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Augsburg: Tag zwei beim Modular: Böse Worte, liebe Worte, Liebe, Leid und Sensationen

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Tag zwei beim Modular: Böse Worte, liebe Worte, Liebe, Leid und Sensationen

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    Tag zwei beim Modular. Heißt: ein bisschen Prominenz auf der Bühne, ein bisschen Kindergeburtstag und ganz wenig Drama.
    Tag zwei beim Modular. Heißt: ein bisschen Prominenz auf der Bühne, ein bisschen Kindergeburtstag und ganz wenig Drama. Foto: Peter Fastl

    Ob es diesem Text auch gelingen wird, einmal auf einer Bühne verlesen zu werden? Die Sache ist nämlich die: Es war kurz vor zehn an diesem Freitagabend, auf den beiden großen Bühnen war gerade Umbaupause, da verlas das Theater-Ensemble im aufgeklappten Strandkorb, genannt Waldbühne, tatsächlich einen Text, der in dieser Zeitung erschienen, die Reportage zur großen Evakuierung Augsburgs wegen der Fliegerbombenentschärfung – in maßlos melodramatischer Überzeichnung freilich, also Satire. Nutzen wir also doch am besten das eigene Mittel der Theater-Truppe, der zuvor nämlich in einer musikalischen Bärenjagd immer neue, zu vertonende Sensationen in die Quere kamen: "Doch da! Was ist das?" – "eine Reggae-Party!" oder auch "ein Krieg!" Mal sehen, ob wir den Modular-Bären erlegen…

    Doch da! Was ist das?

    Augsburgs größte Prominenz ist mit am Start: die Puppenkiste. Die Hip-Hop-Combo von Mundhaarmonika beginnt ihr Set mit einem hübschen Sample daraus. Doch leider ist es erst 14.15 Uhr, kaum jemand vor der Bühne am Turm also. Und noch dazu knallt ja die Sonne durch den neuen Standort den Gekommenen direkt ins Gesicht.

    Doch da! Was ist das?

    Hat jemand Moop Mama das schwelende Politikum des diesjährigen Modular verraten. Der rot-weiß-zirkus-uniformierte Hip-Brass-Hop-Zehner nämlich animiert den vollen Platz an der Bühne am Turm nämlich zu folgendem Gesang: "Das ist unser Platz, wir gehen hier nicht weg." Die Frage nämlich: Kann/darf/soll das Festival auch nächstes Jahr wieder hier stattfinden? Und dank den Mamas die richtige Antwort. Die waren ohnehin die Publikumssieger des Tages, zweiter Tag, zweiter Headliner, zweiter Treffer. Die Moops haben außerdem den schönen Satz "Mein Herz schlägt schneller, als ich denken kann" im Programm und Megaloh noch mal mit auf die Bühne geholt. Der war ja zuvor hier am Start, hatte gute Stimmung verbreitet und nicht umsonst den Eindruck, es handle sich hier um ein Hip-Hop-Festival. Der ganze Tag auf der größten Bühne nämlich geprägt von Beats. Etwa auch der ganz schön talentierte Augsburger B Dot Issa dabei. Aber auch von

    Tag 2: Die Bilder vom Modular

    Doch da! Was ist das?

    Ein junger Mann zollt seinem Alkoholkonsum vornübergebeugt am Zaun Tribut – und seine Freundin streicht ihm dabei zärtlich über den Rücken, während sie selbst genüsslich am Bierchen nippt. Na dann, prost. Und direkt daneben küssen sich zwei, so was wie ineinandergebeugt.

    Doch da! Was ist das?

    Ein Lied für die Mama? Ja, das darf der junge Mann, ist schließlich ein Augsburg-Rückkehrer für dieses Konzert zum Abendabschluss auf der Bühne im Park – und stellt sich in einem Song ja quasi selbst vor, in "Nach dem Goldrausch" mit: "Ich bin ein Thomas und kein Thomas Mann." Sondern ein Hessler nämlich, der hier mit den Fotos aus Hamburg angereist ist und einem musikalischen Quantensprung, so gut ist der Superpop ihrer neuen Platte "Kids". Bloß haben die fünf Herren inklusive zweier Schlagzeuger eine Sonderperformance gelegt, nämlich einen locker mal 25 Minuten zu langen Soundcheck, sodass viele schon zu Moop Mama abgewandert sind, als sie endlich loslegen. Und damit ist diese zweite Bühne, die ja nun am Platz der ersten vom Vorjahr steht, dann auch noch locker groß genug für die Fotos, obwohl sie doch auf die Hälfte geschrumpft ist und damit eigentlich zu klein ist. Dort war an diesem Freitag ja Gitarrentag. Und als Publikumssieger darf wohl die Nettigkeit der Carnival Youth zuvor gelten, bei sehr gut gefülltem und unterhaltenem Platz nämlich. Der Preis für die schönsten optischen und akustischen Störungen geht an Odd Couple mit reichlich 60er-Garage (schön!) und einem Gitarristen in DDR-Chic samt Instrument auf Nippelhöhe (hip?). Der Preis für die größte Inbrunst an den Sänger von Ein Quantum Horst, für seine Blues-Philosophen-Röhre. Local Heroes des Tages: Das Ding aus dem Sumpf, weil funky, vor Roberto Bianco und die Abbruzanti Boys, weil Chianti.

    Tag 1: Die Bilder vom Modular

    Doch da! Was ist das?

    Kindergeburtstag? Die Mädels von SXTN jedenfalls feiern mal wieder die Freiheit, böse Worte auf der Bühne schreien zu dürfen, rappen "Fotzen im Club" und grölen "Scheiß Bullen" – man könnte fast am Gähnen ersticken ob solch dramatisch lustvoller Provokationen, weil sie dann ja auch noch kiffen wollen, ui! Da kommt ein so schöner Moment des tatsächlichen Gelingens, dass fast schon wieder allet juti is. Nämlich: Die Ladys rappen ihr "Er will Sex" und streuen dann den Slogan gegen männliche Übergriffigkeit "Nein heißt Nein" so fein zur Melodie von Opus‘ "Life is live" ein, dass man fast schon Nana-na-nana johlen möchte. Ansonsten aber waren die Damen von Leila Akinyi Klassen besser, ebenfalls mit Hip-Hop auf der Bühne am Turm, in herrlich schrägem Style und mit inhaltlich Schmackes. "Wer hat Angst vor der schwarzen Frau?" Und ein ganz unblöder Song zu dem eigentlich blöden Thema und Titel "Fernseher".

    Doch da! Was ist das?

    Gutes Wetter, ausverkauft, ein guter Tag. Der dann für viele nach 23 Uhr auch noch drinnen im Kongress bis in den neuen Tag weiterging…

    Bär erlegt, wertes Theter Ensemle? Ja, weiß schon, zu wenig Drama. Gar keines nämlich. Aber das ist für ein Festival ja immer eine wirklich gute Nachricht.

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