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Augsburg: Stadtrat entscheidet: Werner-Egk-Schule behält ihren Namen

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Stadtrat entscheidet: Werner-Egk-Schule behält ihren Namen

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    Die Werner-Egk-Schule in Oberhausen behält ihren Namen.
    Die Werner-Egk-Schule in Oberhausen behält ihren Namen. Foto: Michael Hochgemuth

    Die Werner-Egk-Schule in Oberhausen behält ihren Namen. Eine Namensänderung ist damit vom Tisch. Es wird keine Umbenennung geben. Der vorgeschlagene Name Grundschule Augsburg Oberhausen Mitte kann in den Schubladen verschwinden. So hat es der Augsburger Stadtrat am Mittwoch in seiner Sitzung mehrheitlich entschieden.

    Wie erwartet, lehnten CSU und Pro Augsburg die Umbenennung ab. Auch Stadtrat Peter Grab (WSA) folgte diesem Weg. SPD und Grüne votierten für eine Umbenennung. Beim Thema Werner-Egk-Schule ging somit ein Riss durch das regierende Dreierbündnis, das von CSU, SPD und Grünen gebildet wird. Zudem war die Sechser-Ausschussgemeinschaft für die Namensänderung. Da einige Stadträte fehlten, stand es am Ende 31:25.

    Über die Umbenennung der Werner-Egk-Schule wird intensiv diskutiert

    Der Abstimmung war eine zweistündige intensive Diskussion vorausgegangen. Gabriele Thoma (SPD) sagte, dass Werner Egk „große Karriere während der NS-Zeit“ gemacht habe. Er sei kein Vorbild für eine Schule. So habe es die Kommission für Erinnerungskultur festgestellt. Die SPD folge die Einschätzung der Schulfamilie, den Namen zu ändern. Verena von Mutius (Grüne) teilte die Auffassung, wonach der Empfehlung der Kommission zu folgen sei. Die Grüne-Stadträtin verwies auf den besonderen Weg, den die Stadt zuletzt in der Erinnerungskultur gegangen sei: „Die Kommission würde brüskiert, wenn die Empfehlung nicht gilt.“ Andreas Jäckel (CSU) sagte, „dass es der leichtere Weg ist, die Schule umzubenennen“. Vielleicht würde dieser Beschluss „gut in diese Zeit passen“. Die CSU nehme eine Gesamtbewertung vor. Daher sei eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Leben und Wirken Egks notwendig.

    Claudia Eberle (Pro Augsburg) betonte ebenfalls, dass dieses Vorgehen richtig sei. Würde man jetzt der Umbenennung zustimmen, könne man bald „bei jedem Namen“ etwas hinterfragen. Ohne den Namen Bertolt Brecht direkt anzusprechen, kam dieser Bezug zur Sprache. „Egk war Hitlers Helfer“, lautete eine Aussage von Otto Hutter (Die Linke). Sollte der Namen beibehalten werden, sei dies „aus Sicht der Naziopfer eine Brüskierung“. Man müsse sehr wohl das Votum der Schulfamilie betrachten. Sie habe einen „sehr selbstbewussten Vorschlag“ gemacht, wenn die Schule den Namen Oberhausen Mitte tragen würde. Peter Grab (WSA) lehnte die Umbenennung ab, da es letztlich ein Abwägungsprozess sei. Wer über Egk spreche, müsse registrieren, dass die Person Verdienstorden erhalten habe.

    Volker Schafitel (Freie Wähler) sagte, „dass es für die Schule eine Erleichterung wäre, wenn der Namen geändert wird“. Doch darum gehe es nicht allein. Egk sei Opportunist gewesen. Übertragen auf die jetzige Zeit, in der Schüler massenhaft auf die Straße gehen, sagte Schafitel: „Bleibt der Namen, ist es ein Affront gegen engagierte junge Leute.“

    Die politische Entscheidung, den Namen Werner Egk nicht aus dem Schulnamen zu streichen, war in dieser Weise absehbar. CSU und Pro Augsburg hatten sich frühzeitig positioniert. Sie wollen, dass jetzt das Leben und Wirken des Musikers umfassend an der Schule aufgearbeitet wird. Dies könnte mit einer Tafel passieren, aber auch durch entsprechende Erläuterungen im Internetauftritt der Schule. Zudem soll sich die Schulfamilie dauerhaft mit Egk auseinandersetzen.

    Das war Leben und Wirken von Werner Egk

    Der Komponist Werner Egk (1901 bis 1983) war unter den Nationalsozialisten ein Funktionär der Reichsmusikkammer und Kapellmeister der Berliner Staatsoper. Wegen seiner Nähe zum NS-Regime eigne er sich nicht als Vorbild für eine Schule mit Grundschülern, war die Botschaft der Kommission für Erinnerungskultur. Diese Kommission war beauftragt worden, sich mit der umstrittenen Namensgebung auseinandersetzen. Die Schulfamilie schloss sich der Empfehlung an. Zu entscheiden über den Schulnamen haben jedoch nicht Lehrer und Eltern, auch das Wort des Stadtrats zählt.

    Oberbürgermeister Kurt Gribl hatte vor der Stadtratssitzung erläutert, warum er und die CSU-Fraktion gegen die Umbenennung seien. Es handle sich, was die Debatten in den zurückliegenden Monaten gezeigt hätten, um ein „höchst sensibles Thema“. Eines sei dabei immer zu sehen: Man diskutiere nicht über einen neuen Namen für eine Schule, sondern darüber, ob der existierende Name abgeschafft wird. Und damit über letztlich die Person Werner Egk, der der Schule im Jahr 1994 den Namen gab. „Die Entfernung des Namens entspricht einem Unrechtsurteil gegenüber dem Namensgeber“, erläutert Gribl. Übersetzt heißt dies: Die Stadt würde jetzt sagen, dass Werner Egk in seiner Zeit Unrecht getan hätte. Dies sei aber eben nicht der Fall. Die Kommission für Erinnerungskultur kam zum Ergebnis, dass sich Egk wegen seiner Nähe zum NS-Regime nicht als Vorbild für eine Schule mit Grundschülern eigne. Ein direktes Fehlverhalten Egks hatte die Kommission nicht erkannt.

    Claudia Kirsch, Rektorin der Schule, verfolgte die Stadtratssitzung. Das Abstimmungsergebnis sei nach den jüngsten Aussagen der Fraktionen zu erwarten gewesen. Sie werde die Schulfamilie über den politischen Beschluss informieren. Eine inhaltliche Bewertung nahm die Rektorin in ihrer ersten Reaktion nicht vor. Sie sagte aber: „Als Künstler und Sohn Oberhausens wird Egk wertgeschätzt, aber es geht um die Vorbildfunktion.“

    Die Schule werde immer wieder mit Anfragen konfrontiert, „die sich aufs Egks Rolle in der NS-Zeit und dessen Vorbildcharakter beziehen“. Mit den Antworten darauf seien Lehrer und Elternbeirat überfordert. Daher sei nun die Stadt gefordert.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Werner Egk: Die CSU begibt sich auf dünnes Eis

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