Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Todesfälle, die rätselhaft bleiben

Augsburg

Todesfälle, die rätselhaft bleiben

    • |
    Todesfälle, die rätselhaft bleiben
    Todesfälle, die rätselhaft bleiben

    Der tote Mann hat noch immer keinen Namen. Im Oktober, an einem eher kühlen Herbsttag, findet eine Spaziergängerin im Stadtwald eine Leiche. Der Tote liegt im Bereich der Schießplatzheide, östlich von Haunstetten. Schnell ist für die Ermittler klar, dass der Mann keinem Verbrechen zum Opfer fiel. Er hat sich vermutlich das Leben genommen. Doch es bleibt ein Rätsel, wer der Mann ist. Vermisst ihn keiner?

    Bei der Kriminalpolizei vermutet man, dass der Mann womöglich bereits einige Zeit als Obdachloser gelebt haben könnte. Zumindest ist er nicht als vermisst gemeldet. Die Polizei veröffentlicht sogar ein Foto des Toten. Doch auch das bringt die Beamten nicht weiter. Es meldet sich keiner, der den Mann kennt. Kurz vor Weihnachten versuchen es die Ermittler dann noch mit dem genetischen Fingerabdruck – auch das vergeblich. Seine DNA ist ebenfalls in keiner Datenbank gespeichert.

    Jetzt bleibt noch eine Hoffnung. Vielleicht, sagt Polizeisprecher Stefan Hackl, fällt es ja über die Weihnachtsfeiertage oder zum Jahreswechsel noch jemandem auf, dass der Mann fehlt. Dass Tote den Ermittlern solche Rätsel aufgeben, gibt es immer wieder. In Augsburg waren es in diesem Jahr gleich drei Fälle. In allen drei Fällen ist für die Kripo klar, dass die Menschen nicht ermordet wurden – aber dennoch bleiben Fragen, die vermutlich nie mehr ganz geklärt werden können.

    Paddler finden die Tote an der Uferböschung des Lechs

    Im Juni ist es die Leiche einer Frau, welche die Kriminalpolizei über Wochen beschäftigt. Paddler finden die Tote an der Uferböschung des Lechs, etwa zwei Kilometer südlich des Hochablass-Wehrs. Die Beamten ermitteln intensiv. Sie geben sogar eine sogenannte Isotopenanalyse in Auftrag. Bei der Untersuchung geht es darum, bestimmte chemische Elemente genau zu analysieren, die vom Körper durch Nahrung, Luft und Wasser aufgenommen werden. Diese Elemente haben, abhängig von der geografischen Lage, unterschiedliche Strukturen. Experten können ermitteln, in welcher Region sich ein Mensch aufgehalten hat.

    Im Fall der toten Frau kommt heraus: Sie muss ein Jahr in Süddeutschland gelebt haben. Zudem gibt es den Hinweis einer Polizeistreife. Die Beamten haben die Frau kurz vor ihrem Tod an der Lechbrücke in der Friedberger Straße gesehen. Den Durchbruch bringt die TV-Sendung „Aktenzeichen XY“. Dort wird ein Foto der Toten gezeigt. Es meldet sich eine Frau aus dem Raum Frankfurt. Sie hat eine Verwandte aus Augsburg erkannt.

    Warum hat die 52-Jährige keiner vermisst? Die Frau war eine alleinstehende Frührentnerin. Sie lebte sehr zurückgezogen, das Verhältnis zur Familie schien nicht mehr das Beste gewesen zu sein. Auch der Briefkasten mit einem „Keine Werbung“-Schild war in drei Monaten nicht auffallend übergequollen.

    Erst in Polen erstatten Verwandte eine Vermisstenanzeige

    Warum sich die Frau an jenem Tag in der Nähe des Auensees am Lech aufhielt und warum sie bekleidet und mit Schuhen, aber ohne Unterwäsche, in den Fluss ging – das sind Fragen, die offen bleiben. Fest steht für die Ermittler nur, dass sie nicht durch „Fremdeinwirkung“, wie es im Behördendeutsch heißt, gestorben ist. Ähnliche Fragen bleiben auch im Fall eines polnischen Bauarbeiters. Der 50-Jährige kommt mit seinem Schwager nach Augsburg, um hier auf einer Baustelle zu arbeiten. Am Pfingstmontag gehen die Beiden an den Lech. Der Schwager sagt, dass er eingeschlafen sei. Als er aufwachte, sei sein Verwandter weg gewesen. Merkwürdig ist allerdings, dass der Schwager erst zwei Tage danach wieder in seiner Unterkunft im Proviantbachviertel auftaucht. Er kehrt nach Polen zurück. Erst dort erstatten Verwandte eine Vermisstenanzeige.

    Sechs Wochen nach seinem Verschwinden wird der Bauarbeiter gefunden – seine Leiche liegt am Auslauf eines Regenrückhaltebeckens in den Lech im Bereich der Firnhaberau. Er ist ertrunken, Hinweise auf ein Verbrechen finden sich nicht. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann schon seit Tagen oder Wochen in dem Wasserrohr gehaust hat und vom Wasserschwall nach einem starken Regen überrascht wurde. Warum er dort unterschlüpfte, bleibt unklar. „Manchmal würde man gerne mehr wissen“, sagt ein Ermittler. Doch manche Antworten nehmen die Toten mit ins Grab.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden