Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Testpflicht für Kunden? Was Augsburger Händler zu neuen Corona-Regeln sagen

Augsburg

Testpflicht für Kunden? Was Augsburger Händler zu neuen Corona-Regeln sagen

    • |
    Eine Kundin kauft bei der Parfümerie Naegele in Augsburg per „Click & Collect“ ein. Die Verwirrung der Kunden sei angesichts der sich ständig ändernden Regeln groß, berichten Händler.
    Eine Kundin kauft bei der Parfümerie Naegele in Augsburg per „Click & Collect“ ein. Die Verwirrung der Kunden sei angesichts der sich ständig ändernden Regeln groß, berichten Händler. Foto: Ulrich Wagner

    Wie es in der kommenden Woche in seinen Geschäften weitergehen wird? Marcus Vorwohlt, Chef des Augsburger Traditions-Modehauses Rübsamen, kann es noch nicht genau sagen. Zu viel sei noch unklar, was die neuen Regeln für den Handel angeht, die ab Montag in Bayern gelten sollen. In der Stadt Augsburg läuft es angesichts der aktuellen Corona-Zahlen darauf hinaus, dass man zwar Geschäfte zum Terminshopping besuchen kann – aber wohl nur mit einem negativen Corona-Test. Der Rübsamen-Chef kritisiert, dass man mit ständig neuen Regelungen die Kunden verwirre. Sein Eindruck ist: „Otto-Normalverbraucher hat den Überblick in den letzten Wochen komplett verloren.“

    Kommt es so, wie von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in dieser Woche angekündigt, dann dürfen die Geschäfte nur bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 weitgehend normal öffnen – mit FFP2-Maskenpflicht und einer Beschränkung der Kundenzahl. Ab einer Inzidenz von 50 soll Einkaufen nach Terminvereinbarung („Click & Meet“) möglich sein. Anders als bisher soll auch bei einer Inzidenz von über 100 noch Terminshopping erlaubt sein – allerdings nur, wenn der Kunde einen negativen Corona-Test vorweisen kann.

    In Augsburg wird für die Händler in der kommenden Woche wohl diese Variante gelten, also „Click & Meet“ mit Test. Am Donnerstag lag der Sieben-Tage-Wert laut Robert-Koch-Institut bei 111,6 – und vermutlich werden die Infektionszahlen nach einer Delle rund um die Osterfeiertage jetzt eher wieder steigen.

    Testpflicht im Handel: Bleiben viele Läden in Augsburg geschlossen?

    Marcus Vorwohlt glaubt nicht daran, dass das Terminshopping mit Testpflicht für die Kunden besonders attraktiv ist. Viele würden sich wohl nicht extra testen lassen, nur um ein Geschäft besuchen zu können. Zudem sei bis jetzt auch noch unklar, wie die Kunden nachweisen müssen, dass sie negativ getestet worden sind. Vorwohlt sagt: „Ich sehe die Gefahr, dass wir Kunden abweisen müssten, was natürlich zu Frust führt.“ Bis jetzt plant er deshalb nicht, seine Filialen in Gebieten mit einer Inzidenz von über 100 zu öffnen. Es bleibt dann erst einmal bei „Click & Collect“ – also dem Bestellen und Abholen von Waren. Vorwohlt rechnet damit, dass zunächst viele Ladentüren geschlossen bleiben werden.

    Viele Händler in der Augsburger Innenstadt informieren die Kunden mit Aushängen in den Schaufenster, was gerade beim Einkaufen möglich ist.
    Viele Händler in der Augsburger Innenstadt informieren die Kunden mit Aushängen in den Schaufenster, was gerade beim Einkaufen möglich ist. Foto: Ulrich Wagner

