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Augsburg: Tödliche Tragödie auf Spielplatz: Warum das Baumgutachten so lange dauert

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Tödliche Tragödie auf Spielplatz: Warum das Baumgutachten so lange dauert

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    Seit dem tödlichen Unglück durch einen umstürzenden Baum im Juli ist der Spielplatz in Oberhausen weiterhin gesperrt.
    Seit dem tödlichen Unglück durch einen umstürzenden Baum im Juli ist der Spielplatz in Oberhausen weiterhin gesperrt. Foto: Ina Marks

    Die roten Buchstaben sind nicht zu übersehen. "Betreten verboten" steht auf dem weißen Blatt Papier, das die Polizei an dem Zaun angebracht hat, und "Die Sicherheit von Personen ist nicht gewährleistet". Seit dem tödlichen Unglück im Juli ist der städtische Spielplatz an der Dieselstraße in Oberhausen noch immer gesperrt. An einem sonnigen Tag hatte dort eine Mutter mit ihren beiden kleinen Töchtern gespielt. In dem Moment, als sie mit der Jüngsten auf der Wippe saß, stürzte ein 20 Meter hoher Ahorn auf die beiden. Die Mutter überlebte schwer verletzt, das 22 Monate alte Mädchen starb im Krankenhaus. Seitdem ermittelt die Kriminalpolizei mit Hilfe eines Baumsachverständigen. Es geht um die Frage, warum das passieren konnte und ob man im Vorfeld die Instabilität des Baumes hätte erkennen müssen. Doch das Gutachten zieht sich, länger als zunächst verkündet.

    Der umgestürzte Ahorn.
    Der umgestürzte Ahorn. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Stadt Augsburg hatte Spendenkonto für Familie angestoßen

    Das Schicksal der jungen Augsburger Familie hat viele Bürgerinnen und Bürger bewegt. Ein kleines Kind, plötzlich aus dem Leben gerissen. Die fünf Jahre alte Schwester, die alles mit ansehen muss. Die 28-jährige Mutter, die schwer verletzt einige Zeit im Krankenhaus behandelt wird. Der Vater, der eigentlich als Selbstständiger das Geld für die Familie verdient, und die Wochen danach offenbar nicht arbeiten kann. Die Trauer, die immense psychische Belastung. Die Stadt Augsburg, in deren Zuständigkeitsbereich die Pflege und der Unterhalt des Spielplatzes fällt, hatte nach der Tragödie den Verein Prisma gebeten, ein Spendenkonto einzurichten. Wie Joachim Herz vom Amt für Kinder, Jugend und Familie berichtet, sei dort bislang eine fünfstellige Spendensumme eingegangen. Spenden seien weiterhin möglich.

    Auf diese Wippe war der Baum gekracht.
    Auf diese Wippe war der Baum gekracht. Foto: Annette Zoepf (Archivbild)

    "Die Gelder kommen zu 100 Prozent der Familie zugute", sagt Herz. Die Stadt Augsburg stehe mit der Familie in Kontakt und unterstütze alle Anliegen. Bei der Stadt wird sicherlich mit einer gewissen Anspannung auf das Ergebnis des Gutachtens gewartet, das von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegeben wurde. Die Stadt ist zu regelmäßigen Baumkontrollen auf städtischem Grund verpflichtet.

    Weitere Ermittlungen hängen von dem Baumgutachten ab

    Zuletzt war der Baumbestand dort im Mai vergangenen Jahres kontrolliert worden. Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) sagte nach dem Unglück gegenüber unserer Redaktion, dass an dem umgekippten Baum zum damaligen Zeitpunkt keine erkennbaren Schäden dokumentiert worden seien. Alle zwölf bis 15 Monate lässt die Stadt gemäß Dienstanweisung und Empfehlungen Baumbestände auf städtischen Spielplätzen von Experten begutachten. Eine nächste Kontrolle auf dem Areal in Oberhausen hätte bevorgestanden. Von dem Ergebnis des Gutachtens über den umgestürzten Ahorn wird abhängen, ob und wie die Ermittlungen der Kripo weitergehen. Ursprünglich hatte die Polizei damit gerechnet, schon im August mehr zu wissen. Doch das Ergebnis steht weiterhin aus. Ein Experte erklärt, warum so eine Untersuchung dauern kann.

    Nur wenige Wochen für so ein Gutachten halte er generell für sehr ambitioniert, sagt Wissenschaftler Steffen Rust. Die Hauptlehrgebiete des 53-jährigen Professors an der Hochschule Göttingen sind Baumkontrolle und Verkehrssicherheit. Rust gilt in dem Bereich als Koryphäe, er bildet Gutachter und Baumkontrolleure von Kommunen aus. Dass ein Gutachten länger dauert, sei ihm zufolge nicht ungewöhnlich.

    Der Baum ist auffallend hohl.
    Der Baum ist auffallend hohl. Foto: Silvio Wyszengrad

    Spielplatz-Tragödie: "Sorgfalt bei Gutachten besonders wichtig"

    Gute Gutachter hätten in der Regel ihre Schreibtische voll von angeforderten, dringlichen Untersuchungen, weil etwa Gerichte auf die Ergebnisse warteten. Hinzu kämen technische Gründe, wenn es etwa darum gehe, einen Pilz zu bestimmen. Dazu müssten Pilzkulturen angesetzt werden. Der umgestürzte Baum auf dem Augsburger Spielplatz war auffallend hohl innen und schwarz gefärbt, was auf eine Fäulnis deuten könnte. Für dendrochronologische Untersuchungen, die auf das Alter eines Baumes schließen, brauche man extra Spezialisten. "Von ihnen gibt es nur wenige in Deutschland." Diese Untersuchung sei wichtig, um eine Aussage treffen zu können, ab wann ein Schaden von außen erkennbar gewesen sein könnte. "In so einem Fall wie in Augsburg ist es besonders wichtig, sorgfältig und genau zu arbeiten", betont Rust.

    Wann der Spielplatz an der Dieselstraße wieder freigegeben wird, hängt von dem Abschluss der polizeilichen Untersuchungen ab, heißt es aus dem Umweltreferat. Auffallend ist, dass in den vergangenen Wochen am dortigen Baumbestand viel Geäst entfernt wurde. Auch auf dem Gelände des angrenzenden Restaurants "Il Gladiatore" ist es etwas lichter geworden. Wie Gastronom Alfon Tanushi erzählt, habe der Eigentümer ein paar Bäume fällen lassen. Er findet das gut. Tanushi selbst hatte das tödliche Drama am Spielplatz miterlebt. Mitarbeiter und er waren unter den Ersthelfern. Das schlimme Unglück wird ihnen immer in Erinnerung bleiben.

    Info: Spenden an die Familie auf die nachfolgende Bankverbindung von Prisma e.V.: IBAN DE03 7209 0000 0004 0397 77, BIC GENODEF1AU, Kontonummer 4039777, BLZ 720 900 00. Verwendungszweck: "Spende Familie in Not". Spendende erhalten im Nachgang eine Quittung.

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