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Augsburg: Was Händlern in der Innenstadt das Leben schwer macht

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Was Händlern in der Innenstadt das Leben schwer macht

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    Eine besondere Lage: Die Geschäfte am Perlachberg liegen mitten in der Stadt und haben doch mit ganz eigenen Probleme zu kämpfen. Etwa, dass ihre Läden nur schwer zu sehen sind.
    Eine besondere Lage: Die Geschäfte am Perlachberg liegen mitten in der Stadt und haben doch mit ganz eigenen Probleme zu kämpfen. Etwa, dass ihre Läden nur schwer zu sehen sind. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die einen beklagen die strengen städtischen Regeln für Außenwerbung und Schaufenster. Die anderen gehen auf die Barrikaden, weil der Judenberg ab 8. Mai für sieben Wochen gesperrt und sie fürchten, dass die Kundschaft in ihren Geschäften ausbleibt. Händler in der Innenstadt – außerhalb der Fußgängerzone – haben zuletzt mehrfach ihr Leid geklagt. Doch Auflagen und Sperrungen sind nicht die einzigen Gründe für Unmut und Existenzsorgen. Wer nachfragt, hört von hohen Mieten, vielen Baustellen, einer schlechte Parksituation und dem veränderten Kaufverhalten.

    Steigende Mieten und fehlende Kundschaft

    Ein Beispiel dafür ist die Geschichte von Karin Hoschek, Inhaberin des Schuhgeschäfts Sisento am Perlachberg. Jeden Monat habe sie Mühe, die Miete zu erwirtschaften erzählt sie. Diese liegt nach Angaben der Geschäftsleute am

    Stammkunden zurückzugewinnen ist ein Kraftakt

    Einen ähnlichen Teufelskreis beschreibt Ludmila Bauer vom Schlemmerhäusl. „Die Geschäfte am Perlachberg leben von den Stammkunden. Die vielen Baustellen haben einige vertrieben. Sie wieder zurückzugewinnen ist ein Kraftakt.“ Dazu kämen Verhandlungen mir den Vermietern. „Sie erhöhen in regelmäßigen Abständen. Ihnen ist dabei egal, ob es einen ständigen Wechsel der Geschäfte gibt und deshalb gar keine attraktive Meile für Kunden entstehen kann. Ihnen geht es rein um die Einnahmen“, beschreibt sie. Ob sie ihren Mietvertrag verlängern wird, steht noch nicht fest. „Eventuell schließe ich im Sommer“, sagt sie resigniert.

    Es fehlt: ein Parkhaus

    Für die Goldschmiede Eidel ist das nach 47 Jahren am Standort ganz oben am Perlachberg keine Option, obwohl auch hier die Geschäfte laut Helga Eidel mühevoll sind. Das hänge unter anderem mit der Parkplatzsituation zusammen, denn für Läden in dieser Lage fehle ein Parkhaus für Kunden, die aus östlicher Richtung kommen. Außerdem habe sich das Kaufverhalten verändert. „Wir bemerken eine Tendenz, dass kaufkräftige Kunden gerne nach München zum Einkaufen fahren“, so Eidel. Auch Aktionstage wie der Marktsonntag würden wenig bewegen. „Da kommen die Leute, um in der Stadt zu essen und zu trinken und Aktionspreise zu nutzen. Zur Beratung und zum Kauf in den Laden kommt kaum einer“, spricht Eidel aus Erfahrung. „Da vergeht einem schon manchmal die Lust“, gibt sie zu.

    Baustellen sorgt für Umsatzeinbußen

    Ab 8. Mai wird der Judenberg für mehrere Wochen gesperrt.
    Ab 8. Mai wird der Judenberg für mehrere Wochen gesperrt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Und wie ist die Lage in der Altstadt? Auch hier ist es eine Mischung aus verschiedenen Gründen, die für schlechte Stimmung sorgt. „Ich hatte wegen der bisherigen Umbaumaßnahmen Umsatzeinbußen von rund zehn Prozent“, ist Gabriele Hübner vom Bekleidungsgeschäft „Mode im Lustgarten“ ganz offen. „Das bedroht mich jetzt nicht in meiner Existenz, aber andere Kollegen trifft das schon“, erzählt sie. Wenn jetzt im Mai der Judenberg auch noch für sieben Wochen wegen Leitungsarbeiten gesperrt wird, müsse sie wieder von vorne beginnen, um Kunden zu werben. „Wenn sie dann nicht einmal die Möglichkeit haben, durch eine gewisse Außenwerbung zu punkten, dann sind das Rahmenbedingungen, die einem das erfolgreiche Wirtschaften schon schwer machen“, ergänzt sie. Augsburg habe es verpasst, ein Bummelerlebnis zu schaffen.

    Die Miete sollte zehn Prozent des Umsatzes nicht übersteigen

    Zu den Ladenmieten, die in der Altstadt nach Auskunft der Mieter mit Werten zwischen zehn und 40 Euro pro Quadratmeter deutlichen Schwankungen unterliegen, hat Hübner dagegen eine differenzierte Meinung. „Bei den Mieten muss man aus kaufmännischer Sicht so ehrlich sein und sich im Vorfeld überlegen, welcher Umsatz mit dem eigenen Produkt an der ausgewählten Lage zu erzielen ist.“ Die Miete sollte nach ihren Worten zehn Prozent dieser Summe nicht übersteigen.

    Aber: „Über diese Faustregel-Rechnung machen sich meiner Ansicht nach manche Ladeninhaber zu wenig Gedanken“, meint sie. Damit sei der Spielraum in weniger guten Zeiten knapp. Für die schlechten Rahmenbedingungen könnte dagegen keiner etwas. Hier hofft Hübner auf ein baldiges Entgegenkommen der Stadt.

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