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Augsburg: Trotz Protest: Der Abriss der Augsburger Reese-Kaserne geht weiter

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Trotz Protest: Der Abriss der Augsburger Reese-Kaserne geht weiter

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    In diesen Gebäuden an der Sommestraße war bislang der Kulturpark West untergebracht. Insgesamt gibt es drei dieser ehemaligen Kasernengebäude, alle sollen abgerissen werden.
    In diesen Gebäuden an der Sommestraße war bislang der Kulturpark West untergebracht. Insgesamt gibt es drei dieser ehemaligen Kasernengebäude, alle sollen abgerissen werden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der Abriss von mehreren ehemaligen Kasernengebäuden auf dem Reese-Areal hat bereits begonnen – und er wird weitergehen. Eine Bürgerinitiative trommelt seit mehreren Monaten für einen Erhalt der Gebäude aus der Zeit des Nationalsozialismus. Auch mehrere Gruppierungen im Stadtrat forderten zuletzt einen Stopp der Abrissarbeiten. Baureferent Gerd Merkle (CSU) hält dem aber entgegen, dass die Gebäude nicht erhaltenswert seien. Im Übrigen habe der Stadtrat schon lange für den Abriss der Gebäude gestimmt. Stattdessen sollen dort neue Wohngebäude entstehen.

    Auch das einstige Reese-Theater wird sukzessive abgerissen. Die Arbeiten haben bereits begonnen.
    Auch das einstige Reese-Theater wird sukzessive abgerissen. Die Arbeiten haben bereits begonnen. Foto: Annette Zoepf

    In der Debatte geht es um das ehemalige Reese-Theater, den Kantine-Klub sowie die Kradhalle auf dem ehemaligen Kasernengelände. Bis Mitte 2021 sollen zudem drei Kasernengebäude an der Sommestraße, die aktuell noch Teile des Kulturparks West beherbergen, abgerissen werden. Die Gebäude wurden in den 1930er-Jahren von der Wehrmacht gebaut, später nutzte sie die US-Armee.

    Bürgerinitiative ist gegen den Abriss der ehemaligen Reese-Kaserne in Kriegshaber

    Die Fraktion Bürgerliche Mitte aus Freien Wählern, FDP und Pro Augsburg fordert, dass bei der Neuplanung für das Gelände mittels eines Architektenwettbewerbs auch ein Erhalt der alten Kasernengebäude in Betracht gezogen werde. Damit diese Option möglich bleibe, müsse der Abriss zumindest bis zum Abschluss des Wettbewerbs gestoppt werden. Die Schadstoffbelastung der Gebäude sei kein K.o.-Kriterium für eine Weiternutzung, so die Fraktion. Die Kosten einer Entsorgung würden sowohl beim Abbruch als auch bei einem Erhalt anfallen, von der Stadt würden sie aber immer als Argument pro Abbruch verwendet.

    Die Bürgerinitiative hatte zuletzt einen Brief an Oberbürgermeisterin Eva Weber geschrieben. Darin heißt es: „Die allen Bürgern der Stadt als amerikanische Reese-Kaserne bekannte Anlage birgt 85 Jahre Augsburger Zeitgeschichte des so prägenden und ereignisreichen 20. Jahrhunderts.“ Die Stadt habe die Verantwortung, mit diesem architektonischen Erbe angemessen und sensibel umzugehen. Baureferent Merkle appellierte in der Stadtratssitzung am Donnerstag eindringlich an die Räte, an den bisherigen Plänen festzuhalten.

    Denkmalschutz: Nur nein Gebäude der Reese-Kaserne erhaltenswert

    Aus Sicht der Denkmalpflege sei nur das Gebäude des heutigen Kulturhauses Abraxas architektonisch so wertvoll, dass es erhalten bleiben sollte. Das sei in zwei Gutachten von der zuständigen Landesbehörde festgestellt worden. Dieses Gebäude solle auch nicht abgerissen werden. Es gebe im Übrigen mehrere Gebiete in der Stadt, etwa im Bereich Centerville und Cramerton, in denen Kasernengebäude eins zu eins erhalten geblieben seien und die heute als Wohngebäude genutzt würden. Merkle sagte: „Etwa 40 Prozent der damaligen US-Kasernengebäude sind erhalten geblieben, auch mehrere denkmalgeschützte Gebäude.“

    Das Kulturhaus Abraxas ist das einzige Gebäude, das auf dem Reese-Areal stehen bleiben soll.
    Das Kulturhaus Abraxas ist das einzige Gebäude, das auf dem Reese-Areal stehen bleiben soll. Foto: Annette Zoepf

    Der Baureferent hält es auch für unsinnig, den rund 17 000 Quadratmeter großen Exerzierplatz zu erhalten. Eine solch riesige Betonplatte widerspreche allem, was man heute im Städtebau beachte, um die Versiegelung von Flächen zu vermeiden. Merkle argumentiert auch, mit einem Abriss der alten Gebäude könnten deutlich mehr Wohnungen entstehen. Die Flächen sollen nicht mit dem größtmöglichen Profit an Bauträger gehen, sondern gezielt für neue Wohnformen, etwa für Baugemeinschaften und Genossenschaften, zur Verfügung stehen. Die Regierungskoalition aus CSU und Grünen steht zu dem Abriss. Auch SPD-Rat Florian Freund sagt, der Bau von günstigem Wohnraum sei wichtiger als der Erhalt einer riesigen Betonplatte. Die AfD-Fraktion sprach sich ebenfalls für einen Abriss der Wehrmacht-Gebäude aus, weil die Schaffung von Wohnraum Priorität habe, so Andreas Jurca.

    Stimmen für Abriss-Stopp aus dem Augsburger Stadtrat

    Neben der bürgerlichen Fraktion haben sich auch Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand) und Lisa McQueen (Die Partei) für einen Abriss-Stopp ausgesprochen. Lars Vollmar (FDP) sagte, seine Fraktion plädiere für einen vorläufigen Erhalt der Gebäude, um den geplanten Architektenwettbewerb offen zu halten. So könne man möglicherweise einen architektonischen Einheitsbrei vermeiden. Vollmar sagt: „Ganze Quartiere sind in Augsburg in der Vergangenheit an einzelne Bauträger vergeben worden, die dann ganze Gebiete mit Einheitsarchitektur überzogen haben.“ Er wünsche sich einen ergebnisoffenen Architektenwettbewerb, an dessen Ende dann ein Abriss oder ein Erhalt stehen könne.

    Lisa McQueen argumentierte ähnlich und bezeichnete die Architektur der bisherigen Neubauten auf dem Reese-Areal als „gruselig und schlimm“. Der Stadtrat schloss sich dieser Sicht aber mehrheitlich nicht an. Die Räte gaben in der Abstimmung grünes Licht dafür, dass der Abriss weitergehen kann.

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