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Augsburg: Warum wird der Neubau für das Theater um 20 Millionen teurer?

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Warum wird der Neubau für das Theater um 20 Millionen teurer?

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    Das Große Haus des Theaters wird aktuell saniert, etwas zeitverzögert soll ein Neubau für Werkstätten, Verwaltung und eine zweite Spielstätte beginnen. Dieser Teil der Sanierung wird nun aber teurer werden als geplant.
    Das Große Haus des Theaters wird aktuell saniert, etwas zeitverzögert soll ein Neubau für Werkstätten, Verwaltung und eine zweite Spielstätte beginnen. Dieser Teil der Sanierung wird nun aber teurer werden als geplant. Foto: Silvio Wyszengrad

    Nach Bekanntwerden der Kostensteigerungen bei der Theatersanierung will die Stadt genau die Ursachen untersuchen. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) gab am Mittwoch mit Baureferent Gerd Merkle (CSU) und Kulturreferent Thomas Weitzel einen Überblick über die Probleme, die dafür sorgen, dass der geplante Erweiterungsbau hinter dem Theater statt der bisher prognostizierten 72 Millionen nun je nach geänderter Variante zwischen 84 und 92 Millionen Euro kosten wird. Die Stadtregierung verteidigte einerseits das bisherige Vorgehen, kritisierte gleichzeitig aber das Agieren des beauftragten Architekturbüros Achatz. Architekt Walter Achatz wird am Donnerstag im Stadtrat Stellung nehmen.

    Wie berichtet, sorgt ein Bündel von Ursachen für Mehrkosten beziehungsweise nötige Umplanungen, unter anderem ein höherer Grundwasserstand. Aus den Grundwasserkarten sei dies nicht ersichtlich gewesen, so Merkle. Die Erkenntnisse hätten sich erst bei späteren Probebohrungen ergeben. Fragezeichen sieht die Stadt aber beim Brandschutz.

    Wie berichtet, kamen Fachplaner zum Ergebnis, dass beim vom Büro Achatz im Erweiterungsbau geplanten Multifunktionssaal strenge Richtlinien hinsichtlich Sprinkleranlage, etc. gelten würden. Wegen der dadurch verursachten Kosten ist nun eine Option, den Multifunktionssaal aus dem Gebäude auszulagern. Dass die Erkenntnis mit den Brandschutzanforderungen jetzt aufkomme, sei verwunderlich, so Merkle. An den Regelwerken habe sich in den vergangen fünf Jahren nichts geändert.

    "Blumenstrauß an Mehrkosten" beim Theater in Augsburg

    Anders als bei der Sanierung des Großen Hauses ist für den Neubau kein Kostenpuffer eingeplant. Achatz und Stadt Augsburg hatten dies in der Vergangenheit als unnötig bezeichnet. Auf Nachfrage spielte Merkle den Ball am Mittwoch zu Achatz. „Er hat glaubhaft rübergebracht, dass kein Kostenpuffer nötig ist, und wurde eines Besseren belehrt.“ Auf die Frage, ob er mit den Leistungen des Architekturbüros zufrieden sei, sagte Merkle, er sei mäßig begeistert gewesen, irgendwann „mit einem Blumenstrauß an Mehrkosten“ konfrontiert worden zu sein. Man hätte sich eine zügigere Kommunikation gewünscht. Nachdem für den Neubau zunächst eine Kostenexplosion auf 125,8 Millionen Euro im Raum stand, wurden abgespeckte Varianten entworfen, die auf 84 bzw. 92 Millionen Euro kommen würden.

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    FW-Stadtrat Volker Schafitel, der in der Vergangenheit – ähnlich wie die Initiatoren eines erfolglosen Bürgerbegehrens gegen die Sanierung – eine deutliche Kostensteigerung prophezeit hatte, kritisierte am Mittwoch erneut den fehlenden Kostenpuffer. „In dieser Größenordnung kann man nichts ohne Puffer machen. Es wäre das erste Mal, dass so ein Projekt im Kostenrahmen bleibt.“ Bei der Grundlagenermittlung seien offenbar Fehler gemacht worden. Schafitel plädiert für ein Moratorium beim Neubau.

    Kulturreferent Weitzel betonte, dass mit den vorgelegten Planungsvarianten die Belange des Theaters und der Bürger berücksichtigt würden. Es handle sich aber um Einschnitte, etwa bei der Größe des Malsaals für die Kulissen. Seitens des Theaters war angesichts der Diskussion um die Kosten der Sanierung bislang stets gesagt worden, dass Abstriche nicht möglich seien. Auf Nachfrage sagte Gribl, dass es angesichts der jetzt vorgenommenen Streichungen „nicht gerecht“ wäre, von einem Glaubwürdigkeitsverlust zu sprechen. „Das Theater beweist seine Leidens- und Kompromissfähigkeit.“

    Weitere Verteuerungen bei der Theatersanierung sind möglich

    Allerdings ist keinesfalls gesagt, dass es bei den jetzt bezifferbaren Mehrkosten bleibt. Das war angesichts der seit Jahren davongaloppierenden Baupreise schon länger klar. Baureferent Merkle sprach das Thema am Mittwoch erstmals offensiv an. Wenn man von einem Fertigstellungstermin im Jahr 2025 ausgehe und die zuletzt fälligen Steigerungen zugrunde lege, werde man wohl nicht bei den 92 Millionen Euro für den Anbau landen. Gleiches gelte womöglich auch für die bereits laufende Sanierung des Großen Hauses.

    Dort hat die Stadt aktuell ein Viertel der anstehenden Arbeiten vergeben und liegt im Kostenkorridor. „Möglicherweise will manche Firma das Staatstheater auf seiner Referenzliste haben und gibt deshalb entsprechend günstige Angebote ab“, sagt Merkle. Allerdings seien 75 Prozent der Leistungen noch nicht vergeben. „Zum Jubeln ist es zu früh.“ Künftig, so Merkle, werde man den Stadtrat auch darüber informieren, wie Baupreissteigerungen künftig zuschlagen könnten. Die Gesamtkosten für die Theatersanierung (reine Investitionssumme ohne Kreditzinsen und Baupreissteigerungen) lagen bisher bei 186 Millionen Euro.

    Entscheidung in einigen Monaten

    Zur Frage, wie die anstehenden Mehrkosten gestemmt werden sollen, hat die Stadt noch kein Konzept. Denn noch sei unklar, auf welche Variante es hinausläuft, sagt Gribl. Der Stadtrat wird sich am Donnerstag mit dem Thema befassen, ein Beschluss zum weiteren Vorgehen ist aber wohl erst in einem Dreivierteljahr realistisch. Klar, so Gribl, sei aber, dass sich der Freistaat auch an den Mehrkosten mit einer Förderung beteiligen werde.

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