Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Uniklinik hat bundesweit mit am meisten Corona-Patienten

Augsburg

Uniklinik hat bundesweit mit am meisten Corona-Patienten

    • |
    Das Uniklinikum Augsburg betreut Corona-Patienten unter anderem auf der Intensivstation.
    Das Uniklinikum Augsburg betreut Corona-Patienten unter anderem auf der Intensivstation. Foto: Ulrich Wirth

    Nachdem der Corona-Inzidenzwert in Augsburg und den umliegenden Landkreisen in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen ist, wird die Situation mit Krankenhaus-Intensivbetten in der Region angespannter. Mit 44 Patienten und Patientinnen am vergangenen Freitag an der Uniklinik war der Wert so hoch wie zuletzt im Mai. Übers Wochenende ging die Belegung etwas nach unten und liegt seitdem konstant bei 37, dennoch sind die Kapazitäten im Intensivbereich insgesamt in der Region angespannt. Laut dem Divi-Intensivregister waren in Aichach-Friedberg am Mittwoch keine Intensivbetten mehr frei.

    Im bundesweiten Vergleich, so Dr. Herbert Quinz, Leiter der Stabsstelle Medizinstrategie an der Uniklinik, seien in Augsburg recht viele Covid-Erkrankte in Behandlung. Stand Montag lag das Augsburger Haus sowohl bei der Zahl der stationären Corona-Fälle als auch bei der Zahl der beatmeten Menschen an bundesweit zweiter Stelle unter den deutschen Krankenhäusern. Quinz weist darauf hin, dass man bei der Frage der Intensivkapazitäten nicht nur die Betten im Corona-Bereich betrachten dürfe, sondern auch die Auswirkungen auf die Non-Covid-Intensivbetten betrachten müsse.

    Der Inzidenzwert in der Stadt Augsburg lag am Mittwoch bei 158,2 - das ist gegenüber dem Wert der Vorwoche eine Steigerung um etwa 50 Prozent. Das städtische Gesundheitsamt warnte bereits vor einigen Wochen, dass eine vierte Welle mit sprunghaftem Anstieg und sehr hohen Inzidenzwerten unmittelbar bevorstehe. Man gehe davon aus, sich am Anfang dieser Welle zu befinden, so die Stadt. Für die Frage, ob es zu coronabedingten Einschränkungen kommt, ist inzwischen nicht mehr der Inzidenzwert maßgeblich, sondern die Frage, wie viele Patienten und Patientinnen bayernweit in Krankenhäusern aufgenommen werden müssen bzw. wie voll die Intensivstationen sind. Würde sich die bayernweite Zahl der Corona-Intensivpatienten verdoppeln, würde die Ampel auf Stufe Rot springen. Stufe Gelb wäre erreicht, wenn sich die Zahl der Krankenhauseinweisungen in den letzten sieben Tagen gegenüber dem aktuellen Wert verdreifacht.

    Uniklinikum Augsburg: Verschiebbare Eingriffe werden geschoben

    Einzelne Häuser, wie auch die Uniklinik, sind aber inzwischen wieder darauf angewiesen, Erkrankte hin- und herzuverlegen, um Engpässe vor Ort zu umgehen. Denn während die Lage in Nordbayern teils noch relativ ruhig ist, sind im Süden Bayerns höhere Zahlen zu verzeichnen. Am Wochenende wurden einzelne Patienten aus Augsburg etwa nach Nördlingen, Schwabmünchen und Aichach wegverlegt, um Platz im Uniklinikum zu schaffen. Im Gegenzug nehme man aus anderen Häusern komplexe Fälle in Augsburg auf, so Quinz.

    Seit einigen Wochen müsse man immer wieder zeitlich aufschiebbare geplante Operationen, bei denen absehbar ist, dass Patienten oder Patientinnen hinterher noch auf der Intensivstation betreut werden müssen, absagen. Grund seien die steigenden Corona-Fallzahlen. Man müsse, so Quinz, immer noch eine Kapazitäten haben, um zum Beispiel Notfallpatienten aus der Region versorgen zu können. In der Uniklinik ist ein Stufenplan vorbereitet, um den Betrieb im Haus wieder auf steigende Corona-Patientenzahlen umstellen zu können. Im Dezember 2020 lag die Zahl der Corona-Erkrankten bei knapp 140, davon zu Spitzenzeiten 36 auf Intensivstation.

    Insgesamt ist noch unklar, wie sich Patientenzahlen entwickeln. Vor einem Jahr lagen bei ähnlich hoher Inzidenz in Augsburg etwa gleich viel Corona-Patienten und -Patientinnen in der Uniklinik. Einige Tage später gingen die Zahlen dann durch die Decke. Quinz warnt aber vor Vergleichen mit früheren Wellen. Einerseits sind viele Menschen geimpft, andererseits dominiert inzwischen die deutlich ansteckendere Delta-Variante. Wie sich beide Faktoren zueinander verhalten, müsse man sehen. Was man aber feststelle, sei, dass das der Anteil der Corona-Fälle, die so schwer erkrankt sind, dass sie auf Intensivstation müssen, im Vergleich zu früheren Wellen deutlich gestiegen sei. Aktuell liege das Verhältnis zwischen Normal- und Intensivstation in etwa bei 1:1.

    Steigende Infektionszahlen schlagen sich schnell im Krankenhaus nieder

    Und es gibt noch einen Unterschied zu früheren Wellen. Laut Gesundheitsamt gibt es inzwischen keinen großen zeitlichen Versatz mehr zwischen steigenden Infektions- und steigenden Patientenzahlen im Krankenhaus. In den vergangenen Wellen dauerte es meist ein bis zwei Wochen, bis sich Infektionszahlen auch im Krankenhaus bemerkbar machten. Nun gibt es diese Verzögerung nicht mehr, so Dr. Thomas Wibmer, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamtes. Die Ursache dafür sei nicht klar zu benennen, aber ein Faktor könnte sein, dass es Verschiebungen bei den Infektionszahlen in den Altersgruppen gab.

    Anstiege bei den Fallzahlen seien seit Beginn der Pandemie zunächst immer bei jüngeren Bevölkerungsgruppen zu beobachten gewesen und hätten erst später ältere Personen erfasst, so Wibmer. Diese seien - anders als in den vorangegangenen Wellen - inzwischen aber zu einem großen Teil geimpft, sodass sie nicht oder tendenziell nur milde erkranken. Weil diese Gruppe nun seltener im Krankenhaus landet, fällt die durch sie verursachte Verzögerung weg. Ein weiterer Faktor, so Wibmer, könne sein, dass jüngere Infizierte vermutlich meist dann im Krankenhaus landen, wenn sie einen schnellen und akuten Krankheitsverlauf haben. Bei älteren Patienten und Patientinnen spielten womöglich vermehrt andere Faktoren wie Vorerkrankungen mit hinein, die letztlich zur Krankenhauseinweisung führen. Das sorge womöglich dafür, dass sich Einweisungen über eine längere Zeitspanne verteilen. Insgesamt seien die Patienten deutlich jünger geworden und der Intensivanteil habe sich erhöht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden