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Augsburg: Warum Kriminelle diesen Mann fürchten sollten

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Warum Kriminelle diesen Mann fürchten sollten

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    Gerhard Zintl, Kripo-Chef bei der Polizei Augsburg, Nachfolger von Klaus Bayerl
    Gerhard Zintl, Kripo-Chef bei der Polizei Augsburg, Nachfolger von Klaus Bayerl Foto: Silvio Wyszengrad

     Es läuft nicht so, wie im Fernsehen. Im TV-Krimi ist es der einsame Ermittler, der ein Verbrechen im Alleingang klärt. Oder es gibt ein verschworenes Duo, das Mordfälle löst. Die Realität ist eine andere, sagt Augsburgs neuer Kripo-Chef Gerhard Zintl. Ermitteln ist Teamarbeit – und immer mehr auch eine Frage moderner Technik. Zintl kennt sich damit aus. Er war um die Jahrtausendwende dafür verantwortlich, dass die Ermittler in Bayern technisch einen großen Schritt nach vorn gemacht haben. Unter seiner Leitung wurde ein neues Computerprogramm eingeführt, das dabei hilft, in schwierigen Fällen den Überblick zu bewahren.

    Gerhard Zintl, 56, gerät fast ins Schwärmen, wenn er von den Möglichkeiten der Technik erzählt. Vernehmungsprotokolle und Daten aus der Telefonüberwachung sind im Computer hinterlegt, alle Spuren und Hinweise aufgelistet und sortiert. Alles lässt sich durchsuchen, vernetzen und strukturieren. Das ist auch nötig. Als Zintl in den 1980er Jahren zur Kripo kam, konnte man viele Fälle noch ganz klassisch von Hand lösen. Heute ist es die große Fülle von Informationen, die das oft unmöglich macht. In einem einzigen Fall müssen die Fahnder nicht selten prall gefüllte

    So mancher Verbrecher hat ihn wohl schon unterschätzt

    Der Oberbayer Gerhard Zintl wirkt so, wie man es den Menschen aus diesem Landstrich gerne nachsagt. Freundlich, gemütlich – fast harmlos. Womöglich hat sich so mancher Verbrecher davon schon täuschen lassen. Dass er seinen Beruf beherrschen muss, zeigt der Blick auf seine Karriere bei der bayerischen Polizei. Nach seiner Ausbildung darf er schnell das tun, was er sich wünscht: Ermitteln, sich an einem Fall hartnäckig „verbeißen“. „Das hat mich schon immer interessiert“, sagt er. „Wenn man nach längerer Zeit den Durchbruch erreicht, das sind schöne Erfolge.“

    Nach nur einem halben Jahr als Streifenpolizist kommt er auf dem Revier in Gauting bei München in die sogenannte Ermittlungsgruppe. Dann folgt der Wechsel zur Kripo in Fürstenfeldbruck, später dann der Schritt zum Landeskriminalamt (LKA). Dort kümmert er sich zuerst um Organisierte Kriminalität. Schließlich, von 2003 bis 2012, wird er der oberste Terrorfahnder der Behörde. Er leitet das für den sogenannten Staatsschutz zuständige Dezernat 42. Eine Aufgabe von Zintls Abteilung im LKA ist es, mögliche islamistische Terroristen im Blick zu behalten. Danach geht Zintl ins Innenministerium – bis er im vergangenen Herbst seine Stelle als Leiter der Kriminalpolizei in Augsburg antritt. Gerhard Zintl ist hier vor allem ein Manager. Mehr als 200 Menschen arbeiten hier. Es ist die größte Kriminalpolizeiinspektion in Bayern.

    Doch er bleibt auch Ermittler. Als Anfang des Jahres der Verdacht aufkommt, ein Mann aus Friedberg könnte seine philippinische Ehefrau getötet haben, kommt auch der Chef am Wochenende rein. Der Fall löst sich dann relativ schnell. Der Mann spricht mit den Ermittlern. Er gesteht, seine Frau erschlagen und zerteilt zu haben. Er führt die Beamten auch zu den Leichenteilen, die in einem Mietabteil eines Augsburger Lagerhauses liegen.

    Zintls erster Mordfall als Chef der Kripo

    Es ist Zintls erster Mordfall als Leiter der Kriminalpolizei. Er weiß, dass vor allem die Mordfälle in der Öffentlichkeit viel beachtet werden. Doch auch die Alltagskriminalität – Einbruch, Betrug, Drogen – darf nicht zu kurz kommen. „Die Kunst ist es, alle diese Felder professionell zu behandeln.“ Vor allem die Internetkriminalität sieht er als Herausforderung. Die Dunkelziffer der Fälle, die gar nicht angezeigt werden, sei noch viel zu hoch. Neue Strukturen, darunter das noch unter seinem Vorgänger Klaus Bayerl im Herbst gegründete Cyber-Kommissariat, will er ausbauen.

    Privat muss sich Gerhard Zintl durch den neuen Job nicht groß umstellen. Obwohl er zum ersten Mal in seiner Karriere nicht mehr in Oberbayern, sondern in Schwaben tätig ist. Der verheiratete Vater eines Sohnes lebt auf halbem Weg zwischen Augsburg und München. Von dort aus geht er auch seinem Hobby nach, das er schon lange pflegt und ein Ausgleich für seine Arbeit bei der Kripo ist. Gerhard Zintl setzt sich in seiner Freizeit gerne aufs Motorrad.

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