Hans Trautner ist enttäuscht. Seine Familie hat über mehrere Generationen hinweg in der alten Villa an der Hochfeldstraße 15 in Augsburg gelebt. Nie hätte er gedacht, dass der jetzige Besitzer das Gebäude nun abreißen lassen will. Anwohner im Bismarckviertel kämpfen derzeit für den Erhalt der Villa. Trautner meldet sich auf Nachfrage unserer Redaktion zu Wort, um einiges klarzustellen, was bisher zu dem Streitfall gesagt wurde.
Der Immobilienunternehmer Maximilian Wolf hatte das Gebäude vor rund einem Jahr erworben. Nun hat er einen Antrag bei der Stadt gestellt, den Altbau abzureißen und einen deutlich größeren Neubau mit zehn Wohnungen und Tiefgarage zu errichten. Wolf sagte, ursprünglich habe er die Villa sanieren wollen. Doch dann habe man größere Schäden festgestellt. Er begründete seine Abrisspläne nicht nur mit einer maroden Bausubstanz, sondern auch mit finanziellen Aspekten. Er habe die Villa für mehrere Millionen Euro gekauft und trage nun das wirtschaftliche Risiko.
Die Erben des Gebäudes in Augsburg wünschten sich den Erhalt
Trautner sieht die Sache anders. Und er erklärt auch, warum: Danach ist mit der Villa, die ursprünglich von einem Vetter des berühmten Erfinders Rudolf Diesel um 1902 erbaut wurde, eine lange Familientradition verbunden. Trautners Großvater hatte das Gebäude erworben. Im Krieg war es schwer beschädigt und wieder aufgebaut worden. Danach lebte Trautners Vater Hermann mit seiner Familie in dem Gebäude, in dem er lange auch eine Arztpraxis hatte. Nach dem Tod von Dr. Hermann Trautner stand die Villa einige Zeit leer.
Dann entschieden sich seine inzwischen erwachsenen Kinder schweren Herzens zum Verkauf des Hauses. "Der finanzielle Aufwand, es wieder herzurichten, wäre für uns zu groß gewesen", sagt Hans Trautner. Die Erben wünschten sich aber den Erhalt und die Sanierung der historischen Villa. Beim Verkauf vor etwa einem Jahr habe man deshalb auf den höchstmöglichen Preis am Immobilienmarkt bewusst verzichtet. Es habe mehrere Interessenten gegeben, sagt Trautner. "Herr Wolf hat das Haus deshalb bekommen, weil er es erhalten wollte und uns versprochen hat, daraus ein Schmuckstück zu machen."
Vonseiten der Familie betont man, die Villa sei zum Zeitpunkt des Verkaufs nicht in einem maroden Zustand gewesen. Das Gebäude sei zwar in die Jahre gekommen und hatte einen größeren Sanierungsbedarf. Abbruchreif sei es aber nicht gewesen. In den vergangenen Jahrzehnten sei beispielsweise das Dach neu gedeckt worden. Statische Probleme gebe es allenfalls in dem neueren Anbau mit Garage. Der Riss in der Mauer zur Villa hin habe sich jedoch in den vergangenen zehn Jahren nicht verändert, soweit es sichtbar gewesen sei.
Die Vorbesitzer der Villa haben Verständnis für Anwohnerproteste
Hans Trautner stellt fest: "Es ist absolut schade, wenn dieses Gebäude abgerissen wird." Deshalb verstehe er auch die Initiative von Anwohnern im Bismarckviertel, die gegen den geplanten Abbruch der Villa kämpfen. In einem offenen Brief fordern sie, das Gebäude und die alte Rotbuche im Garten zu erhalten. Auch sie befürworten eine Erhaltungssatzung, die von der städtischen Bauverwaltung angestrebt wird, um historische Bausubstanz zu erhalten, die nicht unter Denkmalschutz steht. Diese dürfe sich aber nicht nur aufs Bismarckviertel beschränken, so die Anwohner. Sie müsse auf weitere Stadtviertel mit typischen historischen Bauten ausgedehnt werden. Hinter den Forderungen in dem Brief stehen bislang namentlich 30 Bürger und Geschäftsleute aus dem Bismarckviertel.
Die Stadt hat den Antrag für einen Neubau noch nicht genehmigt. Vor wenigen Tagen entstand plötzlich ein schwerer Wasserschaden an der Villa. Der neue Eigentümer will sich inzwischen nicht mehr öffentlich zu dem Gebäude und seinen weiteren Plänen äußern.
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