Die Bauarbeiten für den Neubau der Ackermann-Brücke über die Wertach sind am Mittwoch von einem erneuten Zwischenfall überschattet worden: Nachdem beim Abbruch der alten Brücke vor einem Dreivierteljahr das Bauwerk unkontrolliert zusammenstürzte (wir berichteten), verunglückte in der Nacht auf Mittwoch ein Schwertransporter mit einem 60 Meter langen Bauteil für die neue Brücke. Für die Bauarbeiten wird das bis zu zwei Monate Verzögerung bedeuten. „Möglicherweise kann man Arbeiten so zusammenziehen, dass die Verzögerung geringer ausfällt“, so Tiefbauamtsleiter Josef Weber.
Brückenträger muss verschrottet werden
Fest steht, dass der 60 Meter lange Brückenträger, der in einer Kurve bei Aichach vom Schwertransporter fiel, verschrottet werden muss. Da er sich bei dem Unfall stark verformt hat, kann er nicht mehr verwendet werden. Er wurde zur Bergung bereits zerlegt. Der Brückenträger hätte Mittwoch von zwei Spezialkränen eingebaut werden sollen. Mehr zum Unfall in Aichach lesen Sie hier.
Das zerstörte Teil ist einer von insgesamt zehn Trägern, die später einmal das Rückgrat der neuen Brücke bilden sollen. Das Stahlteil muss nun neu hergestellt werden. Da es sich um eine Maßanfertigung handelt, wird dies um die acht Wochen dauern. Der direkte Schaden durch den Unfall wird – abhängig von der genauen Ursache – wohl vom Tiefladerunternehmen bzw. dessen Versicherung zu zahlen sein.
Was die Verzögerung betrifft, kann die Baufirma möglicherweise noch etwas Zeit hereinholen. Eine Überlegung ist, ein Teil der Brückendecke aus Beton, die auf die Stahlträger gesetzt wird, während der Wartezeit zu bauen. Nach dem regulären Zeitplan sollten die Arbeiten an der Brücke Mitte 2018 abgeschlossen sein.
Mittwoch wurden drei der vier heil in Augsburg angekommenen Trägerelemente auf die Fundamente für die Widerlager der neuen Brücke gesetzt. Der vierte Träger kann aufgrund des fehlenden Teils momentan nicht an der geplanten Stelle eingebaut werden. Er muss nun so gelagert werden, dass er sich in den kommenden zwei Monaten nicht verformt. Möglicherweise wird er zur Herstellerfirma zurückgefahren.
Jeder Träger wiegt 70 Tonnen
70 Tonnen wiegt jeder Träger, der von zwei großen Autokränen zentimetergenau eingehoben wird. Dafür wird auch am Donnerstag, wenn die nächsten fünf Träger mit dem Schwertransport kommen, die stadtauswärts führende Spur der Behelfsbrücke neben der Baustelle gesperrt. Die Schwertransporter fahren auf die Behelfsbrücke, wo die Kräne die Fracht übernehmen.
Der Unfall mit dem Tieflader ist nicht die erste Panne beim Bau der Ackermann-Brücke. Als eine der beiden alten Brücken im vergangenen Juli abgerissen wurde, sackte diese plötzlich zusammen. Zwei Bauarbeiter und ein Bagger fielen mit der eingestürzten Brücke acht Meter tief ins Flussbett der Wertach. Die Männer wurden schwer verletzt.
Wer für den Brückeneinsturz verantwortlich gemacht wird, ist noch unklar. Die Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung und Baugefährdung laufen nach wie vor, so die Staatsanwaltschaft auf Anfrage. Gegen wen sich die Ermittlungen richten, lässt die Staatsanwaltschaft offen.
Die Stadt betonte nach dem Unglück, von der Abbruchfirma im Vorfeld eine Abbruchstatik eingefordert zu haben. Darin wird festgelegt, wie ein Bauwerk abgebrochen werden muss, damit es zu jedem Zeitpunkt stabil steht und nicht unkontrolliert nachgibt.