Die Mehrheit stand: Der Stadtrat hat am Donnerstag mit den Stimmen von Schwarz-Grün beschlossen, die Theatersanierung auch angesichts der zuletzt bekannt gewordenen Kostensteigerungen fortzusetzen. Mit 38 gegen 22 Stimmen stimmten die Stadträte dafür, die Planungen für den Erweiterungsneubau neben dem Theater auch angesichts eines Kostensprungs von rund 30 Millionen Euro weiterzuverfolgen. Ein aus den Reihen der Opposition gefordertes Moratorium fand keine Mehrheit. Der Entscheidung ging eine rund vierstündige Debatte voraus.
Umbau des Staatstheaters: 186 Millionen Euro reichen nicht aus
Wie berichtet lässt sich der Kostenrahmen von 186 Millionen Euro für die Gesamtsanierung des Theaters nicht halten – es geht insgesamt um die Sanierung des Großen Hauses und einen Erweiterungsneubau mit zweiter Spielstätte, Probensälen, Werkstätten und Verwaltung. Aufgrund von Baupreissteigerungen und Umplanungen für die Neubauten (Bauteil II) – etwa wegen Brandschutzauflagen und höherer Grundwasserstände als gedacht – geht die Stadt bis 2026 von Gesamtkosten zwischen 283 und 321 Millionen Euro aus. Der Freistaat wird das Projekt auch angesichts der Mehrkosten fördern, wobei noch keine konkreten Beträge feststehen. Die Stadt geht davon aus, dass der Freistaat am Ende zwischen 50 und 55 Prozent übernimmt.
Theater in Augsburg: Jetzt sollen die Prognosen verlässlich sein
Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sagte, es gehe um ein Projekt, das die Stadt für Jahrzehnte prägen werde. Inzwischen seien die Planungen so weit fortgeschritten, dass man bei den Kosten von hoher Verlässlichkeit ausgehe. „Wir haben alles auf dem Tisch, was wir für eine Entscheidung brauchen.“ Florian Freund, Chef der Sozialfraktion von SPD und Linken, plädierte für ein Moratorium, wie fast die gesamte Opposition.
Die Stadt präsentiere angesichts davongaloppierender Kosten einen „Augen-zu-und-durch-Vorschlag“, so Freund. Die Baupreissteigerung sei nachvollziehbar, aus seiner Sicht sei aber nach wie vor nicht klar dargelegt, wie es zu den erhöhten Kosten für Bauteil II kam. „Wir haben keine wirklichen Erklärungen, und wir haben somit keine Sicherheit für die Zukunft.“ Er gehe von weiteren Kostensteigerungen aus, zumal die Stadt selbst schon von Risiken beim Baugrund oder der Archäologie ausgehe. Sein Fraktionskollege Dirk Wurm sagte, es sei nie seriös geprüft worden, ob das Theater nicht doch mit der zweiten Spielstätte am Gaswerk bleiben könne. Dies würde Einsparungen am Standort in der Innenstadt ermöglichen.
Aus der Fraktion Bürgerliche Mitte gab es ähnliche Äußerungen. Der jetzt von der Stadt vorgelegte Kostenkorridor lasse noch Fragen offen, so Lars Vollmar (FDP). Gleiches gelte für die Frage, wie viel der Freistaat konkret zahle. „Wir entscheiden heute, ob das Augsburger Theater in einem Atemzug mit dem Berliner Flughafen oder der Hamburger Elbphilharmonie genannt wird“, so Vollmar.
Die Stadträte Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand) und Roland Wegner (V-Partei) forderten, dass die Bürger über das weitere Vorgehen entscheiden sollten. Wegner stellte zudem einen Abriss des Großen Hauses in den Raum. Das Gebäude sei wirtschaftlich nicht zu sanieren.
Theatersanierung: Kostet eine Denkpause nur unnötig Geld?
CSU-Stadtrat Andreas Jäckel erteilte einem Moratorium – also einer Denkpause – eine Absage. Das Theater sei seit 2008 ein Thema. „Was soll denn bei einem Moratorium von zwei bis drei Monaten passieren, was nicht schon in den vergangenen Jahren passiert ist?“ Ein Moratorium sorge wegen der Baupreissteigerung letztlich nur für eine Verteuerung. Gegen die Fortsetzung der Sanierung in der geplanten Form zu stimmen, komme einer „Verzwergung Augsburgs“ gleich. Sein CSU-Kollege Horst Hinterbrandner warnte übertriebenem Spareifer: Das Schlimmste, was passieren könne, sei, dass die Bürger ins fertige Theater gehen und sich fragen, ob man nicht für ein paar Millionen Euro mehr „etwas Gescheites“ hätte bauen können.
Grünen-Fraktionschefin Verena von Mutius-Bartholy sagte, es sei populistisch, wenn man als Opposition heute so tue, als sei man von der baupreisbedingten Steigerung überrascht. Dass es teurer würde, sei immer klar gewesen. In der Tat hatte die Stadt in der Vergangenheit zwar gesagt, dass Baupreissteigerungen noch dazukommen, sich aber nie zu konkreten Beträgen geäußert. Nehme man nur den Kostensprung bei Bauteil II, sei dieser für die Stadt leistbar, so von Mutius. Das Gaswerk als Dauerspielstätte scheide aus mehreren Gründen aus – unter anderem werde die Miete in einigen Jahren die Baukosten übersteigen.
Kostenkontrolleure stellen im Stadtrat ihre Arbeit vor
Im Stadtrat stellten die von der Stadt beauftragten externen Kostenkontrolleure erstmals ihre Arbeit vor. Die Stadt hat zusätzlich zum städtischen Projektmanagement zwei externe Büros damit beauftragt, Kosten- und Terminplanung im Blick zu behalten. Aktuell seien die Zahlen nachvollziehbar, so die Fachleute, wobei sie in einer schriftlichen Stellungnahme etwas vorsichtiger davon sprechen, dass die Terminplanung als „Gesprächsgrundlage geeignet“ sei. Man werde regelmäßig auf die Zahlen schauen und auch Risikobewertungen vornehmen. Die Sanierung soll im Sommer 2026 abgeschlossen werden, sowohl was das Große Haus als auch den Neubau betrifft. Danach wird das Theater etwa ein Jahr Zeit haben, um sich einzurichten und alles zu testen. Der reguläre Betrieb soll im Herbst 2027 starten.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die Sanierung des Theaters ist ein Schicksalsprojekt für Schwarz-Grün
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