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Augsburg: Waldbrand-Übung: Sind die Augsburger Einsatzkräfte für den Ernstfall gerüstet?

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Waldbrand-Übung: Sind die Augsburger Einsatzkräfte für den Ernstfall gerüstet?

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    Bei der großen Waldbrandübung in Bergheim sind am Samstag rund 150 Rettungskräfte vieler Organisationen im Einsatz.
    Bei der großen Waldbrandübung in Bergheim sind am Samstag rund 150 Rettungskräfte vieler Organisationen im Einsatz. Foto: Silvio Wyszengrad

    Man hat die schlimmen Bilder vom Sommer noch im Kopf, die in den Medien zu sehen waren: Während der extremen Hitzewelle im Juli und August in Südeuropa und der Türkei kam es zu verheerenden Waldbränden mit vielen Verletzten und Toten. In Südfrankreich mussten Tausende Anwohner und Touristen vor den Flammen gerettet werden. Am griechischen Peloponnes wurden mehrere Orte und ein Kinderferienlager evakuiert. Auch in der Türkei wüteten bei Temperaturen um die 40 Grad die schlimmsten Waldbrände seit Jahren. Feuersbrünste dieser Größenordnung erwartet man bei der Augsburger Berufsfeuerwehr nicht. Trotzdem könnte auch hier ein Waldbrand in dichter besiedelten Stadtteilen den Katastrophenfall auslösen. Sind die Augsburger Einsatzkräfte ausreichend vorbereitet? Diese Frage sollte am Samstag eine Großübung beantworten. Das Szenario: Der Wald bei Bergheim brennt auf 500 Quadratmetern lichterloh, bei einem Wind der Stärke 3,5 in Richtung Nord/Ost.

    Das Löschwasser wird vom Bergheimer Fischweiher über 1,5 Kilometer  und 100 Höhenmeter bergauf gepumpt.
    Das Löschwasser wird vom Bergheimer Fischweiher über 1,5 Kilometer und 100 Höhenmeter bergauf gepumpt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Feuerwehrübung: Hydranten sind im Wald weit weg

    "Auf dem Papier schaut immer alles gut aus", sagt Andreas Kohnle von der Pressestelle der Berufsfeuerwehr zum Einsatzplan. Der Stresstest mit rund 150 Einsatzkräften mit 25 Fahrzeugen in Bergheim soll zeigen, ob er für ein Großfeuer in der Kategorie "Katastrophenfall" in der Realität reibungslos funktioniert. In freier Natur läuft vieles anders als mitten in der Stadt. Der nächste Hydrant ist im Wald Kilometer weit weg, die Feuerwehrleute müssen schauen, wo sie Löschwasser herbekommen. Das ist nicht die einzige Herausforderung. Laut Übung breitet sich der Brand in Richtung des Gutes Bannacker aus, dicke Rauchschwaden ziehen bis hinein nach Bergheim. Mitten im Wald ist auch noch eine Gruppe Pfadfinder und Pfadfinderinnen unterwegs, die in Panik zu geraten droht.

    Alles nur Theorie? Dass Feuer auch in Augsburg vorkommen, zeigte sich zuletzt mehrfach im Stadtwald, in dem besonders im Sommerhalbjahr Tausende Menschen unterwegs sind. Kohnle sagt, in den heißen, trockenen Sommern der vergangenen Jahre habe es regelmäßig die Warnstufe 4 (hohe Gefahr) gegeben, punktuell auch die Stufe 5 (sehr hohe Gefahr). Trotzdem muss die Feuerwehr vergleichsweise selten zum Löschen in den Wald ausrücken. Ziel der Großübung sei es, die Routine und den Automatismus beim Einsatz zu verbessern, sagt Andreas Graber, Amtsleiter der Berufsfeuerwehr. Alle Rädchen sollen ineinandergreifen, auch wenn viele unterschiedliche Einsatzkräfte vor Ort sind - darunter die Freiwilligen Feuerwehren Haunstetten, Göggingen, Bergheim, Inningen, Oberhausen, Kriegshaber, Pfersee, Lechhausen und die Werksfeuerwehr von Premium Aerotec, Polizei, Rettungsdienst, Technisches Hilfswerk, Forstbehörde, Stadtwerke und Bundeswehr.

