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Augsburg: Theatersanierung wird teurer: Wie geht es jetzt weiter?

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Theatersanierung wird teurer: Wie geht es jetzt weiter?

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    Der Stadtrat hatte einen Kostendeckel in Höhe von 186 Millionen Euro vorgegeben. Nun soll die Theatersanierung deutlich teurer werden.
    Der Stadtrat hatte einen Kostendeckel in Höhe von 186 Millionen Euro vorgegeben. Nun soll die Theatersanierung deutlich teurer werden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Nach Bekanntwerden der Verteuerung bei der Theatersanierung wird der Stadtrat wohl erst im kommenden Frühjahr über das weitere Vorgehen entscheiden.

    In einem halben bis dreiviertel Jahr soll die zuletzt geschätzte Kostensteigerung von 20 Millionen Euro mit konkreten Berechnungen hinterlegt werden. Vorher, so Baureferent Gerd Merkle (CSU), sei eine Entscheidung, mit welcher Variante man weitermacht, nicht seriös.

    Zuletzt war bekannt geworden, dass die Sanierungskosten höher als die bisher veranschlagten und vom Stadtrat als Deckel vorgegebenen 186 Millionen Euro liegen werden. Konkret steht für den Erweiterungsneubau aktuell eine Summe von 92 Millionen Euro im Raum, und auch das klappt nur, indem man die Ursprungsvariante abspeckt. Andernfalls würde man bei 125 Millionen Euro liegen. Bisher waren Schätzungen von 72 Millionen Euro ausgegangen, die zur 113 Millionen Euro teuren Sanierung des Großen Hauses dazukommen.

    Theater wird teurer: Die politische Verantwortung spielt im Stadtrat kaum eine Rolle

    Zwei Tage nach dem Bekanntwerden der Verteuerung diskutierte der Stadtrat am Donnerstag vier Stunden lang über das Thema. Die Frage der politischen Verantwortung spielte kaum eine Rolle, auch wenn Worte wie „Planungsdesaster“ fielen. Noch, so mehrere Stadträte, stehe das Ausmaß der Verteuerung nicht fest.

    Denn die SPD beharrt nach wie vor auf dem Kostendeckel von 186 Millionen Euro. Dies sei auch die aktuelle Beschlusslage zur Theatersanierung, so Fraktionschef Florian Freund. Man erwarte nun Einsparvorschläge, die über das bisher von Stadt, Theater und Architekt Erarbeitete hinausgehen. Denn auch die 92-Millionen-Euro-Version genüge nicht, um wieder auf die 186 Millionen Euro zu kommen. Auch die CSU erinnerte an den Kostendeckel. Gleichwohl stehe man zum Staatstheater und der Sanierung, so Fraktionschef Bernd Kränzle.

    Doch auf 186 Millionen Euro zu kommen, dürfte schwierig sein. Die jetzt schon vorgenommenen Änderungen seien fürs Theater herbe Einschnitte, mit denen man aber noch gerade so leben könne, so Kulturreferent Thomas Weitzel. Unter anderem fällt eine Probebühne weg. Allerdings äußerten einige Stadträte auch Kritik, dass das Theater in der Vergangenheit Streichungen immer mit dem Verweis auf Mindeststandards abgelehnt habe. „Erst unter dem jetzigen Druck der Mehrkosten wird klar, dass es doch Einsparpotenzial gibt“, so Peter Grab (WSA).

    Stadt Augsburg geht auf Distanz zum Architekten

    Unterdessen wird immer deutlicher, dass das Verhältnis zwischen Architekt Walter Achatz und der Stadtregierung schon einmal besser war. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) stellte zwar klar, dass er keinerlei Anlass für Schadenersatzansprüche gegen Achatz sieht oder ein Ende der Zusammenarbeit sieht, doch die Stadt geht angesichts der Kostensteigerung auf Distanz. Beim Thema Brandschutz, der eine Rochade des Multifunktionssaals mit dem in einem Glasbau an der Volkhartstraße geplanten Orchesterprobensaal nötig macht, lieferten sich Achatz und der städtische Projektleiter Norbert Reinfuss einen Schlagabtausch. Achatz sagt, dass die Versammlungsstättenverordnung einem Interpretationsspielraum unterliege und das Erarbeiten einer Planung Zeit brauche. Reinfuss kritisierte, dass die Planer trotz absehbarer Probleme das Thema zu lange unter sich diskutiert hätten, ohne gleich Alarm zu schlagen.

    Achatz erinnerte die Stadträte an das Zustandekommen der Kostenprognose für den Anbau. Er habe zunächst einen Kostenrahmen zwischen 82 und 102 Millionen Euro in den Raum gestellt und auf Beschluss des Stadtrates dann Abstriche vorgenommen. „Vielleicht waren die 72 Millionen Euro zu optimistisch.“ Für den Neubau selbst habe er wenig Risiken gesehen, für Dinge im Umfeld (Grundwasser, Statik von Nachbargebäuden) seien Risiken nicht ausschließbar. In einem derart frühen Stadium der Planung wie 2016 seien diese aber nicht umfänglich zu ermitteln gewesen. Ein Risikopuffer für den Neubau wurde jedenfalls nicht eingeplant.

    Dass es in der Summe teurer werden würde als die 186 Millionen Euro, hatte Achatz schon damals für realistisch gehalten und auch so gesagt, allerdings nur bezogen auf Baupreissteigerungen. Die machen von den 20 Millionen Euro etwa neun Millionen Euro aus. FW-Stadtrat Schafitel sagte, er gehe von Baupreissteigerungen beim Großen Haus aus, auch wenn die Stadt dafür momentan keine Hinweise sieht. „Die eigentliche Granate ist noch gar nicht hochgegangen.“

    Wo wird beim Theater Augsburg gespart?

    Diskutiert wurde am Donnerstag neben der abgespeckten Variante des Erweiterungsbaus auch die Untervariante, den dazugehörigen Glasbau an der Volkhartstraße vorläufig einzusparen. Das Theater würde dann mit seiner zweiten Spielstätte bis auf weiteres am Gaskessel bleiben. Das würde aktuell zehn Millionen Euro sparen, bei einem Nachholen der Baustelle aber zur Verdoppelung der Kosten führen, so Baureferent Merkle. Kulturreferent Weitzel warnte vor einem „Bühnenbildtourismus“. Zwei räumlich getrennte Spieltsätten sorgten mittelfristig für höhere Betriebskosten.

    Teils wurden die Rechnungen der Referenten angesichts der Kostensteigerungen skeptisch zur Kenntnis genommen. SPD-Stadtrat Stefan Quarg sagte, dass er kaum glaube, dass der Bau an der Volkhartstraße für zehn bis elf Millionen Euro zu bauen sei. „Ich glaube, das wird teurer.“

    Lesen Sie dazu auch: Politik scheut Debatte ums Theater

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