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Augsburg: Uni Augsburg bangt um ihren Elite-Studiengang

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Uni Augsburg bangt um ihren Elite-Studiengang

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    Hier, an der Uni Augsburg, lernen die Elite-Studenten des Masterstudiengangs FIM. Um dessen Zukunft wird seit Monaten gerungen.
    Hier, an der Uni Augsburg, lernen die Elite-Studenten des Masterstudiengangs FIM. Um dessen Zukunft wird seit Monaten gerungen. Foto: Felicitas Macketanz

    Erst Oetker, nun Zeiss und Kuka: Immer mehr namhafte deutsche Unternehmen setzen sich öffentlich für einen besonders erfolgreichen, aber offenbar gefährdeten Elite-Studiengang in Augsburg ein. Das Masterstudium FIM verbindet Wirtschaft und Informatik. Um die Zukunft wird an der Universität seit Monaten gerungen. Deshalb setzen große deutsche Unternehmen nun demonstrativ ein Zeichen.

    FIM steht für „Finance and Information Management“, also für einen Studiengang, der so unterschiedliche Fächer wie Betriebswirtschaftslehre, Informatik und Mathematik verbindet. FIM-Studenten beschäftigen sich mit komplexen Problemen, sei es von Unternehmen oder Verbrauchern. Neue Geschäftsmodelle fürs Bankenwesen sind ebenso Thema wie Computerprogramme, die privaten Nutzern persönlich zugeschnittenen Datenschutz im Internet bieten. Seit 2005 wurden über 300 Studenten in diesem Masterstudiengang ausgebildet. Er wird von der Universität Augsburg zusammen mit der TU München und der Uni Bayreuth angeboten. Derzeit ist jedoch unsicher, wie es weitergeht.

    Mögliches Aus von FIM alarmiert auch Politik und Wirtschaft

    Ein mögliches Aus von FIM sorgt nicht nur bei Studenten für große Unruhe. Auch Unternehmen und Politiker sind alarmiert. Zwar ist der Jahrgang ab 2017 noch gesichert. Doch wenn der Elite-Studiengang unter seiner eingeführten Marke „Elite“ auch 2018 weitergehen soll, müsste die Universität Augsburg rechtzeitig einen Fortführungsantrag beim Wissenschaftsministerium stellen. Bislang ist das nicht der Fall, obwohl sich die Universität seit Monaten mit diesem Antrag beschäftigt.

    Bei den Organisatoren des Studiengangs steht vor allem Augsburgs Unipräsidentin Sabine Doering- Manteuffel in der Kritik. Danach weigere sich die Präsidentin seit einem halben Jahr, den Fortführungsantrag für FIM zu unterschreiben und ans Ministerium weiterzuleiten, und das, obwohl er zweimal nach ihren Wünschen abgeändert und mit allen Beteiligten abgestimmt worden sei, heißt es in einem Schreiben an Studenten, Professoren und Firmen, das unter anderem von den Professoren Hans Ulrich Buhl (Augsburg) und Rudi Zagst (TU München) unterzeichnet ist. Eine Begründung für ihr Vorgehen habe Doering-Manteuffel bislang nicht gegeben.

    Die Uni-Leitung sieht das anders. Es gehe nur um das Label „Elite“, nicht um die Existenz des Studienangebots selbst, sagt Pressesprecher Michael Hallermayer. Aber um den Master zu behalten, müsse das Konzept passen. Es habe Probleme in dem Antrag gegeben. Unter anderem sei das dort skizzierte zusätzliche englischsprachige Studienangebot und die damit verbundenen zusätzlichen Investitionen vom Präsidium der Universität Augsburg und vom Präsidium der TU München nicht unterstützt worden. „Die Trägeruniversitäten finanzieren bereits seit 2015 den Elite-Studiengang ausschließlich selbst, nicht mehr das Elitenetzwerk Bayern“, erklärt Hallermayer.

    Ein neu eingereichtes Konzept für FIM sei der Unileitung erst am 13. Juni vorgelegt worden. Die Bearbeitungsdauer bewege sich damit im normalen Rahmen. Der Abstimmungsprozess dauere seine Zeit. Es gehe darum, zu prüfen, wie das Konzept finanziell, personell, prüfungs- und hochschulrechtlich umgesetzt werden müsste. „Solche Fragen werden im Detail abgeklärt“, sagt Hallermayer.

    Das universitäre Ringen um den deutschlandweit renommierten Masterstudiengang FIM ist aber offenbar ungewöhnlich schwierig. So schwierig, dass nun auch Politiker und Wirtschaftsvertreter alarmiert sind. Schwabens IHK-Präsident Andreas Kopton meldete sich zu Wort: „Wir halten diesen Elite-Studiengang mit seinem praxisorientierten Ansatz für vorbildlich und vor dem Hintergrund der Digitalisierung der Wirtschaft für zukunftsweisend“, sagt er. FIM sei „unverzichtbar für den schwäbischen und bayerischen Wirtschaftsstandort“. Sogar Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl war in Gespräche eingeschaltet, um die Zukunft von FIM zu klären. Grundsätzlich sei der Stadt an der Aufrechterhaltung des Studienganges gelegen, sagt Gribl.

    Unternehmen setzen sich für Studiengang an der Uni Augsburg ein

    Auch zwei große Unternehmen setzen nun ein deutliches Zeichen: Die Optik-Gruppe Zeiss will ab dem kommenden Wintersemester als neuer Praxispartner einsteigen und den Elite-Studiengang mitfinanzieren – auch wenn dessen Zukunft unklar ist. „Der Studiengang war seiner Zeit deutlich voraus und vermittelt seit nunmehr über einem Jahrzehnt interdisziplinäre Schlüsselkompetenzen an der Schnittstelle von Finanzwirtschaft und Digitalisierung, die im heutigen digitalen Zeitalter unerlässlich sind“, begründet Zeiss-Vorstandsmitglied Thomas Spitzenpfeil die Entscheidung.

    FIM bilde die am Markt dringend benötigten Spitzenkräfte aus, die den digitalen Wandel von Unternehmen erfolgreich gestalten können. Auch der Augsburger Roboter-Hersteller Kuka hat bereits angekündigt, als Praxispartner neu einzusteigen. Oetker, einer der größten international tätigen deutschen Familienkonzerne, zählt schon länger zum Kreis der FIM-Unterstützer. Dort hat man sich ebenfalls öffentlich zu Wort gemeldet. Auch Oetker wünscht sich weiterhin Nachwuchsmanager aus dem Augsburger Elite-Studiengang, der Spitzennoten in Studien-Rankings bekommen hat.

    Offenbar sollen nun auch bald Entscheidungen an der Universität Augsburg fallen. „Der Hochschulleitung ist sehr daran gelegen, die Gespräche mit den Beteiligten über das knapp vor der Sommerpause eingereichte Konzept im September abzuschließen“, sagt Hallermayer.

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