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Augsburg: Tausende Plätze fehlen: Warum der Kita-Ausbau in Augsburg nicht schnell genug läuft

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Tausende Plätze fehlen: Warum der Kita-Ausbau in Augsburg nicht schnell genug läuft

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    Der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen in Augsburg wächst. Doch die Stadt kommt mit der Schaffung von Kita-Plätzen nicht hinterher.
    Der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen in Augsburg wächst. Doch die Stadt kommt mit der Schaffung von Kita-Plätzen nicht hinterher. Foto: Monika Skolimowska, dpa

    Das Dilemma wurde den Stadträten bei der Sitzung des Jugendhilfeausschusses vor Augen geführt. Bis 2025 droht eine Lücke von tausenden Plätzen, wenn nicht neue Angebote entstehen. In den vergangenen Jahren habe die Stadt große Anstrengungen auf sich genommen, um Kita-Plätze zu schaffen, erklärte Bürgermeisterin Martina Wild (Grüne). "Allein 2020 sind 715 neue Plätze in Betrieb genommen worden." Etwa 100 Plätze in der Kita in der Schwimmschulstraße, 125 Plätze im Zentralhort in der Ulmer Straße in Kriegshaber oder 25 Plätze im Hort der Eichendorfschule am Georg-Käs-Platz in Haunstetten. Die Herausforderung in der wachsenden Stadt sei es aber, dass die Stadt "viel mehr" Plätze schaffen müsse. Die kommenden Jahre würden noch eine "ganz andere" Kraftanstrengung erfordern, wenn die prognostizierte Anzahl von rund 19.000 Betreuungsplätzen im Jahr 2025 erreicht werden soll, so Wild.

    Auf dem Papier stehen Kita-Projekte mit 4200 potenziellen Plätzen

    Derzeit gibt es im Stadtgebiet rund 14.500 Einrichtungsplätze. Die Stadt stelle rund 25 Prozent der Betreuungsplätze, also etwa 3600, die weiteren Kita-Plätze würden von freien Trägern angeboten, erläuterte Eva-Maria Hermanns, Leiterin des Amts für Kindertagesbetreuung. Wie weitere 4200 Kita-Plätze in den kommenden vier Jahren entstehen könnten, war in einer Tabelle aufgelistet. So will die Stadt etwa im Jahr 2023 im Quartier Ladehöfe eine Kita mit 74 Plätzen eröffnen und in der Lützowstraße in Lechhausen im Jahr 2023 15 Plätze schaffen. Nur: Ob all die weiteren Projekte zeitnah realisiert werden könnten, konnten auch Martina Wild und Eva-Maria Hermanns den Ausschussmitgliedern nicht sagen. Schlimmer noch: Für einen Teil der Projekte stehe noch gar kein Investor fest.

    "Wer ist N.N.?", fragte Stadtrat Max Weinkamm (CSU) mit Blick auf die Liste - wohl wissend, dass damit ein namentlich noch nicht bekannter Träger gemeint ist. So werden mögliche Kita-Projekte, wie beim ehemaligen Möbelhaus Lederle (124 Plätze), auf dem Postareal an der Holzbachstraße (74 Plätze) oder auf dem Obi-Areal/Fabrikschloss (99 Plätze) zwar in der Aufstellung genannt, ein Träger steht aber noch nicht fest. Der Betriebsbeginn wird mit "unbekannt" benannt. Weinkamm sprach bei so vielen Unbekannten deshalb von einer "mutigen Aussage", in den kommenden Jahren 4200 Plätze schaffen zu wollen.

    Ab 2025 Rechtsanspruch auf Betreuung von Grundschulkindern

    Seit Jahren steht die Stadt in Sachen Betreuungsplätze unter Druck. Neben dem Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kita für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr bis zum Schuleintritt muss die Stadt auch den höheren Bedarf abfedern, der aus dem Bevölkerungswachstum resultiert. In den kommenden Jahren wird sich die Situation verschärfen. Ab 2025 tritt der Rechtsanspruch für die Betreuung von Grundschulkindern in Kraft. Die Verwaltung geht 2025 von einem Bedarf von 4160 Hortplätzen aus - derzeit gibt es 2950.

    Eva-Maria Hermanns erklärte, welche Anstrengungen in den vergangenen Jahren unternommen worden seien, um neue Plätze zu schaffen. Sie habe das Stadtgebiet "auf links gedreht", um auf mögliche Immobilien zu stoßen. Alle leerstehenden gewerblichen Immobilien habe sie unter die Lupe genommen. "Wenn es passt, nehmen wir es. Ob es vorher eine Kneipe, Frauenarzt-Praxis oder Shisha-Bar war, ist dabei vollkommen egal." Bürgermeisterin Martina Wild erläuterte, dass die Stadt mit der Erweiterung des Tagespflegeangebots und der Inbetriebnahme von Mini-Kitas alle Wege gegangen sei, um schnell Betreuungsplätze schaffen zu können. Das setzte man auch fort. Wild und Hermanns bedankten sich bei den freien Trägern, die auch mit ihren geplanten Vorhaben dazu beitragen würden, den hohen Bedarf zu stillen.

    Freie Träger wünschen sich mehr Unterstützung von der Stadt Augsburg

    Doch die freien Träger wünschen sich mehr Unterstützung von der Stadt. Matthias Krauß, Geschäftsführer des Evangelischen Kirchengemeindeamts und beratendes Mitglied im Jugendhilfeausschuss, wollte den genauen Betrag wissen, mit dem die Einrichtungen freier Träger unterstützt würden. Diesen Betrag konnte ihm niemand nennen. Er wisse, dass es "reichlich wenig Geld" sei. Bereits zuvor war in der Diskussion erwähnt worden, dass Träger in den Landkreisen eine größere Unterstützung erfahren, Defizite dort teilweise ausgeglichen, Bundesmittel weitergereicht würden. Günter Groll, Vorstandsvorsitzender des Kita-Zentrums St. Simpert, hatte auf Anfrage vorab mitgeteilt, dass eine "auskömmliche kommunale Finanzierung" der Stadt Augsburg für die freien Träger bei Baumaßnahmen und Betrieb neben fehlenden geeigneten Grundstücken das Grundproblem seien, warum es so schwer sei, weitere Betreuungsplätze zu schaffen.

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