Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Was Lokalpolitiker auf Facebook und Co. von sich preisgeben

Augsburg

Was Lokalpolitiker auf Facebook und Co. von sich preisgeben

    • |
    Für Kommunalpolitiker sind soziale Medien, wie Facebook, eine wichtige Plattform, um sich und ihre Anliegen zu präsentieren. Dabei hat jeder seine eigenen Regeln aufgestellt.
    Für Kommunalpolitiker sind soziale Medien, wie Facebook, eine wichtige Plattform, um sich und ihre Anliegen zu präsentieren. Dabei hat jeder seine eigenen Regeln aufgestellt.

    Grünen-Chef Robert Habeck hat einen Schlussstrich gezogen. Der Politiker hat angekündigt, den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter den Rücken kehren zu wollen. Nicht nur wegen eines Sicherheitsrisikos, sondern weil gerade

    Bürgermeisterin Eva Weber (CSU) postet regelmäßig Nachrichten auf ihren Facebook- und Instagram-Seiten, nutzt für Geschäftskontakte Xing und Linkedln und twittert sporadisch. Auf Facebook, das weltweit inzwischen fast 1,9 Milliarden Nutzer zählt, unterhält sie eine Seite, die sie als Bürgermeisterin und Wirtschaftsreferentin nutzt. Für Freunde und Familie hat sie ein privates Konto. „Ich bin ja auch ein Privatmensch“, betont sie.

    Bürgermeisterin Eva Weber hat auf Facebook ein privates und ein öffentliches Profil.
    Bürgermeisterin Eva Weber hat auf Facebook ein privates und ein öffentliches Profil. Foto: Wyszengrad

    In der Regel erlebe sie den Austausch auf den Plattformen als positiv. „Klar gibt es Diskussionen und auch mal Kritik. Solange das sachlich ist, kann man gut damit umgehen. Schlimm wird es bei Diffamierungen, die oft auf anderen Seiten stattfinden. Da kann man nur schwer reagieren“, sagt sie. Sie nimmt aber auch nicht alles hin. Auf ihrem Instagram-Konto kommentierte jemand vor einigen Monaten ein Foto mit einer handfesten Beleidigung samt Volksverhetzung. Eva Weber: „Das habe ich zur Anzeige gebracht. Denn meines Erachtens ist es wichtig, dass man bei so etwas nicht die Augen zumacht.“ Für sie wäre der Abschied aus Facebook und Co. keine Option. „Ich glaube nicht, dass man sich im Jahr 2019 von sozialen Netzwerken verabschieden kann. Es kommt auf den Umgang und die Spielregeln an.“

    Dieser Politiker hat schlechte Erfahrungen mit Facebook gemacht

    Oberbürgermeister Kurt Gribl ist ebenfalls in sozialen Medien vertreten. Er sagt: „Die Datensicherheit und Kommunikation in den sozialen Medien ist ein Thema der persönlichen Fürsorge. Ich bemühe mich sowohl um eine hohe Sicherheitsstufe der Passwörter wie auch die doppelte Authentifizierung.“ Seine Aussagen in den sozialen Medien seien nie Schnellschüsse, sondern wohl überlegt und abgewogen. Gribl: „So werde ich das auch fortführen. Garantien für Datensicherheit gibt es leider nicht.“

    Peter Grab, ehemals Kulturreferent und Bürgermeister, hat schlechte Erfahrungen mit Facebook gemacht: Vor knapp zwei Jahren tauchte dort eine Seite mit seinem Profilbild auf – allerdings lief sie nicht auf seinen Namen sondern auf den eines Albert Walter. Dieser Mann gab an, Unternehmer zu sein und in den USA zu leben. Ebenfalls auf Facebook wurde Grab später unterstellt, mit diesem Profil nach Bekanntschaften zu suchen. Grab zog damals seine Konsequenzen.

    „Als mehrfach Geschädigter durch Datenmissbrauch habe ich auf Facebook die meisten Fotos meiner Kinder gelöscht und poste auch keine solchen Fotos mehr.“ Tatsächlich überlegte Grab damals, die Accounts zu löschen: „Ich hatte nicht einmal Zeit, all die Lügen, die schon verbreitet wurden, zu melden oder gar zu berichtigen.“ Doch Facebook zu verlassen, würde seiner Ansicht nach weder etwas an den Hasskommentaren noch an falschen Profilen ändern. „Dann lieber drin bleiben und versuchen, das Schlimmste zu verhindern“, so Grab.

    Sie lässt sich in sozialen Medien nicht aus der Ruhe bringen

    Auch für Margarete Heinrich (SPD) wäre es keine Option, die sozialen Netzwerke zu verlassen. „Als aktive Kommunalpolitikerin würde ich ein modernes Medium verlieren, das hilfreich ist, anderen Menschen etwas mitzuteilen.“ Natürlich müsse man sich bewusst sein, durch Einträge auf Facebook Emotionen oder gar Hasskommentare auslösen zu können. Aber in der Position eines Politikers müsse man damit umgehen können, findet sie. Sie selbst habe ein klares Konzept: sich nie aus der Ruhe bringen und provozieren lassen.

    Margarete Heinrich ist auf Twitter, Instagram und auf Facebook vertreten. Auf letzterem hat sie sogar zwei Profile - ein privates und eines als Kommunalpolitikerin. Privat postet sie auf Facebook gerne Bilder ihrer Kochkünste, aus dem Garten oder auch mal von ihren Töchtern. „Aber ich frage sie vorher, ob sie damit einverstanden sind. Das mache ich übrigens bei allen Menschen, die auf einem Bild zu sehen sind, das ich online stellen will.“ Für Matthias Lorentzen kommt nur ein Facebook-Profil in Frage. Dafür aber hat er sein Online-Verhalten geändert.

    Seitdem der Grünen-Politiker im Stadtrat sitzt, postet er auf Facebook kaum noch Privates. Und schon gar keine Bilder seines Kindes mehr. „Als Stadtrat wird man in der Öffentlichkeit ganz anders beachtet“, sagt der 39-Jährige. „Die Posts sehen jetzt zu viele Menschen.“ Ständig darauf zu achten, wer welches Bild auf Facebook sehen darf, sei ihm zu anstrengend. Auf Twitter tausche er sich gerne politisch aus, auf Instagram ist er aus zeitlichen Gründen nicht vertreten. Ob er je einen Beitrag bereut habe? „Ja“, sagt Lorentzen. Verraten will er ihn nicht. Aber er habe daraus gelernt. „Ironie kommt in sozialen Netzwerken schlecht rüber. Man beleidigt Menschen schneller als man denkt.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden