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Augsburg: Das Vinyl-Café in Göggingen – ein Paradies für Rock- und Popfans

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Das Vinyl-Café in Göggingen – ein Paradies für Rock- und Popfans

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    Bei Oliver Michalski in seinem Vinyl-Café in der Bayerstraße in Göggingen gibt es Schallplatten und Espresso.
    Bei Oliver Michalski in seinem Vinyl-Café in der Bayerstraße in Göggingen gibt es Schallplatten und Espresso. Foto: Peter Fastl

    70 Quadratmeter umfasst das Reich von Oliver Michalski. Rock- und Popfans geht das Herz auf, wenn sie den Laden betreten. An den Wänden hängen Fotografien von Kiss, Jimi Hendrix oder Eric Clapton. Plattencover wie das von Sticky Fingers (das mit dem Reisverschluss) von Eisbrecher, Megaherz oder Iron Maiden. Sebst ein Autogrammkarte von Augsburgs größtem Schlagerstar Roy Black hängt an der Wand oder ein Black Sabbath-Bierdeckel. In der Mitte des Ladens steht eine alte Wurlitzer-Music-Box die Michalski erst vor kurzem wieder funktionsfähig gemacht hat. Neun Jahre lang hatte Michalski an der Gögginger Straße seinen Laden, vor drei Jahren ist er nach nebenan in die Bayerstraße gezogen. 

    Im Vinyl-Cafe  findet man neben Schallplatten aller Musikrichtungen auch verschiedene Plattenspieler.
    Im Vinyl-Cafe findet man neben Schallplatten aller Musikrichtungen auch verschiedene Plattenspieler. Foto: Peter Fastl

    "Mich hat das Vinylvirus infiziert", grinst er. Darum auch der Namen Vinyl-Cafe. "und weil meine Kundschaft von mir immer einen Espresso bekommt." Dabei hat der 55-jährige mit Schallplatten lange nichts am Hut gehabt. "Vor 15 Jahren hatte ich nur einen MP3-Player. Ein Bekannter hat mir dann einen Plattenspieler und 30 Schallplatten geschenkt. Da habe ich beim Hören eine Gänsehaut bekommen," erzählt er. Gebürtig ist Michalski aus Illertissen und ist in Ulm zur Schule gegangen. An der Universität Augsburg hat er studiert und einen Abschluss als Diplompolitologe erworben. Beruflich hat er einiges ausprobiert. Als Supervisor beim Pay-TV oder als Disponent bei einem großen Logistikunternehmen.

    Es gehört Leidenschaft und Passion dazu einen Schallplattenladen zu führen

    Sein Glück hat er aber erst mit den Schallplatten gefunden. Dabei gibt der Junggeselle ehrlich zu: "Finanziell kann man da keine großen Sprünge machen und wenn ich eine Familie hätte, wäre es hart mit dem Laden durchzukommen. Da gehört viel Leidenschaft und Passion dazu." Rock- und Hardrock-Fan war er schon immer. Wenn man ihn fragt, wann er zum ersten Mal auf einem Konzert war, deutet er spontan auf ein Plakat, dass in seinem Laden hängt: "Am 6. Dezember 1983 in der Ulmer Donauhalle bei Iron Maiden." Rund 10000 Platten stehen heute in seinem Laden, dazu eine Unmenge an CDs, DVDs, Videos und Hifi-Komponenten. Was immer wieder gesucht wird von seiner Kundschaft ist der Krautrock. Diesen Begriff hat in den 1970er-Jahren die britische Musikpresse für experimentelle deutsche Musik geprägt. Dazu gehören Bands wie Birth Control, Amon Düül, Can oder Popol Vuh. "Auch die erste von Kraftwerk gehört dazu", weiß Michalski. "Beim Krautrock gab es nicht so viele Pressungen, deshalb sind die ziemlich rar." 

    Wenn man Michalski nach der teuersten Platte in seinem Geschäft fragt, muss er nicht lange nachdenken: "Das ist ein Unplugged-Album von Nirvana in weißem Vinyl. Die ist unter 200 Euro nicht zu haben." Auf Ebay wird die Platte mit knapp 300 Euro angeboten. Dann gibt es auch Rockplatten die Michalski in den vielen Jahren schon öfter angekauft und immer wieder verkauft hat. "Das ist das Rumours-Album von Fleetwood Mac, Thriller von Michael Jackson und Dark Side of the Moon von Pink Floyd", zählt er auf. Stolz ist er auch auf eine AC/DC-Scheibe in farbigem Vinyl. 

    CD' und Klassikplatten sind zumeist Massenware

    Eine Kundin kommt vorbei mit zwei vollen Taschen CD´s die sie los werden will. "Es tut mir leid. CDs habe ich selber im Laden und einen ganzen Keller voll, aber die bekomme ich nicht los", zuckt Michalski den alle nur "Oli" nennen mit den Schultern. Michalski will der Dame die aus Neusäß gekommen ist, wenigstens noch einen Espresso ausgeben, aber die zieht dann doch weiter. " Mit CDs ist es ähnlich wie mit Klassikplatten. Die waren teilweise schon während des Krieges Massenware. Ich habe zwar auch einen Steg Klassik, aber die sucht keiner bei mir", so Michalski. Beim Ankauf sind die Sparten Pop, Rock und Metal für ihn interessanter: "Das sind die Knaller." Aber das Geschäft ist nicht einfach. "Die großen Händler wie Amazon oder JPC sind schon eine große Konkurrenz und Corona habe ich natürlich enorm gespürt. Das war hart um finanziell zu Überleben. Auch der Sommer ist immer eine Durstsrecke." 

    Um Werbung zu machen nützt er vor allem soziale Medien wie Instagram oder Facebook. Und dann lebt er halt von ein bisschen Mundpropaganda, zumal auch musikalische Augsburger Prominenz bei ihm ab und zu auftaucht. So schaut Eisbrecher-Sänger Alex Wesselsky oder Megaherz-Frontmann Alexander Wohnhaas "auf einen Ratsch vorbei" und kaufen das eine oder andere Stück Vinyl. Auch ansonsten ist der Oli in der Nachbarschaft bekannt, wie ein bunter Hund. Ein kurzer Small-Talk mit der Postbotin gehört ebenso zum Tagesablauf wie das "Servus" zum Student der gerade zur Straßenbahnhaltestelle läuft. Michalski pflegt seine Kontakte. Deshalb versteht er nicht, dass manche Leute ihre Platten im Internet kaufen: "Eigentlich haben Platten da nichts zu suchen. Im Laden hat man die Möglichkeit sie anzuschauen und anzuhören und man sieht wie der Kunde mit einem zufriedenen Lächeln nach Hause geht." 

    Im Internet zu erreichen ist das Vinyl-Cafe unter http://www.Vinyl-Cafe.Net 

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