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Augsburg: Stadt will ausufernde Partys der Autoszene an Tankstelle ausbremsen

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Stadt will ausufernde Partys der Autoszene an Tankstelle ausbremsen

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    An der Aral-Tankstelle am Gablinger Weg in Oberhausen wimmelt es vor Autos und jungen Menschen.
    An der Aral-Tankstelle am Gablinger Weg in Oberhausen wimmelt es vor Autos und jungen Menschen. Foto: Nico Kalif

    Die Tankstelle am Gablinger Weg ist zum beliebten Treffpunkt junger Autofans geworden, die dort teils bis in die Morgenstunden feiern. Anwohner gehen deshalb auf die Barrikaden. Sie ärgern sich über Lärm und Verkehrschaos. Ihre Kritik richtet sich an die Stadt Augsburg und die Polizei. Die Behörden würden dem Spektakel eher tatenlos zusehen, heißt es. Anwohner fordern ein konsequenteres Einschreiten gegen die ausufernden Großveranstaltungen, zu denen schon 600 Besucher gekommen sind. Nach der Berichterstattung unserer Redaktion über die Vorgänge im Oberhauser Industriegebiet an der B17 stehen Stadt und Polizei unter Druck. Wie die Behörden reagieren - und was ein Teilnehmer vom Samstag sagt.

    Vor allem an Wochenenden reisen Autofans mit ihren aufgemotzten Fahrzeugen an, junge Leute treffen sich zum Feiern. In den sozialen Netzwerken wird für den Treffpunkt regelrecht geworben. Was sich vor Ort an ausgelassenen Feiern abspielt, gefällt Stadt und Polizei überhaupt nicht, wie sie am Donnerstag auf Anfrage betonen. Ein Verbot sei nicht umsetzbar, zumal es sich teils um Privatflächen handle. Dem Tankstellen-Pächter und dem McDonald's Franchisenehmer, der mit der Situation auch nicht glücklich ist, sei aber bereits klar gemacht worden, dass bestimmte Dinge nicht zu tolerieren seien. Hygienekonzepte seien zum einen nötig, damit Verstöße gegen Corona-Auflagen geahndet werden könnten. Zudem werde ein Konzept verlangt, wie die Parkflächen ausgewiesen werden.

    Anwohner können den Krach nachts nicht mehr ertragen
    Anwohner können den Krach nachts nicht mehr ertragen Foto: Ulrich Wagner

    Gablinger Weg: Zusätzliche Verbotsschilder nahe der Tankstelle

    Die Stadt Augsburg ist laut Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) nicht untätig. "Es werden aktuell auch im Umfeld des Areals Halteverbotsbereiche zusätzlich explizit ausgewiesen, um die Parkmöglichkeiten weiter zu verringern." Hier werde verstärkt kontrolliert. Wie intensiv und häufig diese Kontrollen sind, bleibt offen. Polizei und Stadt Augsburg würden immer wieder in enger Abstimmung unangekündigte Kontrollen durchführen, sagt der Ordnungsreferent.

    Anwohner hatten beklagt, dass gerade am vergangenen Wochenende viel zu wenig kontrolliert und gegen Verstöße vorgegangen worden sei. Pintsch räumt dies im Nachhinein ein: "Die Einsatzkräfte von Polizei und städtischem Ordnungsdienst waren am letzten Wochenende stark in der Innenstadt gebunden, hier wird es aber zukünftig ein dynamisches Konzept geben." Die Tankstelle am Gablinger Weg sei im Blickfeld. Man arbeite gemeinsam mit der Polizei daran, "eine tragfähige Lösung für das vielschichtige Problem zu erreichen".

    Zwei Anwohner hatten sich darüber hinaus direkt an die Stadt gewandt, um ihre Beschwerden vorzubringen. Pintsch sagt: "Selbstverständlich nehmen wir die Beeinträchtigungen der Bürger und die Gefährdung des Straßenverkehrs sehr ernst." Er könne nur versichern, "dass wir zusammen mit dem Polizeipräsidium Schwaben Nord intensiv daran arbeiten, die Nutzung der Örtlichkeit am Gablinger Weg und der Stuttgarter Straße, soweit sie unzulässig ist, bestmöglich aufzulösen". Da es um ein überörtliches Phänomen gehe - auch andernorts finden Treffen der Autoposer-Szene statt - sei eine Lösung allein durch die Stadt Augsburg nicht möglich.

    Treffen an der Tankstelle am Gablinger Weg: Das plant die Stadt Augsburg

    Die Behörden wollen darüber hinaus gegen Personen vorgehen, die in sozialen Netzwerken zur Teilnahme an den Treffen aufrufen, sagt Pintsch: "Gerade diese Verstöße werden wir sehr konsequent und streng ahnden, da sie der eigentliche Grund für die unverhältnismäßig großen Zusammenballungen sind."

    Bei der Augsburger Polizei verweist Sprecher Michael Jakob darauf, dass die Beamten bereits in der Vergangenheit immer wieder Kontrollen durchgeführt hätten. Man zeige durchaus Präsenz vor Ort: "Eine konsequente Ahndung erkannter Verstöße ist unerlässlich." Auch wenn es zuletzt größere Versammlungen gegeben hätte, sei eine Räumung des Areals bislang kein Thema gewesen.

    Die Augsburger Polizei kennt die Situation an der Tankstelle

    Die Situation an der Tankstelle sei für die Polizei nicht neu, sagt Jakob. Die Tuningszene treffe sich bereits seit 2015 an dieser Tankstelle. "Seitdem hat die Polizei auch die Szene und die Örtlichkeit im Blick", betont der Polizeisprecher. Allerdings habe die Tankstelle erst in letzter Zeit vermehrt Aufmerksamkeit durch entsprechende „Bewerbung“ in Sozialen Medien erfahren. Jakob zeigt durchaus Verständnis für manchen Autofan: "Es ist nicht unsere Intention, die ansässige Tuningszene zu kriminalisieren. Die Tuningtreffen, bei denen ordnungsgemäß getunte Fahrzeuge zur Schau gestellt werden, sind aus polizeilicher Sicht unproblematisch." Die Schwierigkeiten tauchten hier dann auf, wenn irreguläre Veränderungen vorgenommen würden und dadurch die Sicherheit des Straßenverkehrs leide. Bei den Autoposern sehe die Polizei die Verkehrssicherheit gefährdet, wenn besonders waghalsige Fahrmanöver unternommen würden: "Gerade diese Szene stellt ein zunehmendes Problem dar."

    Ein Fan der Tuningszene, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, war am Wochenende erstmals an der Tankstelle - weil es dem Mann, der in der Nähe von München wohnt, so gut gefiel kam er gleich Freitag und Samstag. "Ich hatte von Kollegen gehört, dass es einen coolen Ort in Augsburg gibt, wo sich die Tuningszene trifft." Er wurde nicht enttäuscht. Schnell kam er mit vielen Menschen ins Gespräch, die aus der Region und vielen anderen Orten angereist waren. Er würde es schade finden, wenn solche Treffen nun nicht mehr stattfinden könnten. "Fußball hat seinen Platz, Tennis hat seinen Platz, aber die Tuning-Szene hat keinen Ort", sagt er. Seit vielen Jahren bewegt er sich in der Szene und weiß - sobald die Treffen größer werden, gebe es Schwierigkeiten. Er sagt aber auch, dass er verstehen könne, wenn Passanten und Anwohner solche Treffen "anstrengend" fänden. "Am Wochenende wurde tatsächlich über die Stränge geschlagen."

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