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Augsburg: Standort Lechhausen? Sportmarkt-Kette Decathlon gibt nicht auf

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Standort Lechhausen? Sportmarkt-Kette Decathlon gibt nicht auf

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    In Deutschland hat Decathlon 23 Filialen (hier Ludwigshafen). Die Ansiedlung in Augsburg sorgt seit Jahren für Streit.
    In Deutschland hat Decathlon 23 Filialen (hier Ludwigshafen). Die Ansiedlung in Augsburg sorgt seit Jahren für Streit. Foto: Decathlon

    Die französische Sporthandelskette Decathlon gibt sich nicht geschlagen, was eine Ansiedlung in Lechhausen betrifft: Auch wenn sich abzeichnet, dass der bisher ins Auge gefasste Standort an der Mühlhauser Straße im Stadtrat keine Mehrheit mehr finden wird (wir berichteten), hält das Unternehmen an dem Vorhaben nahe der Autobahn fest. Man hoffe, einen konkreten Plan bis Mitte 2015 entwickelt zu haben, heißt es aus der Deutschland-Zentrale von Decathlon. Ob es irgendwann tatsächlich eine 3000 Quadratmeter große Filiale an dieser Stelle geben wird, steht trotzdem in den Sternen.

    Stadtrat hat knapp für die Sportmarkt-Kette Decathlon entschieden

    Wie berichtet, laufen die Bestrebungen der Sportmarkt-Kette, sich in Augsburg anzusiedeln, seit Jahren. Politisch umstritten war das Projekt schon immer – Parteien wie SPD und Grüne sowie die IHK befürchteten eine Schwächung des Innenstadt-Handels. Die CSU trug das Projekt, das den Verkauf eines städtischen Grundstücks beinhalten würde, bisher mit.

    In der entscheidenden Stadtratsabstimmung vor einem Jahr brachte Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) die Ansiedlung mit Hängen und Würgen durch, weil einige Stadträte der damaligen Opposition fehlten. Die jetzige Beschlusslage ist: Decathlon erstellt für das Areal auf eigene Kosten einen Bebauungsplan, über den letztlich der Bauausschuss entscheidet. Solche „vorhabenbezogenen Bebauungspläne“ sind bei solchen Ansiedlungen üblich.

    Inzwischen hat sich die Situation aber geändert – politische Stimmungslage und formale Beschlusslage stimmen nicht mehr überein. Die SPD hat sich innerhalb der Koalition mit ihrer Position durchgesetzt. Bei der CSU bröckelt die Zustimmung, ist zu hören, auch wenn im Koalitionsvertrag steht, dass es bei einer eventuellen Abstimmung keinen Fraktionszwang geben soll.

    Stadt bringt Fuggerstadt-Center und Galeria Kaufhof ins Gespräch

    Wirtschaftsbürgermeisterin Eva Weber (CSU) verweist aber darauf, dass sich die Situation gegenüber 2011 verändert habe. „Wir haben tatsächliche oder absehbare Leerstände in der Innenstadt“, sagt sie. Konkret gemeint sind das Fuggerstadt-Center und das Gebäude von Galeria Kaufhof. Galeria macht Mitte 2015 dicht. Vor diesem Hintergrund mache eine zusätzliche Ansiedlung auf der grünen Wiese keinen Sinn, sagt Weber. Letztlich entscheide aber der Stadtrat.

    Die Augsburger Innenstadt leidet, wie berichtet, seit Jahren unter Kundenschwund. Die Stadt will mit einer großen Marketing-Kampagne im Frühjahr versuchen, Kunden in die Innenstadt zurückzulocken. Wegen beider Innenstadt-Gebäude stand die Stadt mit Decathlon in Verhandlung – beide Gebäude scheiden für das Unternehmen aber aus.

    Hintergrund: Ähnlich wie etwa Ikea setzt Decathlon auf Ansiedlungen in verkehrsgünstigen Gewerbegebieten. „Unser Konzept besagt klar, dass wir ebenerdige Flächen brauchen“, sagt Recep Sari, Expansions-Leiter Süd für Decathlon. Nur so könne man die Waren auch so präsentieren, dass sie von Kunden gleich ausprobiert werden können. „Und die Anbindung an den Autoverkehr spielt eine große Rolle. Wir setzen darauf, auch über das Stadtgebiet hinaus Kunden anzuziehen“, sagt Sari. In der Innenstadt sei das nicht so einfach.

    Dieses Konzept verfolgt Decathlon bei den rund 760 Filialen weitweit (davon 23 in Deutschland). Die nächsten Filialen liegen in Aalen und Plochingen (beide Baden-Württemberg). Momentan läuft die Expansion in Richtung Augsburg und München. Das Galeria-Gebäude sei relativ schnell herausgefallen, beim Fuggerstadt-Center habe man nach genauerer Prüfung abgewinkt. Zwar testet Decathlon seit drei Wochen in der Mannheimer Fußgängerzone in einem Pilotprojekt eine Innenstadtlage, doch der Ausgang ist ungewiss.

    Decathlon hat bereits 200.000 Euro investiert

    Dass die Politik aus Sicht von Decathlon jetzt umfalle, sei „im Rahmen eines partnerschaftlichen Verhältnisses nicht die feine Art“, sagt Sari. Nun wolle man Klarheit haben und setze die Planungen fort, auch wenn klar sei, dass man möglicherweise Schiffbruch erleidet. Formal stehe die Ampel noch auf Grün, was die Beschlusslage betrifft. „Alles andere wissen wir nur vom Hörensagen. Wir wollen einen Beschluss – so oder so“, sagt Sari.

    Dahinter stehen möglicherweise schon Überlegungen, die Stadt auf Schadensersatz zu verklagen. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt bereits rund 200.000 Euro in die Entwicklung des Standortes investiert. Sich in der Region niederzulassen, bleibe in jedem Fall das Interesse von Decathlon. „Wenn nicht in Augsburg, dann im Umland“, sagt Sari. 

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