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Augsburg: Strategie: Roboterbauer Kuka setzt auf Tischtennis-Star Timo Boll

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Strategie: Roboterbauer Kuka setzt auf Tischtennis-Star Timo Boll

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    Mensch gegen Maschine. Hier gewinnt oft die Maschine. So weit ist es im Tischtennis noch nicht. Timo Boll behält gegen diesen Kuka-Roboter die Oberhand, auch wenn er in dem Film, aus dem das Foto stammt, zunächst in Rückstand gerät.
    Mensch gegen Maschine. Hier gewinnt oft die Maschine. So weit ist es im Tischtennis noch nicht. Timo Boll behält gegen diesen Kuka-Roboter die Oberhand, auch wenn er in dem Film, aus dem das Foto stammt, zunächst in Rückstand gerät. Foto: Kuka

    Wenn Timo Boll in China auf die Straße geht, bildet sich eine Menschentraube um ihn. „Der Tischtennisspieler ist dort so bekannt wie FC-Bayern-Star Bastian Schweinsteiger“, sagt Kuka-Chef Till Reuter. Dem Manager ist es gelungen, den 33-jährigen Sportler für das Augsburger Roboter- und Maschinenbau-Unternehmen zu verpflichten. Als Markenbotschafter soll Boll vor allem in

    Boll, der nach eigener Darstellung in China als der kreativste und technisch beste Spieler der Welt gilt, gerät in dem dramatisch inszenierten Film zunächst gegen einen orangenen und mächtig rotierenden Kuka-Roboter kräftig in Rückstand. Der Spieler, einst vor asiatischen Konkurrenten die Nummer eins der Welt, schaut seinen kopflosen, aber extrem beweglichen Gegner namens Agilus verdutzt an. Boll gibt alles, doch er wird ausgekontert. Der Roboter haut drauf und geht 6:0 in Führung – und das, obwohl der Deutsche den besten und variabelsten Spin der Welt haben soll.

    Mensch gegen Maschine: Boll probiert es mit einem fiesen Aufschlag

    Nun probiert es Boll mit einem besonders fiesen Aufschlag von unten und gibt dem (natürlich in Kuka-Orange gehaltenen) Ball einen extremen Drall mit. Er perlt an der Netzkante ab. Der Mensch erzielt den ersten Punkt gegen die Maschine. Es kommen viele weitere hinzu. Boll macht fast einen Becker-Hecht und springt in die Bälle hinein. Großer Sport. Er gewinnt und tätschelt dem Roboter am Schluss anerkennend die muskelbepackte Spielhand. Dann folgt die Kuka-Werbebotschaft: „Wir sind nicht der Beste im Tischtennis, aber natürlich in der Robotik.“ Nach der Vorführung des Films bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz des Unternehmens in München schauen die Journalisten Kuka-Chef Reuter rätselnd an. Ist es wirklich technisch möglich, einen Roboter so zu programmieren, dass er einen Weltklasse-Tischtennisspieler in Verlegenheit bringt?

    Der Kuka-Mann räumt ein, dass der Automat nur einfache Schläge beherrsche, also keine Chance gegen Boll habe. Reuter selbst hat mit dem Profi gespielt und schnell festgestellt: „Wenn der richtig loslegt, treffe ich keinen Ball.“ Und da spielen die Wirtschaftsreporter dem Unternehmer den Ball zum eigentlichen Thema der Veranstaltung zu und wollen wissen, was das Engagement Bolls Kuka-Aktionäre koste. Hier mauert Reuter, zeigt sich aber offener, wenn es um große Summen geht.

    Der Konzern hat im vergangenen Jahr und auch schon 2014 massiv investiert und damit endgültig die Krise und die dicken roten Zahlen aus dem Jahr 2009 überwunden. Reuter verrät erstmals, dass Kuka 2013 für den Einstieg in mehrere Firmen insgesamt rund 50 Millionen Euro aufgebracht habe. Dabei konnten sich die Augsburger zunächst das Anlagenbaugeschäft des US-Schweißtechnikspezialisten und Automobilzulieferers Utica sichern. Spektakulärer war der Einstieg mit 51 Prozent beim deutschen Roboter-Konkurrenten Reis, der in der Folge der

    Stark steigende Lohnkosten in China

    Kuka will weiter kräftig investieren – vor allem in China. Der dortige Robotermarkt wächst außergewöhnlich stark, auch weil die Lohnkosten in dem Land deutlich steigen. Reuter sieht hier in manchen Bereichen kaum noch einen Unterschied zu Ungarn. Auch dort ist Kuka mit einem Standort vertreten. Weil die Nachfrage nach Automatisierungs-Lösungen in China enorm ist, hat der Konzern dort ein neues Werk eröffnet. Hier können 350 Mitarbeiter bis zu 5000 Roboter im Jahr produzieren.

    Bei der Einweihung des Standortes in diesem Monat war natürlich Boll dabei, dessen Schlagtechnik sogar Sparringspartner in China nachahmen, um die Besten des Landes in Form zu halten. Weiter nach vorne kommen mit Kuka will auch Reuter. „Das Geld ist da, um zu wachsen“, sagt er. Der Konzern habe dafür „100 bis zu 150 Millionen Euro geparkt“. Auch die Augsburger Zentrale soll nicht zu kurz kommen. Rund 60 Millionen Euro würden in den nächsten Jahren in den Standort fließen. Der Bau eines neuen Entwicklungs- und Technologiezentrums ist dabei das herausragende Projekt.

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