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Augsburg: Streit um Hochschul-Kanzlerin Dörfler wird politisch brisant

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Streit um Hochschul-Kanzlerin Dörfler wird politisch brisant

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    Hochschulkanzlerin Tatjana Dörfler leitet die Verwaltung der Hochschule, ihr Arbeitsstil ist umstritten.
    Hochschulkanzlerin Tatjana Dörfler leitet die Verwaltung der Hochschule, ihr Arbeitsstil ist umstritten. Foto: Bernd Hohlen

    Der Streit um die Ablösung der Augsburger Hochschul-Kanzlerin Tatjana Dörfler wird zum Politikum. Die Sozialfraktion aus SPD und Linken stellt sich jetzt öffentlich vor die oberste Verwaltungsbeamtin der Hochschule, die auch ehrenamtliche Stadträtin der Augsburger Sozialdemokraten ist. Parallel gerät Hochschulpräsident Gordon Thomas Rohrmair politisch in die Schusslinie.

    Dörfler leitet seit über 13 Jahren die Verwaltung der Hochschule (früher Fachhochschule). Dort studieren rund 6700 Menschen, es gibt mehrere hundert Mitarbeiter. Dörflers Führungsstil ist seit Langem umstritten. Kritiker werfen ihr vor allem schwere Mängel im Personalmanagement und eine zeitliche Verschleppung wichtiger Entscheidungen in zahlreichen Fällen vor. Dies gehe so weit, dass die weitere Entwicklung der Hochschule beeinträchtigt sei.

    SPD spricht von öffentlicher Kampagne

    Die Hochschule will sich deshalb seit Monaten von der Kanzlerin trennen. Bei einer Versetzung muss jedoch das bayerische Wissenschaftsministerium mitmachen. Kurz vor Weihnachten eskalierte der Streit um die brisante Personalangelegenheit. In einem Brandbrief an Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) appellierten Verantwortliche der Hochschule geschlossen an den Minister: "Wir brauchen unbedingt und schnellstmöglich eine Neubesetzung an der Verwaltungsspitze der Hochschule Augsburg." Kritisiert wurde darüber hinaus, dass die Kanzlerin seit rund fünf Monaten nicht zur Verfügung stehe. Sie sei krankgeschrieben, gleichzeitig aber als ehrenamtliche SPD-Stadträtin in Augsburg aktiv. Das werfe Fragen nach dem Arbeitsverständnis der hoch besoldeten Beamtin auf. Die Kanzlerin hat eine B2-Stelle. Positionen dieser Art sind üblicherweise mit knapp 8000 Euro brutto im Monat dotiert.

    Der Streit um Hochschul-Kanzlerin Tatjana Dörfler wird zum Politikum.
    Der Streit um Hochschul-Kanzlerin Tatjana Dörfler wird zum Politikum. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Diese Vorwürfe gegen die Spitzenbeamtin und Stadträtin in ihren Reihen ruft jetzt die Augsburger Sozialfraktion auf den Plan. Dort spricht man von einer "öffentlichen Kampagne" gegen Dörfler. SPD-Fraktionsvorsitzender Florian Freund sieht vor allem Hochschulpräsident Rohrmair in der Pflicht, sich schützend vor die Kanzlerin zu stellen. "Der Präsident als Chef der gesamten Hochschule hat eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitarbeitenden", so Freund. SPD-Fraktionsvize Dirk Wurm schreibt über Dörfler auf seinem Facebook-Account, dass er sie als intelligente, fleißige und absolut integre Teamplayerin erlebt habe, weswegen ihn die Berichterstattung sehr verwundere, die von einigen in der Hochschule losgetreten worden sei. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jutta Fiener kritisiert, dass Kritiker nun auch noch Dörflers politisches Engagement im Stadtrat zum Thema machen. "Das einzige Ziel ist es, eine Person unmöglich zu machen." Aus ihrer Sicht erweckt Rohrmair bislang den Eindruck, dass er entweder nicht in der Lage sei, die öffentliche Personaldiskussion über die Kanzlerin zu beenden, oder solche Kampagnen gegen einzelne Mitarbeiter aktiv zu dulden. Damit werde er weder seiner Aufgabe gerecht noch empfehle der Streit die Hochschule als Arbeitgeber.

    Hochschulpräsident kritisiert SPD-Vorstoß

    Rohrmair kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen. Aus seiner Sicht verschärft die SPD selber die öffentliche Debatte um die Kanzlerin. "Jedem sollte klar sein, dass die Pressemitteilung alle Beteiligten, die pro Aggression sind, befeuert, und die schwächt, die moderieren wollen", so Rohrmair. Er könne auch nicht ehemaligen Mitarbeitern der Hochschule verbieten, bei der Zeitung anzurufen, um ihren Unmut über ihre frühere Vorgesetzte zu äußern. Über eine mögliche Versetzung von Dörfler könne er ebenfalls nicht selbst entscheiden, so der Hochschulpräsident. Rohrmair sagt weiter, zusammen mit dem Hochschulrat habe er allen Beteiligten im Haus mehrfach deutlich gemacht, dass interne Informationen nicht weitergegeben werden dürften. "Eine anwaltliche Beratung, wie man mit dem Fall und Betriebsgeheimnissen umzugehen hat, ist im Laufen", so der Präsident. Auch bitte er das Wissenschaftsministerium seit Monaten, eine Lösung für die umstrittene Personalie zu finden, um den "Druck aus dem Kessel zu nehmen".

    Dörfler selbst weist die Kritik an ihrer Arbeit zurück. Mehrere Präsidenten der Hochschule hätten ihre Arbeit durchgängig und ausnahmslos mit Spitzennoten beurteilt, insbesondere auch ihr Führungsverhalten. Sie sei auch immer in der Mindestzeit befördert worden, zuletzt im Sommer 2019 von Rohrmair. Sie wundere sich, warum das alles nun nicht mehr gelten solle.

    Aus Hochschulkreisen ist dazu zu hören, dass Dörfler ihre Beförderung selbst aktiv betrieben habe. Die letzte sei das umstrittenste Thema 2019 gewesen. Die Zustimmung im Hochschulrat sei erst im zweiten Anlauf und auch nicht einstimmig erfolgt. Letztlich sei man der Auffassung gewesen, dass Dörfler die B2-Stelle wegen der Größe der Hochschule zustehe und man sie ihr nicht verwehren könne. Vorgenommen werde die Beförderung jedoch vom Ministerium.

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