Rund zweieinhalb Monate sind seit jener fatalen Begegnung junger Augsburger an einer Haltestelle im Stadtteil Pfersee vergangen, die für den 28 Jahren alten Stefan D. tödlich endete. "Dorschi", wie das Opfer von seinen Freunden genannt wurde, war an einem Freitagabend Ende November auf offener Straße erstochen worden. Wie berichtet, wird als Täterin die 19-jährige Fabienne K. verdächtigt. Die junge Frau sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Angeblich schweigt sie nach wie vor zu dem, was geschah. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei sollen weitgehend abgeschlossen sein und der Augsburger Staatsanwaltschaft vorliegen. Die Ermittler wollen sich bis zur Anklageerhebung aber nicht dazu äußern. Für Rechtsanwalt Michael Weiss, der die Familie von Stefan D. vertritt, verdichten sich indes die Hinweise, dass die Tat als Mord bewertet werden könnte.
Stefan D. und Fabienne K. trafen in Pfersee wohl zufällig aufeinander
Stefan D. hatte sich am Freitagnachmittag, 28. November, mit Freunden in Pfersee getroffen. Der gelernte Fleischfachverkäufer, der zuletzt keine Arbeit hatte und demnächst eine Suchttherapie beginnen sollte, war gut gelaunt. Per WhatsApp schrieb er seiner Freundin noch eine liebevolle Nachricht, wie diese in einem Gespräch mit unserer Redaktion erzählte. Wenige Stunden später war er tot.
Wohl rein zufällig war Stefan D. gegen 18.30 Uhr auf Fabienne K. und ihren 27-jährigen Freund in der Chemnitzer Straße an der Bushaltestelle "Uhlandstraße" getroffen. Es kam zu einem Streit und einem Gerangel, in dessen Verlauf die 19-Jährige ein Messer gezückt und auf Stefan D. eingestochen haben soll. Laut den rechtsmedizinischen Untersuchungen starb der 28-Jährige am Tatort durch einen Messerstich in den rechten, unteren Halsbereich, offensichtlich nahe am Brustbereich.
An Haltestelle in Augsburg getötet: Stefan D. sah Messerangriff nicht kommen
Anwalt Michael Weiss sagt, für ihn verdichteten sich nach aktuellem Stand der Dinge die Aussagen dahingehend, dass der tödliche Messerstich verdeckt und gezielt geführt wurde. Für Stefan D. sei die tödliche Gefahr nicht erkennbar gewesen. Fabienne K. soll nach Zeugenaussagen hinter ihrem Freund gestanden sein und dann zugestochen haben. Der Anwalt sieht hier das Mordmerkmal der Heimtücke klar erfüllt. Auch käme das weitere Mordmerkmal der niederen Beweggründe wohl in Betracht, weil offenbar "nur ein Streit" schon als Anlass für einen Messerangriff reichte. "Aber die Heimtücke überwiegt hier ganz klar", betont Weiss.
Für die Ermittler spielt in dem Pferseer Fall auch die Frage eine Rolle, inwieweit die Beteiligten an jenem Abend Alkohol oder Drogen konsumiert hatten. Tatsächlich sollen sowohl das Opfer Stefan D. als auch der 27-jährige Freund der Tatverdächtigen alkoholisiert gewesen sein, während die 19-Jährige kaum etwas getrunken haben soll. Allerdings soll noch ein Gutachten darüber ausstehen, ob die junge Frau andere Drogen konsumiert hat. Es gibt offenbar Aussagen, denen zufolge Fabienne K., die im vergangenen Jahr bei ihren Eltern in Oberhausen ausgezogen war, ins Drogenmilieu abgedriftet sein soll. Das könnte zu den Schilderungen ihres einstigen Arbeitgebers passen.
Tatverdächtige Fabienne K. soll laut Zeugenaussagen abgedriftet sein
Fabienne K. hatte vor gut einem Jahr eine Ausbildung bei einem Augsburger Friseurbetrieb begonnen. Als pünktlich und höflich wird sie rückblickend beschrieben. Doch plötzlich sei sie nicht mehr zur Arbeit erschienen - ohne Entschuldigung, ohne Erklärung. Nachdem sich Unmengen unentschuldigter Fehltage angesammelt hatten, habe man ihr gekündigt, so der einstige Arbeitgeber. Selbst darauf habe Fabienne K. nicht reagiert. Ihr Anwalt Werner Ruisinger hält sich mit Informationen noch bedeckt. Seine Mandantin werde derzeit von einem Psychiater begutachtet. Es wird dabei auch um die Frage gehen, ob die junge Frau schuldfähig ist. Wenn das Gutachten abgeschlossen sei, werde er als Verteidiger Stellung nehmen.
Nach Angaben von Opferanwalt Michael Weiss gebe es nach wie vor keine Anhaltspunkte, dass sich Stefan D. und Fabienne K. gekannt hatten. Auch gebe es keine Anhaltspunkte dafür, dass "Dorschi" den Vorfall provoziert habe. Für die Familie des Getöteten sei die Situation sehr belastend.
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