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Augsburg: Taubenplage im Schleifenstraßen-Tunnel: Jetzt handelt die Stadt

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Taubenplage im Schleifenstraßen-Tunnel: Jetzt handelt die Stadt

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    Spezialisten müssen massenhaft Tauben aus Augsburger Schleifenstraßen-Tunnel entfernen.
    Spezialisten müssen massenhaft Tauben aus Augsburger Schleifenstraßen-Tunnel entfernen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Montagmorgen, 10 Uhr: Von beiden Seiten brausen unablässig Autos in den Tunnel an der Schleifenstraße nahe der City-Galerie. Mittendrin steht Lena Uczen in einer abmarkierten Baustelle auf einem Hubsteiger. Knapp unter der Tunneldecke holt sie kleine flaumige Taubenküken aus einem Kabelschacht. Eines nach dem anderen, immer wieder, stundenlang. Es ist schon der dritte gemeinsame Einsatz von Mitarbeitern des Tiefbauamtes und Tierschützern. Denn im Schleifenstraßen-Tunnel im Textilviertel gibt es ein massives Taubenproblem – mit potenziell gefährlichen Folgen.

    Augsburgs Tiefbauamt muss massenhaft Tauben aus dem Schleifentunnel entfernen. Wladimir Didur sucht dazu nach Taubennestern.
    Augsburgs Tiefbauamt muss massenhaft Tauben aus dem Schleifentunnel entfernen. Wladimir Didur sucht dazu nach Taubennestern. Foto: Silvio Wyszengrad

    Tauben, die sich unkontrolliert vermehren, sorgen in vielen Städten für Ärger. Oft sind es Anwohner, die sich über Schmutz oder Lärm beschweren, der von den Vögeln ausgeht. Im Augsburger Schleifentunnel sind es Probleme besonderer Art. Auf Dauer könnten sie sogar gefährlich werden. Deshalb hat man sich im städtischen Tiefbauamt nun für eine große Lösung entschieden.

    Stefan Bächer ist Projektleiter für die Tunnelbaustelle. Er sagt, dass die offenen Kabeltrassen für die Beleuchtung im Tunnel schon seit Jahren bevorzugte Brutplätze für Tauben sind. In der Röhre ist es zwar laut und etwas stickig, aber trocken und relativ warm. Auf den breiten Metallschienen für Stromkabel, die rund 20 Zentimeter unter der Decke hängen, finden die Vögel viel Platz, um ihre Nester zu bauen und zu nisten. Bächer sagt auch, damals, als Augsburgs einziger Tunnel gebaut wurde, habe niemand dieses Problem auf dem Schirm gehabt. 2004 wurde die rund 480 Meter lange Röhre an der Nagahama-Allee eröffnet. Seither wächst dort das Problem mit den Tauben. Denn die verwilderten Haustauben bekommen das ganze Jahr über viel Nachwuchs. Sie brüten in der Regel alle drei Monate. Das hat Folgen.

    Der Taubenkot greift die Stromkabel im Augsburger Schleifentunnel an

    "Der Taubenkot ist so aggressiv, dass er die Stromkabel angreift", sagt Bächer. Bei den regelmäßigen Revisionsarbeiten im Tunnel sei festgestellt worden, dass die Isolierung der Kabel inzwischen beschädigt sei. Es gebe Handlungsbedarf. Das zweite Problem ist, dass sich die Exkremente der Vögel auf der Straße in einer breiten Spur bis weit hinein in die Röhre ziehen. Dadurch droht auch der Asphalt angegriffen zu werden. Er muss zweimal jährlich gereinigt werden, damit keine Schäden entstehen, erläutert der Fachmann des Tiefbauamts. Ein drittes Problem kennt man vor allem im Augsburger Tierschutzverein: Dort gehen immer wieder Beschwerden von Bürgern ein, weil Tauben im Tunnel zu Tode kommen. Taubenbeauftragte Andrea Strauß sagt, dass wohl viele Jungvögel überfahren werden, wenn sie aus dem Nest fallen. Im Tiefbauamt vermutet man auch, dass ein- und ausfliegende Tauben gegen Lastwagen prallen, die durch den Tunnel fahren. Aus all diesen Gründen soll den Vögeln das Nisten im Schleifentunnel weitgehend unmöglich gemacht werden.

    Der Verkehr im Schleifenstraßen-Tunnel wird durch die Tauben zum Teil beeinträchtigt.
    Der Verkehr im Schleifenstraßen-Tunnel wird durch die Tauben zum Teil beeinträchtigt. Foto: Annette Zoepf

    Aktuell werden in der gesamten Röhre neue Stromkabel und neue Kabeltrassen verlegt. Die Metallschienen bekommen Schutzgitter, damit die Vögel nicht mehr in Nischen hineinkommen. Insgesamt acht Wochen sind für die Bauarbeiten veranschlagt. Zwei Wochen sollen sie noch andauern. Bei dieser Gelegenheit werden auch die alten Notruftelefone im Tunnel erneuert. An weiteren Stellen, an denen sich Tauben bevorzugt niederlassen, bringen die Arbeiter eine klebrige Spezialpaste auf, die Vögel abschrecken soll. "La Paloma" heißt das Abwehrmittel, das laut Bächer fünf Jahre lang wirken soll.

    Der Tierschutzverein rettet Eier und Jungvögel der Tauben

    Parallel zu den Bauarbeiten im Tunnel sind Mitarbeiter des Tierschutzvereins im Einsatz. Mit dem Hubsteiger holen sie Eier und Jungvögel aus den Nestern, bevor die alten Kabeltrassen erneuert werden, und suchen alle Nischen akribisch ab. Sobald die Tierschützer ein Taubenjunges finden, wird es behutsam in eine Transportbox verfrachtet. Die Kisten werden in einem Transporter des Tierschutzvereins gestapelt und dann zeitnah ins Tierheim gebracht. Andrea Strauß schätzt, dass bereits an die 60 Vogelküken und dutzende Eier eingesammelt wurden. "Wir rechnen heute noch mit weiteren 30 bis 40 Vögeln und zahlreichen weiteren Eiern", sagt sie am Montag beim letzten Einsatz.

    Nach Angaben des Tiefbauamts kosten die Bauarbeiten im Schleifentunnel rund 500.000 Euro. Neben der Modernisierung der Kabeltrassen sei es auch wichtig gewesen, eine tierschonende Lösung zu finden, sagt der Projektleiter. Die geretteten Jungvögel werden von Mitarbeitern des Tierschutzvereins im Heim an der Holzbachstraße von Hand aufgezogen. Danach sollen sie den Rest ihres Lebens in Taubenschlägen auf dem Tierheimgelände verbringen. Strauß sagt, die Aktion im Schleifentunnel sei fürs Erste eine gute Lösung. "Die Stadt macht hier alles richtig", betont auch die Geschäftsführerin des Vereins, Sabina Gassner.

    Dennoch gehen die Tierschützer davon aus, dass sich das massive Taubenproblem im Tunnel nicht komplett erledigt haben wird. Die betroffenen erwachsenen Vögel haben nun ihren gewohnten Unterschlupf verloren. Weil Tauben sehr standorttreu sind, werden sie sich künftig wohl in der Umgebung der Nagahama-Allee aufhalten und dort möglicherweise für neuen Ärger sorgen. Nach Einschätzung der Tierschützer wäre es wichtig, in der Nähe des Tunnels bald einen neuen Taubenschlag nach dem "Augsburger Modell" einzurichten. In diesen betreuten Schlägen werden die meisten Eier aus den Nestern genommen und durch Attrappen aus Plastik ersetzt, damit sich die Stadttauben nicht mehr weiter vermehren.

    In der Nähe des Frühlingsfest-Platzes in Göggingen gibt es bereits einen Taubenturm. Könnte ein solcher auch im Textilviertel helfen?
    In der Nähe des Frühlingsfest-Platzes in Göggingen gibt es bereits einen Taubenturm. Könnte ein solcher auch im Textilviertel helfen? Foto: Annette Zoepf

    Die Vögel werden artgerecht gefüttert, um Krankheiten zu vermeiden. Auch der Kot wird regelmäßig entfernt. Ungeklärt ist allerdings noch die Frage, wo in der Nähe des Tunnels ein solcher Taubenschlag entstehen könnte und wer für die Kosten aufkommen würde. Der Tierschutzverein bekommt derzeit jährlich rund 85.000 Euro von der Stadt für die Betreuung von insgesamt zwölf Taubenschlägen und von anderen Wildtieren. Beim Verein sieht man aber auch Firmen oder Hauseigentümer gefordert, sich an der Kontrolle der Augsburger Taubenpopulation zu beteiligen.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Eva Maria Knab: Probleme mit Stadttauben sind oft hausgemacht


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