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Augsburg: WM 2014: Migranten fühlen sich beim Public Viewing diskriminiert

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WM 2014: Migranten fühlen sich beim Public Viewing diskriminiert

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    Fans in Augsburg dürfen die deutsche Mannschaft bei der WM immer im Freien anfeuern - dank Lärmschutz-Lockerung auch nach 22 Uhr. Aber was ist, wenn andere Teams spielen?
    Fans in Augsburg dürfen die deutsche Mannschaft bei der WM immer im Freien anfeuern - dank Lärmschutz-Lockerung auch nach 22 Uhr. Aber was ist, wenn andere Teams spielen? Foto: Anne Wall

    Mirganten in Augsburg befürchten, dass sie die Teams ihrer alten Heimat beim Public Viewing nach 22 Uhr nicht anfeuern dürfen. Die Stadt hat den Lärmschutz nämlich nur für die Spiele generell gelockert, an denen die deutsche Mannschaft beteiligt ist. Für alle anderen Begegnungen sind Sondergenehmigungen nötig - beispielsweise wenn Italien auf England trifft.

    Eine Augsburger Wirtin mit Wurzeln im Ausland war empört, als sie das von der Stadt erfuhr. "Fans anderer Mannschaften wird damit die Gelegenheit genommen, ihr Team im Biergarten zu unterstützen", fürchtet sie. Dadurch fühle sie sich diskriminiert. Nun wolle sie aber eine Sondergenehmigung beantragen.

    Etwa die Hälfte der Spiele startet nach 22 Uhr

    Aufgrund der Zeitverschiebung starten etwa die Hälfte der WM-Spiele in Deutschland erst nach 22 Uhr. Aus diesem Grund hat das Bundeskabinett eine Verordnung auf den Weg gebracht, die den Lärmschutz während der Weltmeisterschaft von Mitte Juni bis Mitte Juli lockert und die Übertragung im Freien auch nach 22 Uhr zulässt. Eine Zustimmung des Bundesrats ist wohl nur noch Formsache. Wie sie diese Lärmschutz-Lockerung umsetzen, entscheiden die Kommunen selbst.

    Die Umsetzung der Stadt Augsburg stößt auch beim städtischen Integrationsbeirat Tugay Cogal auf Kritik. "Es wäre ein schönes Zeichen für die Integration gewesen, wenn die Behörden alle Begegnungen generell erlaubt hätten", sagt er. Die jetzige Regelung führe stattdessen dazu, dass sich Migranten in der neuen Heimat fremd fühlen.

    Die Stadt will Bürokratie vermeiden

    Die Stadt Augsburg betont, dass die getroffene Regelung niemanden diskriminieren soll. Umweltreferent Rainer Schaal sagt: "Unsere Entscheidung ist nur die logische Konsequenz der Bundesvorgabe." Darin heißt es nämlich, dass für die Genehmigungen das öffentliche Interesse an den Spielen mit dem Lärmschutz abzuwägen sei. "Bei Spielen der deutschen Mannschaft ist dieses Interesse automatisch gegeben", sagt Schaal. Bei allen anderen sei zwar eine Genehmigung von der Stadt erforderlich - aber die werde im Normalfall sicherlich erteilt.

    Wirtschaftsreferentin Eva Weber erklärt in Vertretung für das Ordnungsreferat, warum die Stadt die Lärmschutz-Lockerung auf diese Art umsetzt. "Anfangs war vorgesehen, dass für alle Begegnungen Sondergenehmigungen nötig sind", sagt sie. Doch als das Ordnungsreferat von Anfragen überflutet wurde, hat man sich dort entschieden, alle Spiele der deutschen Mannschaft sowie die Halbfinale und das Finale generell zu genehmigen.

    Die meisten Anträge werden wohl Erfolg haben

    "Denn für diese Begegnungen ist das geforderte Publikumsinteresse auf jeden Fall vorhanden", sagt Weber. Letztendlich gehe es nur darum, Bürokratie abzubauen. Solch ein Vorgehen habe es auch schon bei den vergangenen Europa- und Weltmeisterschaften gegeben.

    Weber betont: "Für die Spiele der anderen Mannschaften gibt es keine stillschweigende Genehmigungen, doch die meisten Anträge dafür werden Erfolg haben." Das Umweltreferat bearbeite zurzeit schon zwei Anfragen. Letztendlich können also wohl auch die meisten Migranten in Augsburg die Mannschaften ihrer alten Heimat nach 22 Uhr beim Public Viewing anfeuern.

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