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Augsburg: Warum sinkt Augsburgs Corona-Inzidenz trotz strenger Maßnahmen so langsam?

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Warum sinkt Augsburgs Corona-Inzidenz trotz strenger Maßnahmen so langsam?

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    Maskenpflicht, geschlossene Geschäfte und andere Einschränkungen trugen in Augsburg nicht dazu bei, den Inzidenzwert schnell zu senken.
    Maskenpflicht, geschlossene Geschäfte und andere Einschränkungen trugen in Augsburg nicht dazu bei, den Inzidenzwert schnell zu senken. Foto: Alexander Kaya

    Auch nach inzwischen eineinhalb Monaten hartem Lockdown gehen die Infektionszahlen in Augsburg nur relativ langsam zurück. Immerhin nähert sich Augsburg nun einem Inzidenzwert von etwa 100 an, nachdem es in den vergangenen Wochen praktisch einen Stillstand um die 120 gab. Allerdings verzeichneten die Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg seit Mitte Januar deutliche Rückgänge und liegen inzwischen in der Inzidenz bei etwa 50. Auch in München und Nürnberg gingen die Kurven in den vergangenen Wochen steiler nach unten als in Augsburg. München, das Mitte Januar etwa gleichauf mit Augsburg lag, verzeichnet inzwischen eine Inzidenz von nunmehr etwa 50.

    Woran der nur sehr zögerliche Rückgang in Augsburg genau liegt, ist unklar. Im Vergleich scheinen die Augsburger nach wie vor etwas mehr unterwegs zu sein als die Münchner und Nürnberger. Das legen Daten des Statistischen Bundesamtes nahe, das auf anonymisierter Basis Mobilfunkdaten auswertet. "Insbesondere in München wirken sich die Beschränkungen und Gebote deutlich stärker auf die Mobilität der Menschen aus und somit wahrscheinlich auch auf die zustande kommenden Kontakte und Virusübertragungen", sagt Dr. Thomas Wibmer, kommissarischer Leiter des Augsburger Gesundheitsamtes. Dass in Augsburg nach wie vor relativ viel Bewegung herrscht, liege womöglich daran, dass die hiesigen Beschäftigten, die häufiger im produzierenden Gewerbe tätig sind, schlechter ins Homeoffice ausweichen können als am Bürostandort München. Im Vergleich zum Frühjahrslockdown 2020 seien die Bürger insgesamt noch relativ viel unterwegs.

    Augsburg verzeichnet einen Anstieg bei den Infizierten über 70 Jahren

    Eine gewisse Rolle dürfte auch der vergangene Woche bekannt gewordene Ausbruch in der Seniorenresidenz Albaretto spielen, wo inzwischen 50 Bewohner (Stand 1. Februar) positiv getestet wurden. Insgesamt verzeichnete das Gesundheitsamt zuletzt wieder einen Anstieg bei den Infizierten über 70 Jahren in Augsburg. Die Hälfte der Infizierten aus dieser Altersgruppe lebt in der Anlage. In der Altersgruppe der über 70-Jährigen, die knapp 19 Prozent der Infizierten in Augsburg ausmachen, spiele dieser Ausbruch durchaus eine gewichtige Rolle, so das Gesundheitsamt.

    In der Seniorenresidenz Albaretto in Augsburg sind mehrere Bewohner und Pflegekräfte mit dem Coronavirus infiziert.
    In der Seniorenresidenz Albaretto in Augsburg sind mehrere Bewohner und Pflegekräfte mit dem Coronavirus infiziert. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wibmer weist aber auch darauf hin, dass die Verlaufskurven in den bayerischen Städten und Landkreisen insgesamt sehr unterschiedlich sind, sowohl was den zeitlichen Verlauf als auch die jeweiligen Hintergründe betrifft. Insofern seien Vergleiche nicht ganz einfach. Vergleicht man den Augsburger Verlauf mit dem Bayern-Durchschnitt, sind die Abweichungen in der Tat überschaubar. In Augsburg, so Wibmer, sei es nach dem heftigen Anstieg der Inzidenz Anfang November zu weniger starken Schwankungen gekommen wie in anderen bayerischen Städten. Grundsätzlich sei das Infektionsgeschehen nach wie vor diffus und nicht klar eingrenzbar. Man habe aber in den ersten beiden Januarwochen noch Nachwirkungen von privaten und familiären Treffen über Weihnachten und Silvester gespürt. Das sei zu befürchten gewesen, zeige aber, dass private Kontakte ein wichtiger Übertragungsweg seien. Kontaktvermeidung und das Einhalten von AHA-Regeln seien nach wie vor elementar.

    Abfrage von Kontakten ist für Augsburgs Gesundheitsamt schwierig

    Sorgen bereitet dem Gesundheitsamt unterdessen, dass man bei der Abfrage von Kontakten bei Infizierten und Arbeitgebern immer häufiger auf Granit beiße. "Die Kooperation lässt zunehmend nach und Auskünfte zu Kontaktpersonen und Aufenthaltsorten werden teilweise nur unwillig und unvollständig gegeben", so Wibmer. Das erschwere die Kontaktnachverfolgung. Das Gesundheitsamt bitte alle Bürger mit positivem Test, ausnahmslos alle Kontaktpersonen zu benennen.

    Wer positiv getestet ist, werde sofort angeschrieben und binnen einem bis drei Tagen für weitere Ermittlungen kontaktiert. In Einzelfällen, etwa bei unvollständigen Kontaktdaten, könne es länger dauern. Wer Kontakt zu einem Infizierten hatte, werde gebeten, sich mit der Behörde in Verbindung zu setzen. Dafür gibt es ein Online-Formular. Ein Rückruf erfolge binnen 24 Stunden. Aktuell sind im Gesundheitsamt um die 315 Mitarbeiter tätig, davon 45 externe Beschäftigte von außerhalb der Stadtverwaltung (z.B. der Polizei).

    Augsburger Unternehmer fordern Lockerungen im Lockdown

    Am Mittwoch äußerte sich auch Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) zu den Forderungen der Initiative "Zukunft in Not", der sich zahlreiche Augsburger Unternehmer angeschlossen haben. Die Firmeninhaber forderten zuletzt Lockerungen im Lockdown. Das Gesundheitsamt müsse etwa in der Lage sein, Infektionsquellen besser zu identifizieren. Dann seien Geschäftsöffnungen vertretbar.

    Weber sagte, sie habe großes Verständnis für die teils schwierige Situation von Unternehmern. "Wir verstehen den Hilferuf." Derzeit werde noch ein Gesprächstermin zwischen Firmenvertretern, Stadt, Landkreisen und Wirtschaftskammern koordiniert. Man wolle Forderungen auf ihre lokale Umsetzbarkeit prüfen oder an den Freistaat weitergeben, kündigte Weber an. Firmen seien auch Arbeitgeber und Steuerzahler. Gleichwohl müsse man die nachvollziehbaren Wünsche ("Wir alle sehnen uns nach Perspektiven") mit dem Verlauf der Pandemie in Einklang bringen. "Aktuell lässt dieser leider noch wenig zu."

    Alle Neuigkeiten zum Coronavirus in Augsburg lesen Sie in unserem News-Blog.

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