Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Trotz hoher Mieten: Wohnungen in der Altstadt sind besonders gefragt

Augsburg

Trotz hoher Mieten: Wohnungen in der Altstadt sind besonders gefragt

    • |
    In der Augsburger Altstadt werden relativ wenige neue Wohnungen gebaut. Am Jakobsplatz nahe der Fuggerei ist ein Neubau für Mietwohnungen geplant.
    In der Augsburger Altstadt werden relativ wenige neue Wohnungen gebaut. Am Jakobsplatz nahe der Fuggerei ist ein Neubau für Mietwohnungen geplant. Foto: Silvio Wyszengrad

    Noch klafft eine Baugrube in der Augsburger Altstadt am Jakobsplatz. An dieser Stelle, schräg gegenüber der Fuggerei, ist ein neues Mietshaus geplant. Es lässt schon einige Zeit auf sich warten, soll nun aber realisiert werden. Bauen im denkmalgeschützten Stadtkern gilt als anspruchsvoll. Viele Vorgaben sind zu beachten. Andererseits sind solche Objekte sehr begehrt. Die Nachfrage von Mietern in diesem Marktsegment sei in Augsburg deutlich größer als das Angebot, sagen Fachleute.

    Konkret soll an der Ecke vom Jakobsplatz zum Lochgässchen ein Neubau mit insgesamt elf Wohneinheiten entstehen. Von der Größe sind sie für Paare und Familien geeignet. Der Bauantrag sei vor über einem Jahr eingereicht worden, teilt die TFM-Wohnbaugruppe aus Pfersee auf Anfrage mit. Wegen der Pandemie sei die Abstimmung mit den Ämtern nicht einfach gewesen, sagt Geschäftsführer Matthias Maresch. "Wir hoffen auf eine Genehmigung in den nächsten Wochen."

    Heimatpfleger: Bebauung nahe der Fuggerei ist sensibel

    Noch steht das neue Gebäude nicht, das in einem denkmalgeschützten Umfeld errichtet wird. Wegen des Ensembleschutzes gelten für das Projekt viele Vorgaben. "In der Nachbarschaft der Fuggerei muss man besonders sensibel agieren", sagt Stadtheimatpfleger Hubert Schulz. Die ursprünglichen Pläne für den Neubau mussten nach seinen Angaben mehrfach überarbeitet werden. Nun gebe es eine "vernünftige Lösung". Wichtig, so Schulz, sei nicht nur das äußere Erscheinungsbild. Städtebaulich notwendig sei auch, den Rhythmus der historischen Fassaden einzuhalten und typische Elemente der vorhandenen Bebauung aufzunehmen.

    Brigitte Geiger betreut das Bauvorhaben für das Architekturbüro Damek. "Unser Ziel ist es, dass sich der Neubau harmonisch in die Umgebung einfügt", sagt sie. Deshalb soll das Gebäude ein traditionelles Satteldach und einen typischen Augsburger Erker bekommen. Vorgesehen seien zudem eine passende Farbgebung für die Fassade und ein begrünter Innenhof mit Stellplätzen, weil eine Tiefgarage wegen des hohen Grundwasserstandes an dieser Stelle nicht möglich sei. Wann das Haus fertig sein wird, dazu will man sich bei TFM noch nicht festlegen. Nötig seien unter anderem noch archäologische Grabungen.

    Neubauprojekt in der Augsburger Altstadt ist komplett verkauft

    Geschäftsführer Maresch sagt jedoch auch, das Objekt sei bereits komplett an einen Anlieger verkauft worden. Dieser wolle die Wohnungen vermieten. Mit einer gehobenen Ausstattung wird das Angebot wohl auf Mieter abzielen, die ein gutes Einkommen haben. Interessenten dürften dennoch nicht schwer zu finden sein. Nach Angaben von Branchenkennern sind Mietobjekte im Augsburger Zentrum und besonders in der Altstadt sehr gefragt. Daran hat offenkundig auch Covid-19 nichts geändert.

    Immobilienmakler und Sachverständiger Florian Schreck, der auch Vorstandsmitglied der Immobilienverbandes IVD ist, beschreibt die Lage so: "In Augsburg es gibt aktuell nur sehr wenig Mietangebote in allen Preislagen." Egal ob Reihenhäuser, Doppelhäuser, Familienwohnungen oder Apartments für Singles und Paare - in jeder Kategorie gebe es bei der jeweiligen Zielgruppe eine große Nachfrage. Die angespannte Lage auf dem Mietwohnungsmarkt sei auch in Zeiten der Pandemie nicht besser geworden. Zwar betont er - wie viele andere Vertreter der Immobilienbranche -, man müsse besonders Augenmerk auf Gering- und Normalverdiener richten. Für diese Mieter sei die Situation in Augsburg besonders kritisch. Insgesamt täten sich jedoch Interessenten aller Einkommensgruppen schwer, etwas zu finden.

    Wohnungen in der Altstadt trotz hoher Mieten sehr begehrt

    Nach Einschätzung des Maklers sind vor allem auch Mietwohnungen im Augsburger Zentrum und in der Altstadt besonders begehrt. In den historischen Wohnvierteln kommen kaum neue Angebote hinzu. Dort gebe es so gut wie keine Baulücken, in denen mit Neubauten nachverdichtet werden könne, sagt Schreck. Altbauwohnungen mit ihrem besonderen Charme seien bei einer bestimmten Klientel ebenfalls gefragt. Zwar sind die Mieten für Neubauwohnungen im historischen Stadtkern vergleichsweise hoch. Das liegt neben der hohen Nachfrage unter anderem daran, dass Bauen in diesen Bereichen teuer ist und die Grundstückspreise in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind. "Aber auch im gehobenen Segment gibt es so gut wie kein Angebot", sagt der Makler.

    Die große Mehrheit der rund 300.000 Augsburger wohnt zur Miete. Laut dem Zensus von 2011, aktuellere Daten gibt es noch nicht, waren 66,6 Prozent der Wohnungen vermietet. Der Rest wurde von Eigentümern bewohnt. Ende 2020 gab es nach Angaben der Stadt knapp 155.000 Wohnungen. Hochgerechnet ergibt dies etwa 103.000 Mietwohnungen. Davon sind aktuell rund 8200 geförderte Wohnungen nicht allein für Mieter mit niedrigem Einkommen. Ein Teil ist auch für den Mittelstand vorgesehen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden