michael Erhard. Zuletzt hatte die SPD von der Stadt gefordert, sich dafür starkzumachen, dass dort künftig qualifizierte Industrie-Arbeitsplätze angesiedelt werden.

    Stadt wünscht sich technologieorientierte Nachfolgenutzung

    Was ein möglicher Käufer aus der Fläche machen will, dazu äußert sich Fujitsu nicht. Branchenkenner gehen davon aus, dass das Unternehmen auch kaum Einfluss darauf nehmen kann. Hintergrund dürfte wohl sein, dass Fujitsu die Einnahmen aus einem Verkauf womöglich für die Refinanzierung der Abfindungen eingeplant hat und den Fokus daher nicht ausschließlich auf die Zukunft des Geländes richtet.

    Aus Sicht von Wirtschaftsreferentin Eva Weber (CSU) wäre eine technologieorientierte Nachfolgenutzung wünschenswert. Mit der Uni (Forschung/Lehre), dem Innovationspark (anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung) und einem Produktionsgelände, auf dem das Thema Technologie eine Rolle spielt, ergebe sich ein interessanter Dreiklang in unmittelbarer Nähe. Es gebe seit Monaten intensive Gespräche, so Weber.

    Interessenten für das Grundstück habe man an Fujitsu weitervermittelt. „Mit dem Sigma Technopark haben wir in der Stadt ja ein gutes Referenzobjekt, bei dem eine Industrienutzung in einem mittelständischen Gewerbepark geglückt ist“, so Weber. Bei einer derartigen Lösung würden sich unterschiedliche Firmen auf dem Gelände niederlassen. Dass das Gelände von Fujitsu vorzugsweise als Ganzes verwertet werden soll, habe aus ihrer Sicht vor allem baurechtliche Gründe wie Erschließung und Energieversorgung, so Weber.

    Diese Stellenstreichungen erschütterten die Region

    2023 Tubesolar: Dem Augsburger Start-up, das sich auf Agri-Photovoltaik spezialisiert hatte, geht das Geld aus. Dabei galt Tubesolar lange Zeit als Hoffnungsträger der deutschen Solar-Industrie. 140 Menschen verlieren ihren Job. Manche von ihnen hatten bereits die Werksschließung von Ledvance mitgemacht. 

    2022 Premium Aerotec: IG Metall, Betriebsräte und Airbus-Führung einigen sich nach fast einjährigen Verhandlungen auf ein Zukunftskonzept. Dies beinhaltet den Erhalt des Standorts als Ganzes, eine zunächst von Airbus angestrebte Zerschlagung, ist vom Tisch. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis 2030 ausgeschlossen. 2022/23 werden mehr als 500 neue Beschäftigte eingestellt.

    2021 Premium Aerotec: Der Stellenabbau beim Luftfahrtzulieferer ist angelaufen. Über ein Freiwilligenprogramm sind bei Premium Aerotec rund 500 Beschäftigte mit teils hohen Abfindungen bis zu 350.000 Euro aus dem Unternehmen ausgeschieden. Weitere betriebsbedingte Kündigungen soll es vorerst entgegen erster Pläne nicht geben. Dafür plant Airbus eine Umstrukturierung und die Aufspaltung des Standorts.

    2021 Kuka: Wie die Automobilindustrie profitiert der Augsburger Roboter- und Anlagenbauer Kuka von einer starken Nachfrage in China und in den USA. Dieser Rückenwind hilft auch den Beschäftigten. Im November 2020 hatte der Konzern noch angekündigt, in Augsburg nach mehreren Job-Abbaurunden weitere bis zu 270 Stellen streichen zu wollen. Jetzt ist noch von gut 50 Stellen die Rede, für die vornehmlich eine sozialverträgliche Lösung gesucht wird.

    2021 MT Aerospace: Das Raum- und Luftfahrtunternhemen wird im Produktionsbereich weitere rund 100 Arbeitsplätze abbauen. Zuvor wurden schon etwa 70 auf noch rund 480 Stellen gestrichen. Im August letzten Jahres hieß es, dass sogar der gesamte Standort in Gefahr sei, würden sich nicht rasch positive Entwicklungen einstellen. Dieses Szenario ist jedoch aktuell vom Tisch.

    2020 Faurecia: Erneut ist es ein Automobilzulieferer, der der Lage in der Branche - verstärkt durch die Corona-Pandemie - Tribut zollen muss. Am Standort in Augsburg (Geschäftsbereich Faurecia Clean Mobility, übersetzt: saubere Mobilität) sollen 140 der insgesamt 1400 Stellen gestrichen werden. Dazu wird der Standort neu ausgerichtet, um noch stärker als bisher in Zukunftsfeldern aktiv sein zu können. 

    2020 Wafa: Der Automobilzulieferer, der auf Spritzguss, Galvanik und Lackierung spezialisiert ist, gibt die Schließung seines Werks in Haunstetten bekannt. Das bereits 2019 eingeleitete Insolvenzverfahren in Eigenregie sei gescheitert, heißt es zur Begründung. Nach der Krise in der Automobilindustrie sei die Corona-Pandemie maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Pläne nicht wie gewünscht umsetzbar waren. Rund 200 Mitarbeiter sind betroffen.

    2020 MAN Energy Solutions: Der Motorbauer, der zu Volkswagen gehört, gibt bekannt, dass am Stammsitz in Augsburg bis zu 1800 Arbeitsplätze in Gefahr seien. Schon vor Bekanntgabe wurde über ein Restrukturierungsprogramm gemunkelt. Dass dieses eine solche Dimension haben könnte, kam für Beschäftigte und Arbeitnehmervertreter völlig überraschend. Nun wird nach Alternativen gesucht, um die Zahl der bedrohten Stellen deutlich nach unten zu korrigieren. Mittlerweile wurde die Zahl auf 800 bedrohte Stellen gesenkt. Die meisten können ohne betriebsbedingte Kündigungen gestrichen werden.

    2020 Premium Aerotec: Erneut macht der Luftfahrtzulieferer Schlagzeilen in Sachen Stellenabbau. Weil unter anderem wegen der Corona-Krise eine Auslastungslücke entsteht, sind bis zu 1000 Arbeitsplätze bedroht, wenn keine neuen Arbeitspakete gefunden werden.

    2020 Showa Denko: In Meitingen wird die Produktion von Grafitelektroden-Teilen eingestellt, wie der japanische Konzern bekannt gibt. 140 Stellen fallen weg, rund 50 Arbeitsplätze außerhalb der Produktion sollen erhalten bleiben. Ursprünglich hatten die Eigentümer eine Standortsicherungs- und Beschäftigungsgarantie bis ins Jahr 2022 zugesichert.

    2019 Audi: In den Werken in Neckarsulm und Ingolstadt fuhr der Autobauer seine Kapazitäten herunter. Es sollten 9500 Stellen bis 2025 abgebaut werden, aber ohne betriebsbedingte Kündigungen. In anderen Bereichen sollte dafür investiert werden.

    2019 Voith Turbo: Der Technologiekonzern gab bekannt, dass sein Werk in Sonthofen im Jahr 2020 schließen würde. 420 Mitarbeiter sind betroffen, ebenso das Werk in Sachsen. 230 Arbeitsplätze sollten wegfallen, 370 an andere Standorte verlegt werden.

    2019 Premium Aerotec: Der Luftfahrtzulieferer gab bekannt, dass bis zum Jahr 2023 bis zu 1100 Arbeitsplätze wegfallen könnten. Zwar galt diese Zahl als Worst-Case-Szenario, falls es nicht gelingen sollte, bis dahin ausreichend neue Arbeitspakete an den Standort zu holen, verunsicherte in ihrer Höhe aber dennoch die Belegschaft. Vorerst sollen ab 2021, so lange gilt ein Kündigungsschutz, 500 Stellen abgebaut werden.

    2018 Fujitsu: Es war ein Tiefschlag für Hunderte Beschäftigte und den gesamten Wirtschaftsraum Augsburg: Der japanische IT-Konzern Fujitsu würde sein Werk in Augsburg bis 2020 schließen.

    2018 Premium Aerotec: Von den bundesweit geplanten Stellenstreichungen bei Airbus war auch die Augsburger Tochterfirma Premium Aerotec betroffen - das wurde im März 2018 bekannt. Bis Ende 2019 würden 500 Leiharbeiterjobs wegfallen. Ab 2020 könnte es auch die Stammbelegschaft treffen.

    2017 Kuka: Der Roboter- und Anlagenhersteller gab im November bekannt, dass es im Bereich Anlagenbau Probleme gebe. Kuka-Geschäftsführer Till Reuter wollte daraufhin den Bereich umstrukturieren. Das bedeutete den Verlust von 250 Stellen.

    2017 Ledvance: Kurz vor Weihnachten erlebten die Arbeitnehmer bei Lampenhersteller Ledvance (früher Osram) eine böse Überraschung: Ledvance will das Werk in Augsburg schließen. 650 Stellen sind betroffen. Die Mitarbeiter kämpften - doch das Unternehmen lehnte Rettungspläne ab.

    2017 MAN Diesel & Turbo: 140 Arbeitsplätze fielen im März 2017 bei MAN Diesel & Turbo weg. Allerdings kam das Unternehmen ohne betriebsbedingte Kündigungen aus. Durch Altersteilzeit, Aufhebungsverträge und andere Mittel gelang der Abbau.

    2017 UPM: Der finnische Papierhersteller (früher Haindl) fasste Anfang des Jahres 2017 den Entschluss, eine komplette Papiermaschine in Augsburg zu schließen. Der Grund: geringe Papiernachfrage. 150 Mitarbeiter waren von den Stellenkürzungen betroffen. Doch wie bei MAN kamen die Verantwortlichen ohne betriebsbedingte Kündigung aus.

    2014 Manroland: Beim Augsburger Druckmaschinenhersteller gab es in der Vergangenheit gleich mehrfach schlechte Nachrichten für die Arbeitnehmer: Nach der Insolvenz 2011, bei der 750 Arbeitnehmer ihren Job verlieren sollten, strich Manroland im Oktober weitere 250 Stellen in Augsburg.

    2014 Horex: Die Motorrad-Marke Horex hatte ihren größten Erfolg in den 1950er-Jahren. Daimler-Benz übernahm den Hersteller 1960 und löste die Marke auf. 2010 wagte das Unternehmen mit 30 Mitarbeitern einen Neuanfang in Augsburg. Doch dann ging das Geld aus. 2014 ging das Unternehmen in die Insolvenz.

    2014 Strenesse: Die Nördlinger Modemarke Strenesse hat bis heute einen guten Ruf. Von der Glanzzeit mit einem Jahresumsatz von über hundert Millionen Euro ist allerdings nur noch wenig zu spüren. Derzeit arbeiten 230 Mitarbeiter bei Strenesse, davon 120 in Nördlingen. Eigentümerin der neuen GmbH ist eine Schweizer Holding. Die frühere Familie ist nicht mehr an dem Unternehmen beteiligt. Strenesse meldete im Jahr 2014 Insolvenz an.

    2014 Reifen Ihle: Die Günzburger Firma musste mit zwölf Niederlassungen zwischen Ulm und Augsburg 2014 Insolvenz anmelden. Zunächst trat Prolimity Capital Partners mit Sitz in Ummendorf als Käufer auf den Plan. Seit September 2017 ist das Sontheimer Unternehmen Hörger Besitzer des Reifenherstellers, der jetzt Rigdon (kurz für „Reifen Ihle Günzburg Donau“) heißt und 80 Mitarbeiter beschäftigt. Zum Zeitpunkt der Insolvenz hatte das Unternehmen 120 Mitarbeiter

    2014 Wafa: Für die Mitarbeiter des Augsburger Unternehmens Wafa gab es Ende 2015 eine betrübliche Nachricht: Das Unternehmen, das unter anderem Kühlergrills für Autos herstellt, gab bekannt, dass im Zuge des im Februar 2014 eingeleiteten Insolvenzverfahrens knapp die Hälfte der rund 330 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssten. Als Käufer der Wafa wurden die Demmel-Gruppe aus dem Allgäu, ein Zusammenschluss mittelständischer Familienunternehmen, sowie der Schweizer Finanzinvestor Aetna Partners präsentiert. 

    2014 Weltbild: Weltbild hat wohl das Schlimmste hinter sich. Nach der Insolvenz im Januar 2014 hat mittlerweile die Düsseldorfer Droege Gruppe den Augsburger Verlag übernommen. Die Logistik wurde ausgegliedert und befindet sich mittlerweile in Tschechien. Am Standort Augsburg, wo einst 2300 Mitarbeiter beschäftigt waren, sind es jetzt noch 400 in Verlag und Handel. Weltbild setzt weiter auf Filialen und den Katalog, treibt aber massiv das Online-Geschäft voran und sieht sich selbst auf gutem Weg.

    2012 Leiser: Für die Schuhandelskette Leiser mit Sitz in Augsburg musste 2012 Insolvenz anmelden. 550 Arbeitsplätze fielen weg. Am Ende übernahm ein neuer Investor das Unternehmen und die etwa 900 verbleibenden Mitarbeiter. Im August 2017 schloss die letzte Filiale im Süden der Republik in der Augsburger Annastraße. Leiser befindet sich immer noch im Insolvenzverfahren.

    2011 Manroland: Noch 2008 lief es gut für den Augsburger Druckmaschinen-Hersteller Manroland. Doch die Digitalisierung schadete dem Markt. 2011 wurde das Unternehmen zahlungsunfähig. Standorte mussten schließen - in Augsburg selbst stieg aber die Lübecker Possehl-Gruppe ein. Heute heißt die Firma Manroland Websystems.

    2010 Böwe Systec: Der Augsburger Maschinenhersteller Böwe Systec geriet 2010 gleich in zwei Insolvenzen. Das Unternehmen hatte sich bei Zukäufen übernommen. Wie später bei Manroland sprang die Possehl-Gruppe ein. Allerdings verlor die Hälfte der einst 800 Mitarbeiter ihren Job.

    2009 Trevira: Nach der Zahlungsunfähigkeit im Jahr 2009 läuft es wieder besser für den Bobinger Faserhersteller Trevira. Das Unternehmen ist nun vollständig Teil des thailändischen Mutterkonzerns Indorama Ventures PCL (IVL). Die Zahl der Mitarbeiter ist seit 2011 von 1350 auf 1100 gesunken, in Bobingen von 600 auf 460.

    2004 Augsburger Kammgarn-Spinnerei (AKS): Die Augsburger Kammgarn-Spinnerei gehörte einmal zu den Großen auf dem Markt. Das Unternehmen hatte vor dem Zweiten Weltkrieg 2400 Mitarbeiter und in den 1990er-Jahren immerhin noch 900. Mit der zunehmenden Konkurrenz aus den Billiglohnländern konnte das Unternehmen aber nicht mithalten: 2004 musste es schließen.

    2005 Walter Bau-AG: Die Augsburger Walter Bau-AG war eines der größten Bauunternehmen Europas und hatte zu seinen Glanzzeiten etwa 50.000 Mitarbeiter. Doch 2005 musste die Firma Insolvenz anmelden und schließen. Gründer Ignaz Walter wirft der Deutschen Bank vor, am Niedergang seines Unternehmens mitverantwortlich zu sein.

    2005 Ibex: Das Affinger IT-Unternehmen Ibex ging 2005 unter. Obwohl es einst einen Jahresumsatz von 122 Millionen Euro vorweisen konnte, war die Firma nach einer zweiten Pleite nicht mehr zu retten. 80 Mitarbeiter verloren ihren Job.

    2005 Kieser: Neben Walter Bau und Ibex wurde 2005 auch die Neusässer Großdruckerei Kieser zahlungsunfähig. 130 Mitarbeiter waren betroffen. Am Ende übernahm ein österreichisches Unternehmen einen Teil der Firma und der Mitarbeiter.

    2004 Washtec: Der Waschanlagenhersteller baute 2004 180 Stellen ab. Im Jahr 2015 konnte das Unternehmen allerdings seinen Gewinn auf über 36 Millionen Euro steigern. Auch 2016 konnte Washtec ein erfolgreiches Jahr verbuchen.

    Aufteilung der Fujitsu-Fläche scheint wahrscheinlichste Variante

    Auch die Industrie- und Handelskammer würde sich eine hochwertige Nutzung wünschen. Matthias Köppel, Leiter des Geschäftsbereichs Standortpolitik, sagt: „In dieser Lage und in dieser Nachbarschaft wäre es sinnvoll, sich auf Unternehmen der Spitzentechnologie zu fokussieren, ganz ähnlich wie es im Technologiezentrum Augsburg schon gemacht wird.“ Auch an anderen Standorten in Süddeutschland hätten sich solche Konzepte bereits bewährt. Als Beispiel nennt Köppel den Technologiepark Tübingen-Reutlingen.

    Das Gebäude im Toni Park wird gerade gebaut.
    Das Gebäude im Toni Park wird gerade gebaut. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Entwicklung eines Gewerbe- oder Technologieparks halten Insider ohnehin für die wahrscheinlichste Variante, wenn es darum geht, die Flächen weiterzuentwickeln. Ein einziges Unternehmen zu finden, das das Gesamtpaket kauft und auch selbst nutzen will, halten Experten für eher unwahrscheinlich. Die Chancen dafür sind zuletzt auch mit der Vergabe der Fördergelder für die Forschungsfabrik für Batteriezellen nach Münster statt nach Augsburg gesunken. Hätte Augsburg den Zuschlag erhalten, wäre die Fabrik auf dem jetzigen Fujitsu-Gelände aufgebaut worden. Jetzt müssen die Karten neu gemischt werden.

    Zuletzt hatte es Gerüchte darüber gegeben, dass die Stadt die Fläche in den 1980er Jahren, als Siemens dort sein später von Fujitsu übernommenes Computerwerk baute, kostenlos abgab und dies an den Erhalt von Arbeitsplätzen knüpfte. Die SPD stellte eine entsprechende Anfrage. Inzwischen, so die Stadt, sei nach Durchsicht der Verträge klar, dass das Areal zu einem marktüblichen Preis verkauft wurde.

    Nutzung des Ledvance-Areals als Beispiel?

    Dass ehemalige Industrieflächen in einen Gewerbepark umgewandelt werden, ist nichts Neues. Jüngstes Beispiel sind die Logistikflächen des Lampenherstellers Ledvance in Lechhausen. Hier hat der Projektentwickler Beos AG die Flächen und Hallen übernommen und will ein Nutzungskonzept mit flexiblen Strukturen schaffen. Also eine Umgebung, in der sich verschiedene Mieter unterschiedlicher Branchen ansiedeln. Das Werksgelände an der Berliner Allee soll ebenfalls mit mehreren Einheiten besetzt werden.

    Baureferent Gerd Merkle sagte im Sommer, die Stadt könne sich einen Mix aus Bürogebäuden entlang der Berliner Allee und weiter innen liegend die Ansiedlung von hochwertigem Gewerbe vorstellen. Man sei mit dem Projektentwickler des Areals im Gespräch. Um bessere Mitsprachemöglichkeiten zu haben, sicherte die Stadt sich ein Vorkaufsrecht. Eine Umsiedlung der „Wilden Siedlung“ aus der Derchinger Straße, wie von der SPD zuletzt ins Gespräch gebracht, sei schwierig, so Merkle. „Derzeit handelt es sich bei dem ehemaligen Ledvance-Areal planungsrechtlich um ein faktisches Gewerbegebiet.“ Eine Wohnnutzung sei dort nicht zulässig.

    So weit sind die Planungen bei Fujitsu noch nicht, auch die Zukunft der Beschäftigten sorgt weiter für Gesprächsstoff. Bekanntermaßen will Fujitsu an 350 der rund 1500 Beschäftigten festhalten und ihnen über Ende 2020 hinaus einen Arbeitsplatz anbieten. Allerdings nicht am bisherigen Standort in der Bürgermeister-Ulrich-Straße, sondern anderswo. Als aussichtsreichster Kandidat gilt hier der Toni Park an der Rumplerstraße. Dort entsteht derzeit ein moderner Gebäudekomplex mit rund 18.000 Quadratmetern Fläche. Hauptmieter wird dort das Technologieunternehmen Infineon sein, das bislang direkt nebenan im Hochhaus sitzt.

    Fujitsu-Mitarbeiter sind nach wie vor gefragt

    350 Mitarbeiter können also direkt bei Fujitsu bleiben. Andere können zu Kontron wechseln und ein Teil ist über Altersregelungen und den direkten Wechsel zu neuen Arbeitgebern bereits versorgt. Rund 800 Menschen brauchen aber nach wie vor bis Ende des Jahres 2020 noch einen neuen Job. Für einen Teil von ihnen könnte sich schon bald eine Chance auftun. Wie aus Insiderkreisen zu hören ist, soll es weitere Unternehmen geben, die Interesse an Fujitsu-Mitarbeitern haben. Auch bei der Agentur für Arbeit in Augsburg melden sich nach wie vor regelmäßig Firmen, die an den Fujitsu-Beschäftigten interessiert sind.

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