Die Kritik von Fahrgästen und von der Opposition im Augsburger Rathaus wird die geplante Tariferhöhung im öffentlichen Nahverkehr der Region nicht mehr stoppen. Anfang Juli sollen die Tickets im Augsburger Verkehrsverbund (AVV) im Schnitt um knapp fünf Prozent teurer werden. Nach Informationen unserer Redaktion wollen die Gesellschafter des AVV, die Stadt Augsburg und die Kreise Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen nicht mehr daran rütteln. Der Augsburger Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle hat sich auf Anfrage unserer Zeitung hinter die geplante Preiserhöhung gestellt.
Die Ticketpreise für Einzelkarten und Abos im AVV steigen
Sie ist mit durchschnittlich 4,9 Prozent die höchste in den zurückliegenden 15 Jahren. AVV-Geschäftsführer Andreas Mayr sagt, dass man sich bewusst dafür entschieden hat, sowohl Einzelfahrten als auch Dauerkarten teurer zu machen – alle Nutzer sollen ähnlich belastet werden. Der Preis für eine Kurzstrecken-Fahrt steigt von 1,50 auf 1,60 Euro, bei der Streifenkarte ist es mit 11,90 Euro ein Plus von 60 Cent. Das Mobil-Abo für den Innenraum kostet dann 55 Euro statt bisher 52,50 Euro. Mehrere Stadträte und Gruppierungen aus der Opposition im Augsburger Rathaus hatten sich gegen die Erhöhung gestellt, auch die SPD im Landkreis Augsburg forderte eine Aussetzung der Preissteigerung. Allerdings: Die neuen Tarife sind längst beschlossene Sache. Beim AVV müssen die Entscheidungen einstimmig fallen. Das heißt: Würde die Stadt Augsburg sich für eine Verschiebung der geplanten Preisrunde aussprechen, müssten auch alle beteiligten Kreise mitziehen. Und das gilt derzeit als ausgeschlossen.
Ein Verzicht auf höhere Preise würde bedeuten, dass die Kommunen für den ohnehin defizitären Nahverkehr noch mehr Geld zuschießen müssten. Ursprünglich sollten die Tickets schon im Januar teurer werden. Die Preise im AVV werden jährlich an die allgemeine Preisentwicklung unter anderem im Energiebereich angepasst. Um die Einführung der kostenlosen City-Zone in der Augsburger Innenstadt aber nicht zu konterkarieren, wurde die Erhöhung um ein halbes Jahr verschoben. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand ahnen, dass Corona das Land überrollen würde. Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle sagt: „Die Fahrgelderhöhung steht in keinem Zusammenhang mit Corona und stellt auch keinen Ausgleich coronabedingter Ausfälle dar“. Sie kompensiere Kostensteigerungen für Personal und sonstige Betriebsaufwendungen wie Energie bis zum Stichtag 31. März 2019.
Die Grünen wollen mehr Geld für den Nahverkehr nach Augsburg holen
Die Grünen im Augsburger Stadtrat hatten angesichts der Tariferhöhung noch einmal Redebedarf angemeldet. Fraktionschefin Verena von Mutius-Bartholy sagt, der Zeitpunkt sei ungünstig, weil der öffentliche Nahverkehr durch Corona viele Fahrgäste verloren habe und ausgedünnt sei. Die Tariferhöhung werden sie wohl mittragen, aber darauf dringen, dass künftig mehr Geld, auch vom Freistaat, in den öffentlichen Nahverkehr fließt. Aus CSU-Kreisen heißt es, man wolle zusammen mit dem grünen Koalitionspartner einen Antrag einreichen, in dem es unter anderem darum geht, den Freistaat dazu zu bewegen, den Nahverkehr im Raum Augsburg besser zu unterstützen. Zuletzt hatte das Land eine Tarifreform im Münchner Nahverkehr massiv gefördert.
Auch in Nürnberg gibt es dieses Jahr, anders als in Augsburg, keine Preiserhöhung im Nahverkehr, weil es Fördergelder vom Freistaat gibt. Wichtig sei auch, so heißt es aus der CSU, mit wie viel Geld man aus dem Corona-Rettungspaket des Bundes für den Nahverkehr rechnen kann. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) hat sich in der Debatte bisher noch nicht öffentlich positioniert. In der Stadtratssitzung nächste Woche wird die Situation im Nahverkehr aber zum Thema: Vertreter der Stadtwerke und des AVV sollen den Stadträten berichten.
Ab Montagabend sollen wieder mehr Straßenbahnen fahren
Die Stadtwerke haben inzwischen angekündigt, dass der wegen Corona ausgedünnte Takt wieder verbessert werden soll. Abends zum Beispiel fahren die Straßenbahnen ab Montag wieder alle 15 Minuten und nicht nur alle 30 Minuten. Tagsüber bleibt es aber beim 7,5-Minuten-Takt für die Trams. Ob und wann es eine Rückkehr zum Fünf-Minuten-Takt geben wird, lassen die Stadtwerke offen. Wegen der Corona-Krise ist die Zahl der Fahrgäste massiv eingebrochen, das stellt die Stadtwerke auch vor finanzielle Probleme. Die kostenlose City-Zone in der Innenstadt soll aber erhalten bleiben. Deren Finanzierung sei gesichert, sagt Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle.
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