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Foto: Silvio Wyszengrad
Foto: Silvio Wyszengrad

Die Tarifreform des AVV löst bei vielen Fahrgästen Ärger aus.

Augsburg
15.01.2018

Stadtwerke sollen Kritik an umstrittener Tarifreform auswerten

Von Michael Hörmann

Am Wochenende kündigte Oberbürgermeister Kurt Gribl an, dass man bei der Tarifreform nochmal hinschauen müsse. Stadtwerke-Geschäftsführer Casazza soll nun Beschwerden analysieren.

Bei einem Teil der Fahrgäste von Bus und Tram fährt gegenwärtig der Frust mit: Sie sind sauer, weil sie für bestimmte Fahrten im Stadtgebiet deutlich mehr zahlen müssen als früher. Teils ist das Ticket für Einzelfahrten doppelt so teuer wie vor dem 1. Januar. Der Ärger ist auch deshalb groß, weil Tickets für Straßenbahnfahrten nicht einmal in den Trams gekauft werden können.

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Stadtwerke-Geschäftsführer soll Beschwerden analysieren

Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl hatte am Wochenende gesagt, „dass wir bei der Tarifreform noch mal hinschauen müssen“. Auf Nachfrage hat der CSU-Rathauschef nun präzisiert, was er unter dem Begriff „hinschauen“ versteht: „Näher hinschauen heißt, dass Stadtwerke-Geschäftsführer Walter Casazza nun damit beauftragt ist, die eingehenden Beschwerden zu analysieren und aufzuzeigen, ob es Möglichkeiten gibt, Anpassungen vorzunehmen.“ Diese Aussage könnte auch so verstanden werden, dass womöglich ein Ticketkauf beim Fahrer wieder möglich sein wird. Dass jedoch an den großen Stellschrauben der Tarifreform kurzfristig gedreht wird, sprich dass Preise reduziert werden oder vielleicht auch die Zahl der Haltestellen für eine Kurzstreckenfahrt erhöht wird, scheint ausgeschlossen. Zumindest ist die Aussage von Oberbürgermeister Gribl so zu verstehen. Er sagt: „Ansonsten bleibt es dabei: Es gibt eine einjährige Laufzeit des reformierten Tarifsystems.“ Anschließend würden die Ergebnisse und Verkaufszahlen evaluatiert und intensiv beleuchtet. Sehe man dann Handlungsbedarf, könnte es zu Änderungen im Tarifsystem kommen. Diese Entscheidungen seien aber nur mit den anderen Beteiligten des Augsburger Verkehrsverbunds zu erzielen, sagt Gribl.

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Foto: Anne Wall (Archiv)
Foto: Anne Wall (Archiv)

Walter Casazza, Geschäftsführer der Stadtwerke, soll aufzeigen, ob es Möglichkeiten zur Anpassung der Tarifreform gibt.

Stadtwerke-Geschäftsführer Casazza hatte zuletzt gegenüber unserer Zeitung geäußert, dass im AVV zwei Jahre lang unter Einbeziehung der politischen Gremien an der Tarifreform gearbeitet worden sei. Eine Änderung ist nur einvernehmlich mit allen Partnern, den Gesellschaftern und Verkehrsunternehmen im gesamten AVV möglich. Gesellschafter sind neben der Stadt Augsburg die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen.

Kritik an AVV-Tarifreform kommt von den Freien Wählern

Versäumnisse, die auch OB Gribl politisch zu verantworten habe, sieht hingegen der Augsburger Stadtrat Volker Schafitel (Freie Wähler). Er sagt: „OB Gribl hat es wohl versäumt, bei seinen Verhandlungen zur misslungenen AVV-Tarifreform, gleich ,gescheit hinzusehen‘, sonst müsste er dies jetzt nicht nachholen.“ Abgesehen davon, dass die Bürger an der Erarbeitung der Tarifreform nicht beteiligt gewesen seien, kritisiert Schafitel, dass die Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr Augsburg (ANA) frühzeitig auf die Schwächen und Fehler der Reform hingewiesen habe. Diese Vorschläge hätten aber kein Gehör gefunden. Schafitel: „Es wurde vor Beschluss der Reform ein umfangreiches Papier an alle Entscheidungsträger, unter ihnen auch OB Gribl, versandt. Es gab Lösungsvorschläge, die genau dort ansetzen, wo heute Kritik von den Bürgern geübt wird.“ Der Schlusssatz in diesem Schreiben der ANA vom 19. Juni, das von Jörg Schiffler unterzeichnet ist, lautet wie folgt: „Der Ansatz für die Tarifreform war begrüßenswert, die Umsetzung aber ist in der vorliegenden Form aus Fahrgastsicht inakzeptabel.“

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)
Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

Volker Schafitel von den Freien Wählern kritisiert das Vorgehen von Oberbürgermeister Gribl.

In der Berichterstattung unserer Zeitung hieß es damals: „Die ANA kritisiert, dass mit Abschaffung der Zone 10 Fahrten über eine mittlere Strecke um 100 Prozent teurer werden. Dies betreffe nicht nur Fahrten innerhalb der Innenstadt, sondern auch innerhalb von Stadtteilen, etwa von der Hammerschmiede bis zum Lechhauser Schlößle. Auf diese Weise vergraule man Gelegenheitsfahrgäste und baue eine Hürde für mögliche Neukunden auf, die mal Bus und Tram probieren möchten.“

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