Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Was in der Turmkugel des Doms gefunden wurde

Augsburg

Was in der Turmkugel des Doms gefunden wurde

    • |
    Hier wird die Domkugel von der Werkstatt in den Garten des Domkreuzgangs transportiert.
    Hier wird die Domkugel von der Werkstatt in den Garten des Domkreuzgangs transportiert. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Eigentlich thront die mit Blattgold verzierte Kugel in über 60 Metern Höhe auf dem Nordturm des Augsburger Doms. Am Mittwoch aber wurde sie unten im Garten des Domkreuzgangs präsentiert. Neben Bischof Konrad Zdarsa und Domprobst Weihbischof Anton Losinger verfolgten etliche Geistliche der Diözese mit den geladenen Gästen gespannt ihre Öffnung. Schließlich waren in der Südturmkugel vor etlichen Jahren wertvolle Zeitdokumente entdeckt worden. Und tatsächlich, auch die Nordkugel war nicht leer.

    Am Tag zuvor war das rund 50 Kilogramm schwere Gebilde zusammen mit dem Kreuz aufwendig mit Hilfe eines Krans herab gehievt worden. Der Nordturm des Doms wird bereits seit zwei Jahren saniert. Orkan „Niklas“ hatte 2015 das Kupferdach stark beschädigt.

    Freilich war nun die Neugier groß, welche Geheimnisse in der Kugel steckten. Sie war zuletzt 1952 geöffnet worden. Zum Vorschein kamen drei Metalltäfelchen mit Inschriften sowie zwei verschlossene sogenannte Zeitkapseln. „Das hier ist das spannendste Stück“, sagte Diözesankonservator Michael Schmid und deutete auf eine Tafel mit einer präzisen Inschrift auf Latein.

    Das ist der älteste Fund aus der Domkugel

    Sie stammt aus dem Jahr 1598 und ist damit der älteste Fund aus der Kugel. Damals habe der Turm, so Schmid, eine Kupfereindeckung erhalten. Die zweite Tafel wurde 1848 der Turmkugel beigefügt, als der Dachstuhl des Nordturms instand gesetzt wurde. „Die Jüngste ist von 1952“, erklärte Schmid. Damals habe es Probleme mit dem Nordturm gegeben. „Das Kreuz auf der Spitze hatte sich geneigt.“ Schmid führte dies auf die Erschütterungen durch die Bombardierungen im Krieg zurück. Er werde die drei Tafeln in den nächsten Tagen genauer unter die Lupe nehmen. Das war jedoch nicht alles.

    undefined

    Die zwei unterschiedlich großen Zeitkapseln blieben noch zu öffnen. Bischof Konrad Zdarsa holte aus der Kleineren etwas vergilbte Blätter hervor. Er musste sie erst einmal vorsichtig auseinanderfalten. Dabei flogen drei Pfennigstücke auf den Boden. Die beiden Dokumente entpuppten sich als Ergänzungen zu den Tafeln. Bei der Instandsetzung von 1848 stand etwas von 2200 Gulden geschrieben, bei den Arbeiten von 1952 war von 4000 Mark die Rede.

    Eine weitere Überraschung beinhaltete die größere Kapsel: Domprobst Losinger zog aus ihr eine zusammengerollte Ausgabe der Schwäbischen Landeszeitung, der Vorgängerin der Augsburger Allgemeinen, hervor. Sie stammte vom 6. März 1952. Er las die Schlagzeile auf der ersten Seite vor: Dr. Adenauer für europäische Verfassung - Mut zum Ganzen notwendig. „Das ist wie für heute geschrieben“, merkte der Domprobst an. Zudem befand sich in dem Behälter noch eine Ausgabe von „Der Zimmerlehrling“ aus dem Jahr 1951, einem damaligen Fachblatt für Berufsausbildung im Zimmererhandwerk. Wie die Funde bewertet werden?

    „Es sind durchschnittlich gute Funde“, zog Diözesankonservator Schmid ein erstes Fazit. Besonders die Tafel aus dem Jahr 1598 sei respektabel. „Aber es ist nicht vergleichbar mit den Funden aus dem Südturm“, fügte er hinzu. 1999 waren in der Kugel des Südturms etliche Materialien aus den vergangenen Jahrhunderten gefunden worden, die bis ins Jahr 1490 zurück reichten. Sie kamen als Ausstellungsstücke in das angrenzende Diözesanmuseum. Laut Schmid sei dies mit den aktuellen Funden voraussichtlich auch geplant.

    Bevor die restaurierte Kugel und das Kreuz in etwa acht Wochen wieder auf den Nordturm gesetzt werden, könnten der Turmkugel auch noch Beigaben aus der heutigen Zeit beigelegt werden. Darüber wird das Domkapitel demnächst entscheiden.

    Max Bader, der mit seinem Dachdecker-Unternehmen an der Sanierung des Nordturms maßgeblich beteiligt ist, hofft, dass er auch etwas hinein legen darf. „Vielleicht ziselieren wir auch auf einer Kupferplatte den Namen der Firma und die der Mitarbeiter ein, die bei der Sanierung mithelfen. Das wäre was, das für immer bleibt."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden