In dem Fall des verschwundenen britischen Mädchens Maddie McCann vor 13 Jahren führt eine Spur offenbar auch nach Augsburg. Die Dreijährige war während eines Familienurlaubes an der portugiesischen Algarve spurlos verschwunden. Am Mittwoch informierte das Bundeskriminalamt (BKA) die Öffentlichkeit, dass die Staatsanwaltschaft Braunschweig in diesem über ein Jahrzehnt ungelösten Fall nun gegen einen 43 Jahre alten Deutschen ermittelt. Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Schließlich hatte das ungeklärte Schicksal der kleinen Maddie jahrelang für Schlagzeilen gesorgt. Sogar die Eltern sind zeitweise selbst unter Verdacht gestanden.
Bei dem jetzt Beschuldigten Christian B. handelt es sich um einen mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter. Laut Staatsanwaltschaft Braunschweig ist er unter anderem auch wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt worden. Derzeit sitzt der Mann wegen Vergewaltigung einer 72 Jahre alten Amerikanerin eine längere Haftstrafe ab. Erst im Dezember 2019 war er wegen des Verbrechens, das er auch in Portugal begangen haben soll, verurteilt worden.
Die Ermittlungsbehörden Braunschweig bearbeiten den Fall Maddie McCann, weil der Beschuldigte vor seinem Auslandsaufenthalt seinen letzten Wohnsitz in diesem Bezirk hatte. Bei den Ermittlungen führt eine kleine Spur ausgerechnet nach Augsburg.
Fall Maddie McCann: Welche Spur nach Augsburg führt
Der Tatverdächtige, der zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve lebte, benutzte zur tatkritischen Zeit im Jahr 2007 zwei verschiedene Fahrzeuge, deren Bilder das BKA auch veröffentlicht hat. Laut BKA liegen Hinweise vor, dass der Tatverdächtige eines dieser Fahrzeuge für die Tat genutzt haben könnte. Bei dem einen Fahrzeug handelt es sich um einen weiß-gelben VW-Bus T3 Westfalia mit portugiesischer Zulassung.
Das andere Auto, das der 43-Jährige zur tatkritischen Zeit genutzt haben soll, war ein dunkelrot/auberginefarbenen Jaguar XJR 6. Während der Multivan eine portugiesische Zulassung hatte, weiß man offenbar noch nichts über die Zulassung des Jaguars zu dem Zeitpunkt. Laut Staatsanwaltschaft Braunschweig ist die letzte bekannte Zulassung nach dem Tattag von der Stadt Augsburg erfolgt.
"Außer diesem KfZ gibt es aber keinen großen Bezug zu Augsburg", betont Staatsanwalt Hans Christian Wolters aus Braunschweig gegenüber unserer Redaktion. Und dennoch wirft dieser Fakt Fragen auf. Wer brachte das Auto 2007 in die Fuggerstadt? Wem gehörte die Limousine ursprünglich, wer übernahm sie? Hatte der mutmaßliche Täter einen persönlichen Bezug zu Augsburg?
"Ich weiß nur, dass der Beschuldigte den Jaguar benutzt hatte. Ich kann aber nicht sagen, ob es sein eigener war", sagt Wolters. Die Staatsanwaltschaft hält sich hier aus ermittlungstaktischen Gründen bedeckt. Man wolle nicht zu viele Details preisgeben. Bei den Ermittlern stehen offenbar auch noch einige Fragen offen. "Warum das Fahrzeug damals ausgerechnet in Augsburg zugelassen wurde und ob oder wie lange es in der Stadt gefahren wurde, kann ich nicht sagen."
Auto müsste für neue Zulassung in Augsburg gewesen sein
Streng genommen habe der Jaguar für die neue Zulassung aber vor Ort gewesen sein müssen. "2007 gab es noch keine Online-Ummeldung", so der Staatsanwalt. Auffällig findet der Ermittler den Zeitpunkt der Zulassung in der Fuggerstadt. Das sei genau einen Tag nach dem Verschwinden des Mädchens geschehen. "Vielleicht wollte jemand, dass keiner auf die Idee kommt, das Auto könnte in Portugal gewesen sein", spekuliert Wolters. "Aber warum ausgerechnet Augsburg und nicht etwa München..." Er könne dies momentan nicht erklären. Deshalb seien jegliche Zeugenhinweise auch zu dem Jaguar XJR 6 hilfreich.
Hinweise nimmt das Bundeskriminalamt unter 0611/55-18444 oder jeder anderen Polizeidienststelle mitzuteilen.Für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat führen, ist eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro ausgelobt.
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