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Augsburg: Warum es erfolgreiche Frauen in der Liebe schwer haben

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Warum es erfolgreiche Frauen in der Liebe schwer haben

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    Sina Trinkwalder, Gründerin der Textilfirma Manomama, steht viel in der Öffentlichkeit. Für Männer ist das nicht immer einfach, sagt die 38-Jährige.
    Sina Trinkwalder, Gründerin der Textilfirma Manomama, steht viel in der Öffentlichkeit. Für Männer ist das nicht immer einfach, sagt die 38-Jährige. Foto: Silvio Wyszengrad

    Sina Trinkwalder und Katharina Ferstl sind zwei Augsburger Unternehmerinnen. Trinkwalder hat die ökosoziale Textilfirma Manomama gegründet. Sie beschäftigt inzwischen 150 Mitarbeiter. Ferstl gehört zur Inhaberfamilie des Traditionsgeschäftes Modehaus Jung. Dort ist sie für Unternehmenskommunikation zuständig.

    Die beiden 38- und 36-jährigen Frauen haben jeweils einen Sohn. Es gibt noch eine Gemeinsamkeit: Sie sind Single. Die beiden erzählen offen, warum es in ihren Positionen so schwer ist, einen Mann zu finden.

    Sina Trinkwalder wurde neulich von einer Freundin gefragt, warum sie keinen Mann habe. Sie gerät ins Grübeln. Ihr wird bewusst, dass Männer sich selten trauen, sie anzusprechen. „Sei froh“, erwidert die Freundin. Sie als Alleinerziehende mit „Normalojob“ sei in den Augen vieler Männer Freiwild. Die Unternehmerin will es nun wissen. Ist der Job und das Aussehen einer Frau so ausschlaggebend für das Verhalten eines Mannes ihr gegenüber?

    Auf der Datingplattform Tinder nimmt Single-Frau Trinkwalder zwei Identitäten an

    Trinkwalder startet einen Versuch, den sie auch in einem Facebook-Beitrag beschreibt. Auf der Kennenlernplattform Tinder nimmt sie zwei Identitäten an: Mit blonder Perücke gibt sie sich einmal als alleinerziehende Marie Köhler aus.

    Die andere Frau heißt auch Marie Köhler. Nur hat diese dunkle Haare und ist eine Businessfrau. „Was dann passierte, hätte ich nicht für möglich gehalten“, sagt Trinkwalder im Rückblick. Der Geschäftsfrau Marie schreiben die Männer galant und zurückhaltend. „Was die blonde Marie allerdings für sexistische und abfällige Post bekam, dafür ist unterirdisch gar kein Ausdruck.“

    Die Unternehmerin regt sich darüber auf, dass Menschen allein wegen ihres Aussehens und ihres Jobs bewertet werden. In ihrem Facebook-Eintrag macht sie ihrem Ärger Luft. Dort entbrennt sofort eine Diskussion über die schwierige Suche nach einem Partner und über Vorurteile. Der Eintrag wird über 1200 Mal geliked, 141 Mal geteilt und über hundert Mal kommentiert.

    Ein Kommentar stammt von Katharina Ferstl. Sie schreibt: „Darf ich vorstellen: 36, Unternehmerin, alleinerziehend und (meiner Erfahrung nach das Schlimmste für potenzielle Partner): unabhängig! Seit ziemlich genau 5 Jahren Single...!“

    Selbstständig und finanziell unabhängig, davor haben viele Männer Angst

    Haben es beruflich erfolgreiche Frauen wirklich schwerer, einen passenden Mann zu finden? Katharina Ferstl vom Modehaus Jung sagt: ja. Sie habe sich mit dem Facebook-Post von Sina Trinkwalder sofort identifizieren können. „Als selbstständige und finanziell unabhängige Frau bist du nicht gerade die erste Wahl für Männer.“

    Trinkwalder sieht die Problematik ähnlich. „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Aber umgekehrt geht das meistens nicht, weil Jungs es nicht verpacken, wenn eine Frau erfolgreich ist“, meint die Manomama-Geschäftsführerin.

