Wie stark werden Hubschrauber-Einweisungsflüge des Unternehmens Airbus Helicopters künftig die Anwohner in der Nähe des Augsburger Flughafens belasten? Die Anwohner sprechen schon jetzt von einer deutlichen Zunahme der Lärmbelästigung. Sie gehen auf die Barrikaden. Man habe bereits das Luftamt Südbayern eingeschaltet, das für den Augsburger Flughafen zuständig ist. Befürchtet wird, dass Airbus Helicopters quasi durch die Hintertür den Augsburger Flughafen zum Ausbildungszentrum installiert.
Dies wird vom Unternehmen selbst auf Anfrage dementiert. Gregor von Kursell, Sprecher von Airbus Helicopters, sagt gegenüber unserer Redaktion: "Donauwörth, Lagerlechfeld und Manching sind unsere Ausbildungsstandorte für den Schulungsbetrieb. Die Nutzung des Flughafens Augsburg kommt dann ins Spiel, wenn Lagerlechfeld oder die anderen Standorte nicht angeflogen werden können. Den gesamten Ausbildungsflugbetrieb nach Augsburg zu verlagern, ist nicht geplant und auch nicht möglich." Seit Anfang 2020 werde der Flughafen Augsburg als Basis genutzt. Das bedeutet: Start und Landung wurden seither in Augsburg durchgeführt, der eigentliche Einweisungsflugbetrieb wurde laut von Kursell dann auf dem Lechfeld, in Ingolstadt oder in Donauwörth absolviert.
Die Anwohner kritisieren die Hubschrauberflüge
Susanne Busch aus dem Friedberger Ortsteil Dickelsmoor gehört zu den engagierten Anwohnern, die sich seit Jahren gegen die Lärmbelästigung wehren. Sie erinnert sich daran, dass es bereits im Jahr 2019 erste Aussagen von Insidern gegeben habe, wonach Airbus Helicopters den Standort Augsburg stärken wolle. Es sei damals bereits von einem Ausbildungszentrum hinter vorgehaltener Hand gesprochen worden. Sie hat daher nach wie vor große Zweifel, ob Augsburg tatsächlich nur als Basis dauerhaft genutzt werde. Auch Manfred Hengster aus Miedering ist sauer wegen des Lärms. Das Mitglied der Fluglärmkommission sagt: "Es kann nicht sein, dass eine Firma, die ihre Fertigung und Erprobung der Hubschrauber in Donauwörth hat, sich durch die Hintertür ein Privileg verschafft, uns praktisch nach Belieben mit Lärm eindecken zu können." Hengster hat für den 4. Februar aufgelistet, wie intensiv geflogen wurde: "Von 13.20 bis 14.40 Uhr flogen 18 Maschinen, praktisch gleichzeitig, quasi im Dauereinsatz. Das ganze Geschehen war kilometerweit zu hören."
Mit Aussagen von Anwohnern konfrontiert, sagt der Sprecher von Airbus Helicopters: "Die Absicht, den gesamten Schulungsbetrieb nach Augsburg zu verlagern, hat nie bestanden und ist auch in Zukunft nicht beabsichtigt." Gegenwärtig habe das Unternehmen keine fest installierten Hubschrauber in Augsburg. Die gesetzlich vorgeschriebenen Einweisungsflüge, in unterschiedlicher Anzahl, werden nach Angaben des Firmensprechers zum größten Teil auf Kundenhubschraubern durchgeführt. Danach würden die Hubschrauber zu den jeweiligen Standorten der Kunden verlegt.
Airbus Helicopters: 40 Mitarbeiter in Augsburg tätig
In Augsburg werden zudem Maschinen gewartet, für die am Standort Donauwörth die Kapazitäten nicht reichen würden. 40 Mitarbeiter seien tätig, es handle sich um zivile und militärische Maschinen. "Hier gibt es jedoch keine Schulungs- sondern nur Ein- und Ausflüge", erläutert der Firmensprecher. Die Anzahl hänge von der jeweiligen Auftragslage ab.
Die Kritik von Anwohnern richtet sich auch gegen eine neu eingeführte südliche Platzroute, die nach ihren Worten deutlich höhere Lärmbelästigungen mit sich bringe. Vermutet wird hier ein eigenmächtiges Vorgehen des Unternehmens. Sprecher von Kursell widerspricht: "Die Südplatzrunde, mit Start und Landung im östlichen Teil des Segelfluggeländes, wurde zur Nutzung durch Airbus Helicopters, in Zusammenarbeit mit der Flughafen Augsburg GmbH, neu definiert."
Fluglärm-Diskussionen drehen sich um die Platzrunden
Für Peter Bayer, Geschäftsführer des Augsburger Flughafens, ist dieses Vorgehen sogar von Vorteil: "Der Lärm wird verteilt." Platzrunden würden im Umfeld des Flughafens gedreht, die im Bereich der Kontrollzone liegen. Dies heißt, Fluglotsen am Flughafen legen diese in Abstimmung mit den Piloten fest. Eine Platzrunde habe sich auch daran zu orientieren, ob womöglich ein größerer Flieger in Augsburg startet oder abhebt. Dass mit Airbus Helicopters eine Konzentration auf die südliche Runde vereinbart worden sei, liege im Ermessensspielraum des Flughafens. "Wir machen da nichts Verbotenes", sagt Bayer. Da sich der Flugverkehr im Bereich der Kontrollzone bis 1000 Meter Flughöhe abspiele, müsse auch keine andere Instanz eingeschaltet werden.
Das für Augsburg zuständige Luftamt Südbayern bestätigt dies. Pressesprecher Wolfgang Rupp sagt: "Dem Luftamt Südbayern ist bekannt, dass am Verkehrslandeplatz Augsburg für Piloten Einweisungsflüge für neu erworbene Hubschrauber des Herstellers Airbus Helicopters durchgeführt werden sollen." Diese Flüge bewegten sich im Rahmen der erteilten luftrechtlichen Erlaubnisse sowie im Rahmen der Betriebspflicht des Flughafens.
Vor einigen Jahren gab es bei Augsburg mehr Hubschrauberflüge
Dass Augsburg künftig mit deutlich mehr Hubschraubenflügen rechnen müsse, verneint der Flughafen-Geschäftsführer: "Bei Airbus Helicopters geht es um Hubschrauber, die vom Unternehmen verkauft werden." Piloten erhielten einen Einweisungsflug. Dies sei nicht vergleichbar, wenn Flugschulen neue Piloten ausbilden. Bayer verweist auf frühere Zahlen am Flughafen, als Hubschrauberbewegungen eine ganz andere Dimension annahmen. Im Jahr 2012 gab es nach seinen Worten mehr als 23.000 Bewegungen von Hubschraubern. Jeder Start und jede Landung wird hier berücksichtigt. Dies sei zur Zeit der Firma Heli Aviation gewesen, die in Augsburg Piloten ausgebildet hat. 2012 sei das Rekordjahr an Hubschrauberflügen gewesen, 2013 ging die Zahl dann bereits auf knapp 14.800 zurück. Im Vorjahr waren es am Augsburger Flughafen exakt 2685 Hubschrauberbewegungen. Aktuell sind folgende Zahlen: In der letzten Januar-Woche waren es 123 Bewegungen, in der ersten Februar-Woche 285 und in der zweiten dann 255.
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