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Augsburg: Von Maskenkontrolle bis FCA-Geisterspiel: Der neue Alltag der Security-Dienste

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Von Maskenkontrolle bis FCA-Geisterspiel: Der neue Alltag der Security-Dienste

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    Die Wachleute Torsten Krich und Bob Sobic (von links) stehen mit Mundschutz und Handschuhen vor der McDonald’s-Filiale am Königsplatz. Das Aufgabenfeld der Security-Firmen hat sich in der Corona-Krise geändert.
    Die Wachleute Torsten Krich und Bob Sobic (von links) stehen mit Mundschutz und Handschuhen vor der McDonald’s-Filiale am Königsplatz. Das Aufgabenfeld der Security-Firmen hat sich in der Corona-Krise geändert. Foto: Peter Fastl

    Statt auf dem Plärrer für Sicherheit zu sorgen, auf Messen zu helfen oder mal einen Star vom Münchner Flughafen abzuholen, haben Sicherheitsfirmen in diesen Tagen andere Aufgaben: Einkaufswagen desinfizieren und Eingänge von Geschäften kontrollieren. Viele Aufträge sind den Unternehmen in der Corona-Krise weggebrochen. Die übrig gebliebenen Anforderungen haben sich geändert – wie etwa bei den Fußballspielen, die nun als Geisterspiele stattfinden. Manchmal erleben die Wachmänner auch Kurioses.

    Security-Unternehmer aus Augsburg plaudert aus dem Nähkästchen

    Die Auftragslage ist für Igor Dordevic von Sektor Sicherheitsdienst in der Corona-Krise massiv eingebrochen. Wie auch bei seinen Kollegen in der gesamten Branche. Keine Volksfeste, keine Maibaumfeiern, keine Messen, keine Konzerte – alles ist abgesagt. Wann Großveranstaltungen wieder möglich sind, steht in den Sternen. „Unsere Ausfälle werden nicht ersetzt“, sagt der Unternehmer. Für einen Teil seiner Mitarbeiter musste er Kurzarbeit anmelden. Etwas Arbeit gibt es jedoch weiterhin für Sicherheitsfirmen, nur ist sie eine andere.

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    Rund 500 Personen haben am Samstag auf dem Augsburger Rathausplatz gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert.

    Jürgen Heberle etwa von Steger Sicherheitsdienst, der sich auf Objektschutz spezialisiert hat, hat in den vergangenen Wochen oft leer stehende Möbelhäuser und große Fahrradgeschäfte kontrolliert. „Wenn in so einer Zeit eine Leitung geplatzt wäre, hätte das ja niemand mitbekommen.“ Auffallend sei ihm zufolge der Rückgang an Einbrüchen in Privathäusern. „Die Menschen sind jetzt mehr daheim.“

    Kollege Igor Dordevic sah sich plötzlich mit völlig neuen Aufträgen konfrontiert. „Wir bekamen einen Kunden aus der Desinfektionsmittelherstellung“, erzählt er. Die Polizei hatte der Firma, wie er berichtet, einen Wachdienst empfohlen. „Wir passen auf, dass nachts nichts heimlich von dem Mittel abgepumpt wird.“ Auch habe er für Privatkunden schon Gold und Juwelen innerhalb Deutschlands transportiert. Der kräftige Mann mit der Glatze lacht. „Es gibt halt auch Menschen, die die Krise nicht trifft. Reiche und wohlhabende Kunden legen ihr Geld jetzt in Gold, Schmuck und Oldtimern an.“

    Was der Sicherheitsdienst beim FCA-Geisterspiel machen muss

    Apropos Geld. Kommenden Samstag wird die Fußball-Bundesliga fortgesetzt. Darüber freut sich Dietmar Dengler, wenn auch etwas verhalten. Der Geschäftsführer der Firma ICPS beschäftigt knapp 400 Mitarbeiter. Eigentlich stellt sein Unternehmen Sicherheitsleute unter anderem für Eishockeyspiele der Augsburger Panther, für Zelte auf dem Plärrer sowie für Bundesligaspiele des FC Augsburg. Einkaufswagen desinfizieren, Maximalzahl von Kunden im Handel regulieren – so sieht stattdessen jetzt der Alltag aus. Wenigstens geht für ihn und seine Belegschaft die Bundesliga am kommenden Wochenende wieder weiter.

    Freilich haben sich auch hier die Anforderungen geändert. Normalerweise hat Dengler an und im Fußballstadion Mitarbeiter in einer dreistelligen Zahl im Einsatz. „Das hängt auch von Faktoren ab, wie die Fanlage des Gegners ist oder ob es sich um ein Schicksalsspiel handelt.“ Am Samstag, wenn der FCA im heimischen Stadion auf Wolfsburg trifft, wird nur ein Bruchteil seines Teams vor Ort sein. Die Besonderheit: Die Sicherheitsleute werden selbst kontrolliert, bevor sie in die Arena dürfen.

    Corona-Krise: "Menschen werden zunehmend aggressiv"

    „Wir werden genauso auf unsere Temperatur getestet wie alle anderen an dem Tag auch.“ Die Deutsche Fußball-Liga und die Bundesligavereine hätten ein ausgeklügeltes Schutzsystem für den Neustart erarbeitet. Die Security muss kontrollieren, ob sich die Menschen berechtigt auf dem Gelände der Arena aufhalten, und aufpassen, dass Hygienevorschriften eingehalten werden. Zumindest müssen die Sicherheitsleute an den Eingängen nicht mit Zuschauern über Corona-Maßnahmen diskutieren. Schließlich handelt es sich um ein Geisterspiel. Derartigen Diskussionen können die Securitys vor Geschäften hingegen oft nicht entgehen.

    Yener Alkaya, Geschäftsführer von Alpha Security, hat einige seiner rund 75 Angestellten in Supermärkten eingesetzt. Er stellt eine Veränderung bei den Menschen fest. „Die meisten sind einsichtig. Aber meine Mitarbeiter erzählen auch, dass manche Menschen zunehmend aggressiv werden. Die Corona-Zeit macht vielen zu schaffen.“ Immer wieder gebe es an den Ladentüren Diskussionen über die Corona-Vorgaben und die Grundrechte.

    Darauf gingen seine Mitarbeiter aber in der Regel nicht ein. „Einfach lächeln oder einen Witz raushauen bringt mehr, als mit jemandem über die Maßnahmen zu streiten.“ Alkaya hat zudem den Eindruck, dass einige Menschen unausgelastet sind. Manche scheinen richtig Langeweile zu haben oder Ablenkung zu suchen, stellt der 40-jährige Unternehmer fest. „Es gibt Kunden, die kommen bis zu viermal täglich in den Supermarkt.“

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