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Augsburg: Unternehmerin Sina Trinkwalder über Markus Söder: "Teilzeit-Trump"

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Unternehmerin Sina Trinkwalder über Markus Söder: "Teilzeit-Trump"

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    Markus Söder und Sina Trinkwalder in "Maybrit Illner".
    Markus Söder und Sina Trinkwalder in "Maybrit Illner". Foto: Screenshot/ZDF

    Ein Millionenpublikum sah zu, als es am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner" eigentlich um die Große Koalition gehen sollte. Doch die Sendung drehte sich am Ende mehr um die politischen Positionen des designierten bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der im Mittelpunkt stand.

    Er teilte aus, musste aber auch einstecken, als es um die Flüchtlingsfrage ging. Die Augsburger Unternehmerin Sina Trinkwalder, die bereits öfter Gast bei Fernsehdiskussionen war, nahm sich den CSU-Politiker zur Brust: "Wenn Sie für die Menschen da sind, dürfen Sie nicht permanent zündeln und die Menschen in Angst versetzen." Söders Antwort lautete: "Wir dürfen das Thema nicht unterschätzen." Die Mehrheit der Deutschen bewege diese Frage täglich.

    Trinkwalder: "Markus Söder ist für mich ein Teilzeit-Trump."

    Sina Trinkwalder, die sich in der Sendung "als Sozialdemokratin mit ganzem Herzen bezeichnete", konterte auf Söders Antwort: "Das ist polarisierend und polemisch." Auch am Tag nach der Sendung hatte sich die Unternehmerin noch nicht beruhigt. Am Mittag war sie mit dem Flieger am Flughafen München gelandet, nachdem sie die Nacht noch in Berlin verbracht hatte. "Markus Söder ist für mich ein Teilzeit-Trump." Denn mit Angst löse man keine Probleme, schon gar nicht in der Integrationsarbeit.

    "Integration ist harte Arbeit, ich mache dies seit acht Jahren", sagt die Chefin der ökosozialen Textilfirma Manomama. Dass Söder sich bei der Sendung mit allen Gästen verbal duellierte, überrascht Sina Trinkwalder nicht. "Allein gegen alle, das ist sein Standardprogramm. Das weiß man vorher." Sie könne aber nicht verstehen, dass der designierte Ministerpräsident sich teils so aufführe: "In dieser Position muss er doch integrieren."

    Das sind die verschiedenen Seiten des künftigen bayerischen Ministerpräsidenten

    Der Schauspieler: Gandalf, Marilyn Monroe, Homer Simpson, Shrek, Edmund Stoiber, Mahatma Gandhi – Markus Söder hat schon viele Gesichter gezeigt. Und das nicht nur beim Frankenfasching in Veitshöchheim, wo er mit seinen spektakulären Verkleidungen immer wieder für Aufsehen sorgte.

    Der Ehrgeizige: Nun steht der ehrgeizige Franke und gelernte Fernsehjournalist vor seiner bislang größten Rolle. Spätestens im Frühjahr wird der 50-Jährige seinen Posten als Finanzminister an den Nagel hängen und als Ministerpräsident in die Staatskanzlei umziehen. Damit wird nach der historischen CSU-Pleite bei der Bundestagswahl ausgerechnet der Mann zum Gewinner, auf den lange Zeit kaum noch jemand gesetzt hätte. Sogar Söder selbst verglich sich zwischenzeitlich mit dem englischen Dauerthronfolger Prinz Charles. Doch die Krise brachte Söder zurück auf die Siegerstraße.

    Der Netzwerker: Für ihn zahlte sich auch aus, dass er fleißig Netzwerke gepflegt, Kontakte geknüpft und Fördergeld verteilt hat. „Ab 50 beginnt im Leben eines Mannes die Zeit der Ernte“, zitierte Söder kurz vor seinem runden Geburtstag seinen Vater.

    Der Umstrittene: Die Meinungen über Söder gehen auch in der CSU weit auseinander. Selbst seine Kritiker räumen aber ein, dass er ein überaus fleißiger und talentierter Politiker ist. Nicht wenige teilen aber auch die Überzeugung, dass er vor allem auf eigene Rechnung arbeitet. Als Ministerpräsident wird er daher unter besonderer Beobachtung stehen. In der Partei hat Söder dennoch viele Unterstützer, besonders an der Basis und in der Landtagsfraktion. Als Hardliner und akribischer Arbeiter im Finanzministerium hat er sich viel Respekt erworben, fachlich lobte sogar Seehofer bisweilen seine Arbeit. Außerhalb Bayerns gilt er als Scharfmacher, Populist, Provokateur, Rechtsaußen.

    Der Parteisoldat: Söders CSU-Laufbahn ließ schon immer große Ziele vermuten: Seit 1983 ist der promovierte Jurist Parteimitglied, von 1995 bis 2003 war er Chef der Jungen Union Bayern. Seit 1994 ist er Landtagsabgeordneter, von 2003 bis 2007 war er Generalsekretär unter Edmund Stoiber, seit zehn Jahren ist er Minister.

    Der Privatmann: Söder ist seit 1999 mit Karin Baumüller-Söder verheiratet. Gemeinsam haben sie drei Kinder. Aus einer früheren Beziehung hat er eine erwachsene Tochter.

    Zum Thema Große Koalition hatte sich Sina Trinkwalder in der Sendung ebenfalls geäußert: Die Große Koalition könnte die Politikverdrossenheit noch erhöhen. Die SPD sollte unabhängig davon viel selbstbewusster auftreten, sagt die Unternehmerin.

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