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Augsburg: Uni und Hochschule stellen auf 2G um - und auch die Präsenzlehre wackelt

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Uni und Hochschule stellen auf 2G um - und auch die Präsenzlehre wackelt

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    Plakat an einer Tür auf dem Campus der Augsburger Universität. Wer zu Vorlesung will, muss jetzt einen 2G-Nachweis erbringen.
    Plakat an einer Tür auf dem Campus der Augsburger Universität. Wer zu Vorlesung will, muss jetzt einen 2G-Nachweis erbringen. Foto: Bernd Hohlen

    Die vierte Corona-Welle wirkt sich nun auch stark auf die Studentinnen und Studenten in Augsburg aus. Seit Mittwoch gilt die 2G-Regel auch an Universität und Hochschule und betrifft so gut wie alle Aktivitäten auf dem Campus. Wer teilnehmen will, muss entweder geimpft oder genesen sein. Viele ungeimpfte Studierende können nur noch eingeschränkt studieren - und erste Fakultäten sagen die Präsenzlehre bereits komplett ab.

    Erst am Dienstag war die Verschärfung der Regeln durch den bayerischen Landtag beschlossen worden. Für Prüfungen gilt 3G-plus, ungeimpfte Studierende brauchen also einen - relativ teuren - PCR-Test für die Präsenzklausur. Für alle anderen Bereiche gilt seit Mittwoch 2G, Vorlesungs- und Seminarräume aber auch Bibliothek und Mensa dürfen nur noch mit Nachweis einer Impfung oder Genesung betreten werden. Diese Regel gilt von nun an auch für praktische und künstlerische Veranstaltungen sowie Veranstaltungen, die besondere Labor- oder Arbeitsräume erfordern. Wie die Hochschule Augsburg mitteilt, soll nun etwa im Fall von Laborpraktika individuell entschieden werden, wie die Studenten und Studentinnen an den Lernstoff gelangen.

    Hochschule Augsburg will Präsenzlehre "priorisieren"

    Für Geimpfte und Genesene soll sich nach Angaben der Hochschule möglichst wenig ändern. "Nach Rücksprache mit unserer Studierendenvertretung priorisieren wir die Lehre in Präsenz und werden diese auch unter 2G beibehalten", erklärt Tobias Kolb, Kommunikationschef der Hochschule. Doch wie viele Studierende sind von den Einschränkungen eigentlich betroffen? Wie die Hochschule mitteilt, seien rund 87 Prozent der Studierenden geimpft. Die Universität verweist auf die bayernweite Impfquote von Studierenden, diese hatte das Wissenschaftsministerium im Oktober mit 80 Prozent angegeben.

    Zwar spricht Kolb auch davon, dass für niemanden ein Nachteil entstehen soll, allerdings wird dies in der Praxis schwierig umzusetzen sein. Wie ungeimpfte Studierende an die Lerninhalte gelangen, hänge von der Art der Lernveranstaltung ab und werde von den jeweiligen Dozenten festgelegt. Die Bandbreite hierfür reicht von der Nutzung eines Videokonferenzsystems, bei dem Studentinnen und Studenten zuhause zugeschaltet werden, bis zu anderen Angeboten, also dem Hochladen von Vorlesungsskripten oder Texten.

    Müssen bald auch alle Geimpften wieder online studieren?

    So wollte man es auch an der Universität handhaben, allerdings werden dort zunehmend Veranstaltungen komplett ins digitale verlegt. Wie Uni-Pressesprecher Michael Hallermayer mitteilte, werde die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät ab dem 29. November bis zum Ende des Semesters wieder komplett auf digitale Lehre umstellen. Eine Rolle dürften dabei auch die steigenden Zahlen spielen. So schrieb Uni-Präsidentin Doering-Manteuffel in einer Rundmail am Dienstag: "Wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt, werden wir die 1000er-Marke alsbald erreichen. Dozierenden von reinen Präsenzveranstaltungen empfehlen wir daher bereits jetzt, Vorkehrungen für einen Wechsel in den Hybrid- oder Digitalmodus zu treffen." Ab einer Inzidenz von 1000 müssen die Hochschulen wieder komplett auf online umstellen. Nach Einschätzung des Augsburger Gesundheitsamtes wird diese Marke in Augsburg aber in der nächsten Zeit wohl noch nicht überschritten.

    An der 2G-Regel gibt es auch Kritik. Thomas Krüger, Vorstandsmitglied des Verbandes Hochschule und Wissenschaft im Bayerischen Beamtenbund, sagt, es erscheine im "rechtlich fragwürdig", mitten im Semester die Voraussetzungen zu ändern. Es sei "bemerkenswert, dass mit den Studierenden erneut eine Gruppe leiden soll, die für die Situation gar nichts kann". Der Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Uni Augsburg bezieht sich dabei auf Zahlen des Intensivregisters. Stand heute mache die Gruppe der 18-29-Jährigen nur 1,5 Prozent der Corona-bedingten Intensivbettenbelegung in Deutschland aus. Die schärferen Regeln würden daher "keine signifikante Verbesserung an den Krankenhäusern erbringen" und seien "auch nicht verhältnismäßig".

    2G auf dem Campus "nur ein Tropfen auf dem heißen Stein"

    Anderer Meinung ist Philosophie-Dozent Thomas Heichele: "2G hätte wesentlich früher flächendeckend in Verbindung mit weiteren Maßnahmen eingeführt werden müssen." Bei der aktuellen Infektionslage sei 2G allerdings "nur ein Tropfen auf dem heißen Stein" und reiche angesichts eines kollabierenden Gesundheitssystems nicht aus. "Auch wenn die Studierenden größtenteils aus individueller Warte ein geringes Risiko für einen schweren Verlauf haben, müssen aus epidemiologischer Sicht bei diesem exorbitanten Infektionsgeschehen die Kontakte radikal reduziert werden", sagt Heichele, der sich nach eigenen Angaben seit über zehn Jahren mit Epidemiologie und Statistik befasst. "Dass nun erneut die Studierenden große Opfer bringen müssen, verdanken wir einem Mangel an Vernunft in der Politik und dem unsolidarischen Verhalten eines kleinen Teils der Bevölkerung."

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