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Augsburg: Viele Augsburger sind traurig über die Capitol-Umbenennung

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Viele Augsburger sind traurig über die Capitol-Umbenennung

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    Am 8. November wird der „Weiße Hase“ offiziell seinen Betrieb aufnehmen. An dem Konzept sei nicht zu rütteln, sagt Gastronom Fatmir Seferi.
    Am 8. November wird der „Weiße Hase“ offiziell seinen Betrieb aufnehmen. An dem Konzept sei nicht zu rütteln, sagt Gastronom Fatmir Seferi. Foto: Seferi

    Wie viele Augsburger am Capitol am Moritzplatz hängen, zeigen die teils verärgerten, teils verständnislosen Reaktionen auf die Umbenennung des ehemaligen Kinos in "Weißer Hase". Wie berichtet, wollen die Gastronomen-Brüder Seferi dort künftig traditionelle Küche anbieten. Der rote Capitol-Schriftzug an der Hausfassade ist verschwunden. Die Erinnerungen an das, was viele Augsburger früher im Capitol erlebt haben, hingegen nicht.

    Margarete Reiter etwa hatte eine Tante, die im damaligen Kino Capitol als Einlasserin beziehungsweise Kartenabreißerin arbeitete. "Ich durfte viele Filme kostenlos ansehen. In die wäre ich sonst niemals rein gekommen, geschweige denn hätte ich das Eintrittsgeld dafür gehabt." Ein Film sei ihr bis heute im Gedächtnis geblieben: "das Geheimnis der Mayerling". "Der hat mich damals sehr emotional bewegt." Der Augsburger Rechtsanwalt Robert Lauerer sah den ersten Kinofilm seines Lebens im Capitol. Er kann sich sogar noch genau an das Datum erinnern.

    Im Capitol flimmerten Brad Pitt, Willy Millowitsch und Bud Spencer über die Leinwand

    "Es war der 22. Dezember 1975. Ich habe zusammen mit meinem Vater einen Film mit Willy Millowitsch, 'Der Geheimnisträger', gesehen." Er vermutet, dass außer ihm sich wohl kaum noch jemand an diesen Film erinnert. "Wohl auch zu Recht. Als ich ihn viele Jahre später einmal wieder im Fernsehen gesehen habe, fand ich ihn schrecklich. Aber es war nun einmal mein erster Kinofilm." Oft sei er in den Folgejahren am Sonntagvormittag im Capitol in der Kinder-Matinee gewesen, wenn die Pippi-Langstumpf-Filme, der "Räuber Hotzenplotz" mit Gert Fröbe oder "Das fliegende Klassenzimmer" mit Blacky Fuchsberger liefen. "Auch den ein oder anderen Film mit Peter Alexander oder Louis de Funès habe ich im Capitol angeschaut."

    Als Lauerer dann schon in die Filme ab zwölf Jahren durfte, standen für ihn die Streifen mit Terence Hill und Bud Spencer oder Jean Paul Belmondo ganz oben. Im Alter von 15 Jahren war der Augsburger von "Das Boot" beeindruckt. "Der letzte Film, den ich im Capitol gesehen habe, hieß ,Rendezvous mit Joe Black‘." Es sei 1999 der letzte Film gewesen, der in diesem Kino gezeigt wurde. "Ich bin wenige Tage vor der Schließung des Kinos in den Film eigentlich nur gegangen, um noch einmal in ,meinem Capitol‘ zu sitzen."

    Unverständnis über die Umbenennung des Capitols

    Rechtsanwalt Robert Lauerer ist mit der Umbenennung des ehemaligen Kinos "Capitol" in "Weißer Hase" als "altem Augsburger Cineasten" nicht einverstanden.
    Rechtsanwalt Robert Lauerer ist mit der Umbenennung des ehemaligen Kinos "Capitol" in "Weißer Hase" als "altem Augsburger Cineasten" nicht einverstanden.

    Auch als das Capitol ein Bistro wurde, ging Lauerer gerne weiterhin dort hin. Der Rechtsanwalt verfolgte vor drei Jahren dort das legendäre WM-Fußballspiel Deutschland gegen Brasilien mit dem Ergebnis 7:1 für die Nationalelf. Dass jetzt das Capitol zum Weißen Hasen wird, stößt bei ihm als "altem Augsburger Cineasten", wie er sich nennt, auf Unverständnis. "Mit dem ,Weißen Hai‘ hätte ich mich arrangieren können, obwohl dieser Film im Dezember 1975 nicht im Capitol, sondern im Thalia lief."

    Hunderte Reaktionen auf die Umbenennung des Capitols sind auf unserer Seite im sozialen Netzwerk "Facebook" zu lesen. Dort schreibt etwa Steffi Samuel, wie schade sie diese Veränderung findet. "Ich bin als Kind dort ins Kino gegangen." Später habe sie dort gerne Cappuccino getrunken. "Und jetzt geht ein letztes Stück verloren." Wer so etwas zulässt, habe keinen Respekt vor Augsburgs Geschichte, wettert Ellie Schmied. "Da weint das Augschburger Herz", findet Michael Hussain.

    Internetleser Georg He berichtet, dass er bei seinem letzten Kinobesuch im Capitol 1998 den Walt-Disney-Zeichentrickfilm "Mulan" sah. "Im Rahmen des Kinosterbens hat Augsburg viele Namen und Kinos verloren. Emelka, Filmpalast, Rex...", zählt er auf. "Trotz allen Veränderungen war das Capitol mit seinem roten Schriftzug immer noch das ehemalige Kino und ein Stück altes Augsburg." Mit dem Verschwinden des Namens, finden viele Leser, verliert Augsburg ein Stück Tradition.

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