Seine Tätigkeit als Baureferent der Stadt Augsburg begann Gerd Merkle im Mai 2008. Es war der Zeitpunkt, als Kurt Gribl als Rathauschef die Amtsgeschäfte übernahm. Merkle war eine feste Größe in beiden Amtszeiten von Gribl. Jetzt ist Gribl raus, Eva Weber ist Augsburgs neue Oberbürgermeisterin. Merkle macht weiter. Er stellt sich am Montag erneut zur Wahl. Allerdings gibt es dieses Mal eine besondere Konstellation: Er wird nur drei Jahre als Referent tätig sein, danach scheidet er aus.
Es gibt Absprachen mit Oberbürgermeisterin Eva Weber
So ist es mit der Rathauschefin und der CSU, der Merkle angehört, besprochen. In einer persönlichen Erklärung äußert sich der 61-Jährige zur Entscheidung: „Meine Entscheidung, nicht mehr für sechs Jahre als Baureferent zu kandidieren und mich als Bürgermeister zur Wahl zu stellen, hat nichts mit Amtsmüdigkeit oder gesundheitlichen Problemen zu tun, sondern basiert ausschließlich auf zwei Beweggründen – einem rationalen und einem emotionalen Grund.“
Wie berichtet, hätte Merkle eigentlich nach Willen der CSU Dritter Bürgermeister werden sollen. Ein Bürgermeister, der aber nur auf drei Jahre gewählt ist, ist in dieser Form nicht zulässig. Drei Jahre als Baureferent zu agieren, ist möglich. So hat es die zuständige Genehmigungsbehörde festgelegt. Merkle, den nicht nur mit Gribl sondern auch mit Eva Weber eine private Freundschaft verbindet, hatte überlegt, bereits jetzt als Referent aufzuhören. Dass er bei der Wahl im März 2020 angetreten war, wurde innerparteilich auch als Signal gesehen, dass er die OB-Kandidatur von Weber voll unterstützt. Mit der eigenen Kandidatur signalisierte Merkle andererseits auch, dass er gerne als Baureferent weitermachen wolle.
So kommt es jetzt auch. Zum angekündigten Abschied zur Hälfte der Periode sagt Merkle: „Der rationale Grund ist, dass Augsburg eine der letzten Großstädte in Deutschland ist, in der die berufsmäßigen Stadträte (Referenten) noch alle zeitgleich mit der Kommunalwahl gewählt werden. Jede Referentenneubesetzung ist deshalb gleichbedeutend mit einem Stillstand über Monate hinweg und hat auch immer einen erheblichen Wissensverlust zur Folge.“
Der neue Stadtrat habe aus seiner Sicht jetzt die Möglichkeit, in den nächsten drei Jahren eine qualifizierte Ausschreibung zu formulieren und die Besetzung beschlussmäßig zu vollziehen. Merkle sagt ferner: „Wenn der Stadtrat weitsichtig ist, wäre es denkbar, dem neuen Stadtbaurat ein halbes Jahr parallel eine Einarbeitung in das gesamte Aufgabenspektrum zu ermöglichen.“
Es gibt auch persönliche Gründe
Der zweite Beweggrund, im Jahr 2023 als Referent aufzuhören, sei persönlich zu bewerten: „Ich bin Opa von zwei bezaubernden Enkelkindern, mit denen ich in drei Jahren einfach mehr Zeit verbringen möchte, als dies heute bedingt durch meine Tätigkeit möglich ist.“ Merkle ist liiert. Seine Lebensgefährtin ist Ines Lehmann, Sprecherin des Universitätsklinikums Augsburg.
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