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Augsburg: Tod an Corona: Augsburger trauern um Magier Roy

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Tod an Corona: Augsburger trauern um Magier Roy

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    Rund 20 Jahre ist es her, dass der Augsburger Zauberer Hardy Siegfried und Roy in Las Vegas besucht hatte.
    Rund 20 Jahre ist es her, dass der Augsburger Zauberer Hardy Siegfried und Roy in Las Vegas besucht hatte. Foto: Hardy

    Zauberer Hardy sitzt am Telefon in seiner kleinen Wohnung in der Fuggerei und muss weinen. Der Tod von Roy Horn bewegt den 70-jährigen Augsburger. Horn, der mit Siegfried Fischbacher das weltberühmte Magier-Duo Siegfried & Roy verkörperte, war am Freitag im Alter von 75 Jahren an den Folgen des Coronavirus gestorben. Hardy war circa 16 Jahre alt, als er das erste Mal auf sie traf – und war dabei ziemlich aufgeregt.

    Augsburger Hardy lernte Siegfried & Roy in Zauberschule kennen

    „Ich war damals auf der Zauberschule von Henk Vermeyden in Amsterdam“, erzählt Hardy, der eigentlich Erhard Smutny heißt, am anderen Ende der Leitung. Siegfried und Roy seien an der holländischen Schule ebenfalls einst ausgebildet worden. Hardy erinnert sich, wie sie für einen Besuch dorthin zurückkehrten. „Da waren die beiden schon ganz große Nummern und ich war noch sehr verklemmt.“ Mit Siegfried Fischbacher sei er schnell ins Gespräch gekommen.

    „Er stammte aus Rosenheim, ich bin gebürtig aus Aichach – mit unserer Heimat hatten wir gleich ein verbindendes Thema gefunden.“ Er selbst habe zu dem Zeitpunkt dieser ersten Begegnung noch nicht gewusst, wohin ihn die Zauberei führe. „Siegfried und Roy hatten ihren Stil schon gefunden. Roy war damals der absolute Tierzauberer, Siegfried mehr der Showmensch.“

    Magier Roy Horn ist in einem Krankenhaus in Las Vegas an den Folgen von Covid-19 gestorben.
    Magier Roy Horn ist in einem Krankenhaus in Las Vegas an den Folgen von Covid-19 gestorben. Foto: Louie Traub/AP/dpa

    Die beiden Künstler, die mit ihren weißen Tigern weltberühmt wurden, beschreibt Hardy als nahbare Menschen mit unterschiedlichen Charakteren. Der Augsburger hat Siegfried als extrovertierter in Erinnerung. „Er pflegte die Freundschaften und Kontakte.“ Roy sei zurückhaltender gewesen. „Er mochte es nicht so, dass Zauberer aus aller Welt scharenweise zu ihnen nach Las Vegas kommen wollten. Mich aber akzeptierte er.“

    Warum Zauberer Hardy Siegfrieds Schwester half

    Vielleicht auch, weil Hardy Kontakt zu Siegfried Fischbachers Schwester hatte. Eine Ordensfrau und Erzieherin, wie der Fuggerei-Bewohner am Telefon berichtet. Bei einer Arbeit zu dem Thema „Heilpädagogisches Zaubern für Kinder“ habe sie sich von dem Augsburger Tipps geholt. Denn Hardy selbst stottert seit seiner Kindheit. Doch auf der Bühne war seine Sprachstörung immer wie weggezaubert.

    Gut 50 Jahre sei er mit Siegfried & Roy befreundet gewesen, sagt er. „Ich war zehn bis zwölf Mal bei ihnen in Las Vegas, um ihre Show anzuschauen.“ Einen Abend wird Hardy, der selbst durch seine Zauberkästen für Kinder bekannt wurde, dabei nicht vergessen. Es muss etwa im Jahr 2000 gewesen sein. So ganz genau weiß er es nicht mehr. „Es war nur wenige Jahre vor dem schrecklichen Unfall Roys mit seinem Tiger.“ Der Augsburger durfte bei der Show in Las Vegas in der VIP-Loge Platz nehmen. Plötzlich richtete sich der Scheinwerfer auf ihn.

    Augsburger stand in Las Vegas-Show im Scheinwerferlicht

    „Siegfried und Roy haben mich vor 1800 Menschen in dem Theater begrüßt. Ich habe Gänsehaut bekommen.“ Ein gemeinsames Foto wurde auch noch gemacht (siehe Bild). Es war das letzte Mal, dass Hardy auf das Magierduo traf. 2003 passierte der Unfall. Roy Horns weißer Tiger Mantacore griff den Dompteur in einer Show an. Von den schweren Verletzungen hatte sich Roy nie wieder vollständig erholt. Er blieb halbseitig gelähmt. Der schwere Unfall war letztendlich ausschlaggebend dafür, dass ein weiterer Augsburger in Kontakt zu Siegfried und Roy trat.

    Michael Wagner, der sich auch in der Faschingsgesellschaft Hollaria engagiert, war einst der Pressesprecher des Augsburger Dompteurs Christian Walliser. Auch Walliser wurde von seinen Tiger mitten in einer Vorstellung angefallen. Das war im Jahr 2009. Er überlebte schwer verletzt. „Nach dem Unfall damals bekamen wir eine Flut von Medienanfragen – auch für ein gemeinsames Interview mit Roy Horn“, erinnert sich Michael Wagner. „Klar, die Unfälle ähnelten sich.“ Das Magierduo und die Augsburger knüpften per E-Mail Kontakt.

    Wie es Christian Walliser heute geht und was er macht

    „Siegfried und Roy erkundigten sich, wie das bei Christian Walliser passierte. Man schrieb sich hin und her.“ Leider sei es nie zu einem persönlichen Treffen gekommen, bedauert Wagner. Mit Christian Walliser sei er heute noch eng befreundet. „Es geht ihm gesundheitlich so weit gut.“ Walliser arbeitet in Löffingen im Schwarzwald im Wildtierpark „Tatzmania“ als Chefzootierpfleger. Dort sind laut Wagner auch seine Tiger und Löwen in einer modernen Anlage untergebracht. Mit ihnen trainiere Walliser nach wie vor regelmäßig.

    Zauberer Hardy hat in der Fuggerei nur sein weißes Kaninchen. Und viele Erinnerungen an eine Zeit, in der er auf interessante Menschen traf. Wie eben auf Siegfried und Roy. Gerne blättert er in einem seiner Zauberbücher für Kinder, für das die bekannten Magier aus Las Vegas ein Vorwort verfassten.

    „Auch wir begannen einmal ganz klein mit dem obligatorischen Zauberkasten und dem Zauberbuch. Damals konnten wir uns nicht vorstellen, dass wir einmal Weltkarriere als Siegfried & Roy in Las Vegas, USA, machen würden“, steht darin. Und: „Unserem Freund Hardy wünschen wir weiterhin viel Erfolg ... Simsalabim.“

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