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Augsburg: Süchtigentreff: Eine Gratwanderung für Ordnungsreferent Dirk Wurm

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Süchtigentreff: Eine Gratwanderung für Ordnungsreferent Dirk Wurm

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    Ordnungsreferent Dirk Wurm ist mit seiner Idee, einen Süchtigentreff im Wohnviertel zu etablieren, gescheitert. Hat ihm das politisch geschadet?
    Ordnungsreferent Dirk Wurm ist mit seiner Idee, einen Süchtigentreff im Wohnviertel zu etablieren, gescheitert. Hat ihm das politisch geschadet? Foto: Annette Zoepf

    Es ist eine klare Botschaft des Augsburger Stadtrats an die Bürger im Stadtteil Oberhausen. Die Stadt will die Zustände am Helmut-Haller-Platz, der seit Jahren zum Treffpunkt der Drogen- und Alkoholikerszene mit allen unliebsamen Begleiterscheinungen geworden ist, in dieser Form nicht länger hinnehmen. Als Anlaufstation für die Süchtigen gibt es künftig einen Treff, der nach langer Standortsuche in der Brandnerstraße angesiedelt wird, die unmittelbar an den Bahnhofsvorplatz angrenzt.

    Mit einem Paket an Maßnahmen soll die Wohnqualität im Viertel rund um den Bahnhof verbessert werden. Der Helmut-Haller-Platz selbst soll mit zusätzlichen Veranstaltungen stärker belebt werden. Baulich soll einiges verschönert werden. Polizei und städtischer Ordnungsdienst verstärken die Kontrolle vor Ort. Was vom Stadtrat jetzt beschlossen wurde, ist ein in sich schlüssiges Paket.

    Es war ein schwieriger Prozess mit einigem Hin und Her bis dahin, was vor allem an der Standortfrage für den geplanten Süchtigentreff gelegen hat. Diese Standortfrage hat die politische Diskussion überlagert. Und sie wurde zu einem Politikum, in dessen Verlauf Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) massiv unter Beschuss geriet. Am Ende des

    Ein Gewinner in diesem äußerst schwierigen Prozess ist Wurm damit allerdings auch nicht. Die Umsetzung des Süchtigentreffs trägt am Ende die Handschrift der Stadtregierung. In der Abwägung spricht für die Brandlerstraße jedenfalls deutlich mehr als für die Dinglerstraße. Wobei es den idealen Standort für einen Süchtigentreff ohnehin niemals geben wird. Das weiß die Stadtregierung nach den zurückliegenden Erfahrungen. Deshalb wird es jetzt frühzeitig Informationsveranstaltungen geben, um Anwohner einzubinden.

    Protest gegen den Süchtigentreff in der Dinglerstraße kochte hoch

    Die Dinglerstraße, die als erstes ausgewählt worden war, war letztlich nicht durchsetzbar, weil sie inmitten eines Wohngebiets liegt und der Protest frühzeitig hochkochte. Dafür trug Wurm die politische Verantwortung, da er sich sehr ungeschickt verhielt. Die Dinglerstraße wurde quasi als Geheimkommando eingestuft. Wurm hatte den großen Fehler begangen, Anwohner und Stadträte nicht in seine Planungen einzubinden. Dieses Verhalten machte Wurm extrem angreifbar. Der Referent räumte später den Fehler ein.

    Mit seinen Hausbesuchen und bei den drei städtischen Informationsabenden warb er offensiv für das Konzept des Treffs. Dieser Einsatz brachte Wurm in dieser Woche im Stadtrat Anerkennung und Respekt des politischen Gegners ein. Man nahm ihm ab, eine Lösung für die Situation rund um den Oberhauser Bahnhof finden zu wollen. Wurm wollte etwas bewegen, er war initiativ. Das spricht in der Rückschau für ihn.

    Dirk Wurm stand nicht auf verlorenem Posten

    Politisch betrachtet, stand SPD-Mann Wurm nicht auf verlorenem Posten: In Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) hatte er einen Verbündeten, um für Oberhausen eine zufriedenstellende Lösung zu finden. Bereits beim ersten städtischen Informationsabend in Oberhausen hatte Gribl unmissverständlich geäußert, „dass die Standortfrage nicht eine Frage von Gewinnern und Verlierern ist“. Gribl unterstrich, dass es um eine Aufgabe gehen müsse, die von der Stadtregierung angepackt werden müsse. Das Wort „Chefsache“ fiel zwar nicht, doch spätestens zu diesem Zeitpunkt war absehbar, dass die Weichen in der Regierung für einen Vorschlag gestellt werden, der auf breite Unterstützung zählen konnte.

    Gribl und die CSU stellten das Betreuungskonzept für die Süchtigen, das maßgeblich von Wurm ausgearbeitet wurde, nicht länger infrage. Knackpunkt war die Frage des Standorts. Die Räume in der Brandnerstraße waren bereits früher im Rennen, schieden aber wegen der zu hohen Miete aus. Finanzreferentin Eva Weber (CSU) machte mehr Geld locker. Es war die Rettungsaktion für Wurm.

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    Wo ist der richtige Platz für den Süchtigentreff?

    Großteil der Anwohner lehnt Süchtigen-Treff ab

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