Die Bahntrasse zwischen Augsburg und Ulm bleibt vorerst ein politischer Zankapfel zwischen Landkreis Augsburg und Stadt Augsburg. Die jüngsten Aussagen von Landrat Martin Sailer (CSU) in Richtung Augsburger Rathaus und des Augsburger Bundestagsabgeordneten Volker Ullrich (CSU) ließen aufhorchen.
Sailer warf seinem Parteifreund Ullrich Unkenntnis vor. Und wenn Querschüsse aus Augsburg nicht ausblieben, müsste der Landkreis womöglich beim geplanten Bau der Augsburger Straßenbahnlinie 5 bremsen, so Sailer.
Ullrich: Augsburg muss an Fernverkehr angeschlossen bleiben
In ihren Reaktionen sind Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) und Ullrich moderat. Sie schüren den Konflikt nicht weiter an. Unabhängig voneinander setzen Gribl und Ullrich, der Vorsitzender der Augsburger CSU ist, auf eine sachliche Lösung, die gemeinsam mit dem Landkreis erörtert werden soll. „Mir geht es um die beste Lösung“, sagt Ullrich. Streitpunkt zwischen Stadt und Land ist, ob es einen Neubau an der Autobahn A8 geben soll oder ob die bestehende Strecke zwischen Augsburg und Dinkelscherben ausgebaut wird, um mit einem dritten Gleis die Belange des Nahverkehrs zu verbessern.
Ullrich sagt: „Die Bahnlinie Augsburg-Ulm ist das wichtigste Verkehrsprojekt für den ganzen Raum Augsburg. Hier werden wir nur erfolgreich sein, wenn wir in Stadt und Land gemeinsam an einem Strang ziehen.“ Augsburg müsse an den überregionalen ICE-Verkehr angebunden bleiben. Partner sei die Deutsche Bahn. Wenn die Ergebnisse der Planung vorlägen, seien diese zu bewerten. Eine Festlegung auf eine mögliche Autobahntrasse sei damit nicht verbunden, so Ullrich: „Eine solche Festlegung habe ich auch nicht gefordert.“
OB Gribl betont die Gemeinsamkeiten: „Für mich steht das Übereinstimmende im Vordergrund.“ Und dies sei eine ganze Menge. Stadt und Landkreis wollten eine leistungsfähige überörtliche Verbindung zwischen Augsburg und Ulm. Das heißt eine deutliche Verbesserung der Fahrzeiten, hohes Fahrgastaufkommen und Rechtssicherheit sowie Investitionssicherheit für die Umsetzung der dann planfestgestellten Trasse. Eine Quertreiberei der Stadt erkenne er nicht, so Gribl: „Aus Rücksicht auf die durchaus nachvollziehbaren Belange des Landkreises hat sich die Stadt gerade nicht gegen die Ausbauvariante ausgesprochen.“
Zur Linie 5 führt der Rathauschef aus: „Auch was die Tramlinie 5 anbetrifft, sind die Belange auch der Landkreiskommunen im dafür vorgesehenen Planfeststellungsverfahren zu behandeln und zu berücksichtigen.“ Einen Sachzusammenhang zwischen Bahnausbau und Straßenbahnlinie gebe es nicht.
Gribl: Wir sind und bleiben im Gespräch
Insoweit sei die in den Äußerungen des Landrats enthaltene Verquickung beider Themen nicht als Drohpotenzial, sondern allenfalls als Hinweis zu verstehen, dass Stadt und Landkreis bei beiden Projekten am besten weiterhin an einem Strang ziehen, sagt Gribl, um anzumerken: „Zwischen Stadt und Landkreis gibt es keine Wogen zu glätten. Wir sind und bleiben im Gespräch.“
Lesen Sie dazu: Streit über ICE-Trasse: Landrat droht der Stadt Augsburg