    Eine Testpflicht, glaubt Vorwohlt, werde nur dann angenommen, wenn damit weitere Vorteile verbunden seien. „Wenn ich mit dem negativen Test auch in ein Lokal gehen oder ein Museum besuchen kann.“ Das geht in Richtung des Tagestickets, wie es Modellstädten oder Modellregionen angeboten wird. Ähnlich sieht es Alexander Ferstl vom Modehaus Jung. Auch er plädiert dafür, dass es mehr Anreize für einen Corona-Test gibt. Dann, glaubt er, könne sich das Testen etablieren. Trotz der noch unklaren Lage, wie die Testpflicht genau aussehen soll, wollen Ferstl und sein Team am Montag für Terminshopping öffnen. Das Modehaus an der Wertachbrücke lebt, anders als die großen Modeketten etwa, ohnehin nicht von Laufkundschaft. Die Kunden wollten Beratung, sagt Ferstl, auch vor Corona habe man schon regelmäßig Beratungstermine vereinbart.

    Wie geht es mit den Corona-Zahlen in Augsburg weiter?

    Mit Terminshopping sei man zwar noch weit von den Umsätzen aus der Vor-Corona-Zeit entfernt, es sei aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung, so Ferstl. Bisher sei bei einer Inzidenz von 100 Schluss gewesen, nun sei „Click & Meet“ immerhin bis zu einer Sieben-Tage-Inzidenz von 200 möglich. Planungssicherheit gibt das den Händlern aber trotzdem noch nicht: Sollte sich der Trend von vor Ostern bei den Infektionen nun fortsetzen, dann könnte auch die 200er-Marke in Augsburg schon bald wieder gerissen werden.

    Andreas Gärtner, Geschäftsführer des Handelsverbands in Schwaben, sagt, es komme nun sehr darauf an, wie die Testpflicht genau geregelt werde. Wenn es reiche, dass ein Kunde etwa zuhause einen Selbsttest mache, bevor er ein Geschäft besuche, dann rechnet Gärtner mit einer großen Akzeptanz. Schwieriger wird es aus seiner Sicht, wenn man extra einen PCR- oder Schnelltest machen muss. Danach sieht es derzeit aber aus. In einer Mitteilung der Staatsregierung heißt es, erforderlich sei ein maximal 48 Stunden alter PCR-Test oder ein maximal 24 Stunden alter Schnelltest. Gärtner sagt, dafür gebe es auch noch immer nicht ausreichend Schnelltest-Angebote. Die Stadt habe zwar mehrere Teststationen eingerichtet, deren Kapazitäten seien aber begrenzt.

    Im Parkhaus der City-Galerie gibt es jetzt eine Schnelltest-Station

    Eine Teststation gibt es inzwischen auch in der City-Galerie in Augsburg. Die dortige Apotheke hat in Zusammenarbeit mit dem Einkaufszentrum eine Drive-In-Station im Parkhaus eingerichtet. Man muss bisher noch vorab online einen Termin buchen, um sich mit einem Spucktest auf das Coronavirus testen zu lassen – und kann danach, wenn das Ergebnis negativ ist, auch die Geschäfte besuchen, die „Click & Meet“ anbieten. Ein generelle Kontrolle beim Zugang zum Center werde es nicht geben, sagt Manager Axel Haug. Er erklärt: „Wir haben ja auch Geschäfte des täglichen Bedarfs, die weiterhin ohne Test besucht werden können.“

    Kurt Idrizovic hat die vergangenen Wochen genossen – er konnte seine Buchhandlung am Obstmarkt öffnen. Das sei wirtschaftlich wichtig gewesen, sagt er, aber auch wegen des Kontakts zu den Kunden. Die Staatsregierung hatte die Buchläden als Geschäfte des täglichen Bedarfs eingestuft. Jetzt gibt es die Rolle rückwärts. Es ist eine Reaktion darauf, dass Schuhgeschäfte nach einem Gerichtsurteil ebenfalls öffnen durften. Ab Montag fallen Buchläden nun ebenso wie Baumärkte und Blumenläden wieder unter die strengeren Regelungen. Idrizovic bedauert das und hofft darauf, dass die Situation nicht allzu lange so bleibt. „Unser Laden ist Kommunikation, Gespräch, Austausch“, sagt er. „Das ist nicht ersetzbar.“

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden