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Augsburg: Was käme bei einer Übernahme auf die Kuka-Mitarbeiter zu?

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Was käme bei einer Übernahme auf die Kuka-Mitarbeiter zu?

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    Mitarbeiter schauen mit gemischten Gefühlen auf eine mögliche Übernahme von Kuka.
    Mitarbeiter schauen mit gemischten Gefühlen auf eine mögliche Übernahme von Kuka. Foto: Annette Zoepf

    Mittwochmorgen, 8.30 Uhr: Dicke Regenwolken hängen über der Kuka-Zentrale in Lechhausen. Es schüttet wie aus Eimern, die Stimmung rund um das Werksgelände wirkt an diesem verregneten Vormittag trostlos.

    Vor Tor drei an der Blücherstraße eilen die Mitarbeiter unter Regenschirmen versteckt schnell vom Parkplatz über die Straße und wollen ins Trockene. Die Bereitschaft, sich zum aktuellen Übernahmepoker zu äußern, hält sich daher in Grenzen.

    Chinesen wollen beim Roboter-Hersteller verstärkt einsteigen. Der Haushaltsgerätehersteller Midea ist am Augsburger Unternehmen stark interessiert und will größter Aktionär werden. Ob er zum Zug kommt, ist vorerst offen. Viel wird außerhalb des Unternehmens diskutiert. Die Mitarbeiter sind zurückhaltend.

    Ändert sich für die Kuka-Mitarbeiter etwas?

    Manchem kommt das schlechte Wetter als Grund für das Schweigen ganz recht. „Ich sage lieber nichts, bevor ich etwas Falsches sage“, meint ein Mann im Vorbeieilen und kuschelt sich demonstrativ noch tiefer in seine Fleecejacke mit Firmenaufdruck. Sein Kollege, der kurz nach ihm kommt, ist da auskunftsfreudiger, will aber auch anonym bleiben: „Ich sehe die Lage zwiegespalten. Die Investition wäre gut und es hieß auch, es würde sich für Mitarbeiter nichts ändern. Aber wer weiß, ob das dann auch wirklich so zutrifft“, sagt er.

    Ein Mann, der mittlerweile mit unter dem großen Schirm Schutz gesucht hat, meint: „Die Lage ist schwer einzuschätzen. Wenn alles nach Plan läuft, hätte ich allerdings keine großen Sorgen.“ Welche Konsequenzen genau die geplante Übernahme für die Mitarbeiter haben würde, kann aber bislang keiner der Befragten so recht einschätzen. „Wir wissen doch gar nicht, was kommt“, quillt eine Antwort unter einem der Schirme hervor.

    Ungewissheit macht sich nicht nur bei Mitarbeitern breit. Auch die Gewerkschaft tut sich schwer, sich zum aktuellen Zeitpunkt zu äußern. „Da kein Angebot von Midea vorliegt, kann ich dazu auch leider nichts sagen“, sagt IG-Metall-Geschäftsführer Michael Leppek auf Anfrage. Auch für Augsburgs Bürgermeisterin Eva Weber ist es angesichts der unsicheren Sachlage schwierig, Stellung zu beziehen: „Was eine potenzielle Übernahme durch einen neuen Investor für die Arbeitnehmer bedeuten würde, kann aus Sicht der Stadt nicht beantwortet werden. Dies betrifft unternehmensinterne Strukturen, auf die die Stadt keinen Einfluss hat.“ Klar sei aber, dass das Know-how der Kuka-Beschäftigten gerade auch am Hauptsitz in Augsburg die unverzichtbare Grundlage für den weltweiten Unternehmenserfolg und die Innovationskraft in den Technologiefeldern Automatisierung und Digitalisierung sei.

    „Wertvolles Wissen“

    Und genau dieser Punkt führt bei Skeptikern, jenseits der Debatte um die Folgen für die Mitarbeiter, zu Gewitterstimmung. „Grundsätzlich habe ich keine Angst vor einer Übernahme. Aber es geht um viel wertvolles Wissen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass mir diesbezüglich ein europäischer oder deutscher Investor lieber wäre“, gibt ein jüngerer Mann in Latzhose seine Bedenken an, während er sich die Regentropfen von der Nase streicht.

    Doch nur düster ist die Stimmung bei Kuka nicht. Kurz nach Dienstbeginn um 9 Uhr, lässt der Regen über dem Werksgelände langsam nach, die dunkelsten Wolken verziehen sich. Es wird heller. Ein Mann mit Baseballmütze geht eiligen Schrittes Richtung Schranke an Tor drei. Er ist zu spät, nimmt sich aber trotzdem noch die Zeit für eine Stellungnahme.

    Passend zur verbesserten Wetterlage schätzt er die Situation weniger negativ ein: „Ich sehe die ganze Thematik sehr entspannt. Aktien kaufen kann jeder und wer garantiert, dass es uns Mitarbeitern mit einem anderen Investor aus Europa oder Deutschland besser gehen würde?“ „Außerdem steckt im chinesischen Markt für Kuka Wachstumspotenzial. Da muss ein Investor aus diesem Land nicht das Schlechteste sein“, äußert sich ein älterer Herr, der eben noch dazugekommen ist, und klappt demonstrativ seinen Regenschirm zu.

    Was sagt der Kuka-Betriebsrat?

    Auch Kuka-Betriebsratsvorsitzender Armin Kolb sagte auf Anfrage: „Wir kennen den Inhalt des geplanten Angebots nicht, entsprechend können wir uns weder negativ noch positiv äußern. Uns ist wichtig, dass wir offen an das Angebot herantreten. In jeder Chance liegt ein Risiko und in jedem Risiko liegt eine Chance.“

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