    Neues Katastrophenschutz-Fahrzeug und eine neue Drohne

    Beim fiktiven Bergheimer Waldbrand ist ein Gebäude mit der nötigen technischen Ausstattung für die Einsatzleitung weit weg. Am Waldrand wird ein Feldlager eingerichtet. Gleich neben dem feuerroten Zelt der Einsatzleitung stehen diverse Einsatzfahrzeuge, dahinter brummt ein Generator, der Strom erzeugt. Kohnle zeigt auf das neue Katstrophenschutz-Fahrzeug - eine rollende Kommandozentrale, vollgestopft mit Technik, in der alle Fäden zusammenlaufen. Dort kann man funken, faxen, mailen und, falls nötig, auch Handys aufladen. Vor allem geht es dort darum, den Überblick über die vielen einzelnen Trupps und das große Ganze zu behalten.

    Zu koordinieren gibt es sehr viel: Daniel Vötter, Drohnenspezialist der Augsburger Polizei, hat gerade den neuen Flugroboter mit Wärmebildkamera in die Luft geschickt. Die Drohne kann mehrere Kilometer weit fliegen. Sie soll Luftaufnahmen von der Brandentwicklung liefern und ermitteln, wo das Feuer am stärksten lodert. Auf dem elektronischen Bildschirm kann man aber auch aus der Luft mitverfolgen, wie weit die Löschfahrzeuge schon in den Wald vorgedrungen sind. Bevor die Drohne abheben darf, muss ihr Flug angemeldet werden. "Damit die Flugsicherung Bescheid weiß", sagt Vötter. Der Multikopter könnte sonst beispielsweise einen Rettungshubschrauber gefährden, wenn er ihm in die Quere kommt.

    Eine Drohne der Polizei überträgt mit einer Kamera Luftbilder vom Einsatzort.
    Eine Drohne der Polizei überträgt mit einer Kamera Luftbilder vom Einsatzort. Foto: Silvio Wyszengrad

    Augsburger Feuerwehr übt Waldbrand-Bekämpfung

    Die ersten Löschtrupps sind unterwegs. Sie stehen vor der Herausforderung, genügend Wasser in den Wald zu bekommen. Die Tanks der Löschfahrzeuge haben nur begrenzte Kapazitäten. Nachschub sei in diesem Fall relativ schnell nötig, sagt Kohnle. Deshalb wird von einem Hydranten am Bergheimer Ortsrand Wasser gezapft und im Pendelverkehr in den Wald gefahren. Parallel bauen die Feuerwehrkräfte eine aufwendige Versorgungsleitung auf: Von einem der Bergheimer Fischweiher soll ein langer Wasserschlauch über eine Strecke von 1,5 Kilometern und rund 100 Metern Höhenunterschied direkt zur Brandstelle führen. Damit das Wasser so weit und auch noch bergauf fließen kann, müssen viele Schläuche miteinander verbunden und zwischendrin mehrere Verstärkerpumpen eingebaut werden. Auch das klappt gut. Die provisorische Wasserleitung zieht sich wie eine riesige weiße Schlange an den Waldwegen entlang bis zum Einsatzort.

    Nach rund zweieinhalb Stunden ist der virtuelle Waldbrand in Bergheim erfolgreich gelöscht, die umherirrenden Übungs-Pfadfinder sind aus dem Wald gerettet. Die Bevölkerung in Bergheim wäre im Ernstfall über Lautsprecherwagen informiert worden, wegen der Rauchschwaden Fenster und Türen geschlossen zu halten. Eine große Evakuierungsaktion der gesamten Ortschaft ist in diesem Szenario nicht nötig. Hätte sich der Katstrophenfall ausgeweitet, wäre vielleicht auch die Bundeswehr zum Einsatz gekommen. Dies sei aber nur dann vorgesehen, wenn der Einsatz von zivilen Kräften allein nicht mehr zu leisten sei, sagen die Übungsteilnehmer. Beispielsweise einen Panzer zu ordern, der Schneisen in den brennenden Wald schlagen könnte, würde danach wohl mindestens 24 Stunden dauern.

    Friedhelm Bechtel von der Augsburger Berufsfeuerwehr ist der örtliche Einsatzleiter bei der Übung und am Ende sehr zufrieden. "Jede Organisation hat sich professionell eingebracht", sagt er. Details sollen weiter verbessert werden. Ein Beamer für die Lagebesprechung hat nicht funktioniert. Gewünscht wird eine größere und übersichtlichere Einsatzkarte. Die elektronische Bildübertragung soll optimiert werden. Um solche Dinge geht es.

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