    Laut Ferstl gibt es einen weiteren Grund, warum viele Männer Schwierigkeiten mit unabhängigen und erfolgreichen Frauen haben. „Ich denke, dass Männer bei einer Frau, die sehr extrovertiert ist und selbstbewusst in der Öffentlichkeit steht, davon ausgehen, dass die zu Hause genauso ist und immer die Richtung vorgeben will.“ Sie lacht. „Davon bin ich aber so was von entfernt. Ich bin völlig normal. Ich mache den Haushalt, die Wäsche und koche, wie jede andere Frau auch.“

    Trinkwalders Mann muss vor allem privat mit ihr mithalten

    Auch Sina Trinkwalder hat an einen Mann den Anspruch, dass er in der Partnerschaft Entscheidungen fällt. „Ich kann ja nicht 24 Stunden durchpowern.“ Auch wenn das bei ihr nahezu so wirkt. Die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und auch Buchautorin kennt keinen Stillstand. „Ich treib so viel nach vorne. Ich bin ein schnell denkender Mensch. Da will ich, dass jemand privat mit mir Schritt hält“, sagt sie und haut den Spruch raus: „Ich habe eine Näherei und kein Waschlappenprüflabor.“

    Trinkwalder gibt aber auch zu, dass es für einen Mann an ihrer Seite nicht ganz leicht ist, weil sie so in der Öffentlichkeit steht. Sie erinnert sich an die Situation, als ihr Ex-Mann den gemeinsamen Sohn am Gymnasium anmeldete. Dort bekam er zu hören, dass es besser gewesen wäre, wenn Frau Trinkwalder an seiner Stelle vorbeigekommen wäre. Sie hätten sich so auf sie gefreut. „Wenn du als Partner immer wieder solche Erlebnisse hast, kann ich nachvollziehen, dass das irgendwann nervt“, räumt die 38-Jährige ein. Sie hebt fast entschuldigend die Schultern. „Aber ich kann mein Engagement und meine Arbeit nicht zurückschrauben. Ich bin ich.“

    Katharina Ferstl (36) gehört zur Inhaberfamilie von Modehaus Jung. Sie glaubt, dass einige Männer mit der Unabhängigkeit einer Frau Probleme haben.
    Katharina Ferstl (36) gehört zur Inhaberfamilie von Modehaus Jung. Sie glaubt, dass einige Männer mit der Unabhängigkeit einer Frau Probleme haben. Foto: Jung

    Wäre denn ein Mann, der auch in der Öffentlichkeit steht, passender? Dazu sagt Trinkwalder lediglich trocken: „Zwei Menschen mit jeweils einem eigenen Wikipedia-Eintrag ... Finde den Fehler.“ Sie erklärt es. Männer mit einem gewissen Bekanntheitsgrad hätten oft ein „Gockel-Verhalten“. Sie könnten es nicht aushalten, wenn eine Frau an ihrer Seite bekannt ist. Zudem würde es wenige Männer in ihrem Alter in solchen Positionen geben.

    Die 36-jährige Ferstl hat hier auch ihre eigenen Erfahrungen gemacht. „Die Männer, die selbst erfolgreich sind und mit so viel Unabhängigkeit umgehen können, sind oftmals Narzissten.“ Sie glaubt, dass man sich in ihrem Alter schon schwerertut, als mit Anfang 20. Schon allein, weil die meisten in dem Alter verheiratet seien und Familien gründeten.

    Und, man werde im zunehmenden Alter anspruchsvoller. Man hat Erfahrungen gesammelt und weiß, was man will und was nicht, sagt sie. „Ich will auch was Anständiges an meiner Seite haben. Damit meine ich nicht das Geld, sondern die Mentalität des anderen. Liest er gerne Bücher, genießt er gutes Essen, kann man mit ihm über interessante Themen sprechen, hat er Humor. Solche Dinge.“

    Trinkwalder hat für sich akzeptiert, „dass es ab einer gewissen Bewusstseinsebene eng mit der Auswahl wird“. Sie sagt, sie habe als Single-Frau ihren Seelenfrieden gefunden, gibt aber auch zu, dass es manchmal einsam sein kann. Doch die Unternehmerin ist ganz locker. „Es passiert oder auch nicht.“ Das nächste Projekt hat die 38-Jährige sowieso schon wieder im Kopf.

    Auch Katharina Ferstl gibt sich entspannt. „Es gibt Frauen, die können nicht alleine sein oder brauchen einen Partner, um mit ihm aufzutreten. Das ist für mich irrelevant.“ Natürlich habe man zu zweit mehr Freude. „Aber ich habe keinen Druck, jemanden zu finden, weil ich eine tolle Familie und einen tollen Freundeskreis habe.“

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