Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Was die Ehe für alle für zwei Augsburgerinnen und ihre Kinder bedeutet

Augsburg

Was die Ehe für alle für zwei Augsburgerinnen und ihre Kinder bedeutet

    • |
    Susanne Fischer (links) und Lisa Schuster mit ihren Kindern Angeline (vorne) und Fedjina sowie Hündin Amy.
    Susanne Fischer (links) und Lisa Schuster mit ihren Kindern Angeline (vorne) und Fedjina sowie Hündin Amy. Foto: Michael Hochgemuth

    Die Juristin Susanne Fischer und die Sozialarbeiterin Lisa Schuster sind glücklich. „Es ist fast unglaublich. Noch vor einer Woche war diese Kehrtwende, um die so viele Menschen so lange gekämpft haben, ja noch gar nicht absehbar“, erklärt Schuster. Jetzt ist die „Ehe für alle“ beschlossen. Ihre Lebenspartnerin hatte allerdings schon früh eine Ahnung. Sie sagte schon am Tag nach der Äußerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die alles ins Rollen brachte: „Da geht jetzt was. Mit einer Blitzabstimmung einfach den anderen Parteien dieses wichtige Wahlkampfthema wegnehmen – das wäre politisch wirklich schlau.“ Mit politischen Strategien und

    2002 – das war das Jahr, in dem sich für die beiden rechtlich einiges änderte. Sie ließen ihre Partnerschaft offiziell eintragen. Erst eineinhalb Jahre zuvor hatte der Bundestag das Gesetz über die „Eingetragene Lebenspartnerschaft“ verabschiedet. „Zu dem Zeitpunkt waren wir schon acht Jahre zusammen – die Partnerschaft war ein logischer Schritt“, erinnert sich Lisa Schuster. Der Notar kam zu ihnen, 70 Gäste bezeugten die „Hochzeit“.

    So bereitet sich das Standesamt vor

    Wie viele Paare diesen Weg über den Notar gewählt haben, weiß der Leiter des Standesamtes der Stadt nicht. „Darüber haben wir keine Statistik“, erklärt Karl Krömer. Zwischen 2012 und 2016 wurden dann 109 Lebenspartnerschaften im Amt geschlossen. Ab Oktober, so seine Einschätzung, könnten sich homosexuelle Paare in Augsburg die Ehe versprechen. Er erwartet allerdings keinen Ansturm. Lisa Schuster und Susanne Fischer werden vermutlich auch diesen Schritt gehen – die Kinder wünschen sich eine große Hochzeitsparty.

    Vor allem für Lisa Schuster war der Schritt zur offenen lesbischen Beziehung kein leichter. Als Jugendliche hatte sie ein paar Jungs, merkte jedoch, dass die Beziehungen nicht ideal liefen. Mit 20 verliebte sie sich in eine Kollegin – ohne dass sie es so hätte bezeichnen können. Sie dachte, sie wären befreundet. „Doch wir waren natürlich auch intim. Da, wo ich aufgewachsen bin, gab es für diese Beziehung kein Wort. Ich war sehr katholisch und dachte, ich bin falsch“, erklärt die 51-Jährige das emotionale Chaos ihrer Jugendjahre. „Bei der Beichte erfuhr ich vom Priester, dass der Körper der Tempel Gottes ist und ich diesen Versuchungen widerstehen müsste.“

    Schließlich verschlug es sie nach München. Dort lernte sie „frei zu atmen“. Sie traf auf schwule Männer und lernte, dass es auch andere Menschen mit ihren Gefühlen gab. „Das hat mich sehr gefestigt und ich hoffe, dass sich mit dem jetzigen Bundestagsbeschluss noch einmal ein Bewusstseinswandel in der Gesamtgesellschaft einstellt. Dass eine 20-jährige Bekannte verschämt die Betten in ihrer Frauen-WG auseinander stellt, sobald die Eltern zu Besuch kommen – diese Versteckspiele und Leidensgeschichten von Betroffenen und ihren Angehörigen müssen aufhören“, wünscht sich die Sozialarbeiterin.

    Die Hürden sind weg

    Auch den nächsten rechtlichen Teilerfolg auf dem Weg zur vollen Akzeptanz Homosexueller nahmen die beiden mit. Sie adoptieren 2004 und 2008 Fedjina (heute 17) und Angeline (11) aus Haiti. Jeweils zwei Jahre dauerten die rechtlichen Verfahren, Seminare, psychologische und finanzielle Gutachten, bis die beiden Mädchen, die in

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden