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Augsburg: Stadtwerke erteilen E-Scootern eine Absage und setzen aufs Rad

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Stadtwerke erteilen E-Scootern eine Absage und setzen aufs Rad

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    Abseits der Tram setzen die Stadtwerke verstärkt auf Leihräder. Diese stehen in der Karolinenstraße.
    Abseits der Tram setzen die Stadtwerke verstärkt auf Leihräder. Diese stehen in der Karolinenstraße. Foto: Brigtte Mellert

    Drei Anbieter stellen im Augsburger Stadtgebiet derzeit E-Scooter zur Verfügung: Voi, Tier und Dott. Die Stadtwerke Augsburg, die in der Vergangenheit ebenfalls über den Einsatz des elektronischen Rollers nachgedacht haben, haben nun eine gegenteilige Entscheidung getroffen: Sie erteilen E-Scootern eine Absage und setzen stattdessen auf ein anderes Verkehrsmittel.

    E-Scooter werden bei den Stadtwerken inzwischen eher als „ein Ärgernis“ gesehen, weil sie vielfach wild in der Gegend herumliegen. Stattdessen setzen die Verkehrsbetriebe abseits von Bus und Tram künftig auf einen anderen verkehrspolitischen Kurs. Zum einen wird das Carsharing-Angebot, also das kurzzeitige Mieten eines Autos, ausgeweitet. Dabei bleibt es aber nicht allein. Auch die Zahl der Leihfahrräder wird massiv erhöht.

    Verkehr: Stadtwerke wollen 500 Räder zur Verfügung stellen

    „Wir werden die Zahl der Fahrräder voraussichtlich im April von 200 auf 500 Fahrräder erweitern“, sagt Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg. Die Zahl der Standorte, an denen die Räder abgestellt werden können, werde von jetzt 30 auf 90 erhöht. Die Orte liegen im ganzen Stadtgebiet verteilt, erläutert Fergg: „Wir wollen natürlich in die Stadtteile gehen, aber auch an wichtige Punkte wie Behörden, Denkmäler und Verkehrsknoten, an denen Bus, Tram und Carsharing mit Rad zu Mobilitätsstationen verbunden werden“.

    Auch die Flotte der Fahrzeuge, die beim Carsharing zum Einsatz kommen, wird in den nächsten Monaten zahlenmäßig ausgeweitet. Fergg: „Wir wollen von 200 Autos auf 250 Fahrzeugen erweitern“. Damit einher geht der Ausbau der Standorte, an denen Carsharing-Autos geparkt werden, wenn sie nicht im Einsatz sind. Noch sind es 81, rund 100 Standorte sollen es bald sein. Man werde dann auch ein Stück weiter in die schwäbische Region gehen, kündigen die Stadtwerke an. Derzeit gibt es außerhalb des Augsburger Stadtgebiets bereits Carsharing-Standorte in Stadtbergen, Neusäß, Königsbrunn, Diedorf, Gersthofen, aber auch in Wertingen. Günzburg kommt bald ebenfalls zum Zug. Knapp 6000 Kunden nutzen das kostenpflichtige Carsharing-Angebot derzeit. Bis Jahresende sollen es 7000 Nutzer sein.

    Verkehr: Stadtwerke bauen Carsharing weiter aus

    Die Stadtwerke sagen also Ja zu mehr Carsharing-Autos und mehr Leihfahrrädern. E-Scooter dagegen sind aus dem Rennen. Fergg spricht von einem Überangebot. Sehr angetan seien die Stadtwerke jedenfalls von E-Scootern nicht, lässt Fergg verlauten: „Ökologisch sind E-Scooter nicht, denn sie ersetzen keine Autofahrten, sondern Nahverkehr oder Fahrrad “. Außerdem sei das vorherrschende System, dass die Scooter einfach in der Gegend rumstehen, „eher ein Ärgernis “. Die Haltbarkeit der elektronischen Roller sei mit vier bis etwa zehn Monaten ebenfalls sehr kurz. Die Fahrzeuge müssten zudem eingesammelt, aufgeladen und wieder verteilt werden. Fergg sagt: „Das überzeugt nicht wirklich.“

    Für die Stadtwerke sind E-Scooter, die in der Gegend herumliegen, ein Ärgernis.
    Für die Stadtwerke sind E-Scooter, die in der Gegend herumliegen, ein Ärgernis. Foto: Bernd Hohlen 

    Sinnvoll wären seiner Ansicht nach feste Stationen, an denen die Scooter geladen werden oder an denen der Akku ausgetauscht werden könne. Die Stadtwerke fahren daher bewusst einen anderen Kurs in der Verkehrspolitik: „Da bauen wir lieber unsere Angebote bei Carsharing und Fahrrad aus“.

    Beim Rad ebenso wie beim Carsharing wird am standortbasierten Konzept festgehalten. Beim Carsharing heißt das, dass ein Auto an einem Standort abgeholt und am gleichen zurückgegeben wird, ein Rad kann dagegen an beliebigen Standorten zurückgegeben werden. Fergg: „Das ist zum einen tatsächlich ökologisch, weil es eine Ergänzung zum Nahverkehr ist und keine Konkurrenz“. Zum anderen werde so verhindert, dass wild abgestellte Fahrräder die Fußwege oder Straßen verstellen.

    Vergleicht man die Nutzerzahlen von Carsharing und Leihfahrrädern mit denen von Bus und Tram, wird allerdings deutlich, wo die Schwerpunkte liegen: Im ÖPNV waren es laut Fergg zuletzt 67 Millionen Fahrgäste im Stadtgebiet Augsburg.

    E-Scooter: Markt in Augsburg ist umkämpft

    Der E-Scooter-Markt im Stadtgebiet ist auch ohne die Stadtwerke hart umkämpft. Ende Februar kam das niederländische Unternehmen Dott als dritter Anbieter nach Augsburg. Man wolle mittelfristig einige hundert Roller aufstellen, hieß es von Unternehmensseite. Dott setzt auf Augsburg.

    Dieses neue Angebot ist im Vergleich zur Konkurrenz etwas teurer. Mit einem Euro Startgebühr muss man rechnen, hinzu kommen 23 Cent pro Minute. Zum Vergleich: Die Startgebühr bei den Konkurrenten Voi und Tier ist gleich hoch, die Minute kostet dort aber nur 15 Cent. Und wer ist nun besser?

    Im Januar 2020 hatte die Firma Tier 200 Roller in Augsburg aufgestellt. Das Unternehmen Voi startete im Sommer vergangenen Jahres mit einer vergleichbaren Zahl.

    Lesen Sie den Kommentar: E-Scooter in Augsburg bleiben das große Reizthema

    Lesen Sie dazu: Immer mehr Augsburger nutzen Carsharing - und die Stadt reagiert

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